17. Oktober 2021
Urologische Tumorerkrankungen machten in Deutschland im Jahr 2016 etwa 33% bzw. 4% aller Krebserkrankungen bei Männern bzw. Frauen aus (1). Voraussetzung für die Erfassung und wissenschaftliche Auswertung der Versorgungsqualität urologischer Tumorerkrankungen ist deren standardisierte Dokumentation (2).
Deutsche Uro-Onkologen e.V. (d-uo) hatten bereits Anfang 2017 die Idee, eine Dokumentationsplattform zu entwickeln, mit der den Mitgliedern von d-uo einerseits die Meldung an das Krebsregister (KR) ermöglicht wird und andererseits Daten in die eigene Datenbank von d-uo überführt werden können – ohne wesentlichen zusätzlichen Aufwand. Im Januar 2018 hat d-uo dann an dieser Stelle bekanntgegeben, dass die KR-Meldung mit einer eigenen Datenbank kombiniert werden kann (3). Seit Mai 2018 übermitteln Mitglieder von d-uo KR-Meldungen mit dem System von d-uo (4). Gemeinsam mit der Firma Pangoon aus Berlin wurde dieses System mittlerweile optimiert. Jede Meldung wurde dem meldenden Mitglied von d-uo mit 18 € extra vergütet – quartalsweise und pünktlich (5).
Die VERSUS-Studie
Die Ergebnisse der kombinierten KR-Meldungen werden von d-uo unter dem Studiennamen VERSUS (VERSorgUngsStudie) ausgewertet und publiziert. Es handelt sich bei VERSUS um eine nicht-interventionelle, prospektive, multizentrische Studie zur Dokumentation und deskriptiven statistischen Auswertung von Diagnostik, Behandlungsverlauf und Nachsorge uro-onkologischer Patient:innen. Eingeschlossen werden Patient:innen mit der Erstdiagnose einer urologischen Tumorerkrankung. Die Untersuchungsparameter orientieren sich am einheitlichen onkologischen Basisdatensatz von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID). Die VERSUS-Studie von d-uo wurde von der Ethikkommission Berlin im Jahr 2018 positiv bewertet. Anlässlich des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) wurde d-uo im Jahr 2020 für die VERSUS-Studie mit dem Ernst-Fürstenheim-Förderpreis ausgezeichnet (6).
Gut 3 Jahre nach Beginn der Studie sind jetzt mehr als 10.000 Patient:innen mit der Neudiagnose einer Tumorerkrankung aus dem urologischen Gebiet eingeschlossen. Die aktuelle Auswertung der 40-Monats-Daten aus der VERSUS-Studie hat eine zu erwartende Verteilung der 10.079 neudiagnostizierten Tumorerkrankungen aus dem urologischen Gebiet erbracht (Tab. 1).
Tab. 1: Verteilung der Tumorerkrankungen bei d-uo im Vergleich zum Robert Koch-Institut (RKI).
Erstmals legen wir an dieser Stelle Ergebnisse zum Diagnoseanlass der 5 häufigsten Tumorerkrankungen aus dem urologischen Gebiet vor. Eine bestehende Symptomatik führte je nach Tumorerkrankung bei 22% bis 55% aller Patient:innen zur Diagnose der jeweiligen Tumorerkrankung (Tab. 2). Derartige Zahlen waren bisher aus Deutschland nicht verfügbar.
Tab. 2: Häufigkeit von Symptomatik als Diagnoseanlass verschiedener Tumorerkrankungen (d-uo 2021, bisher unveröffentlichte Daten).
Zunehmend kommen wir in die Lage, spannende Fragen hinsichtlich Diagnostik und Therapie der genannten Tumorerkrankungen beantworten zu können. Dies betrifft nicht nur die neudiagnostizierten Tumorerkrankungen, sondern insbesondere auch Verläufe über die Zeit (7). Die Daten werden fortlaufend ausgewertet und publiziert. So wurden auf dem diesjährigen DGU-Kongress 9 Beiträge in Vortrags- oder Posterform von d-uo präsentiert sowie der Start des Nationalen Urothelkarzinom-Registers bekanntgegeben. Im nächsten Jahr soll das Nationale Prostatakarzinom-Register von d-uo folgen. Diese Registerstudien werden alle Tumorstadien einschließen und stellen ein Novum in der urologischen Versorgungsforschung in Deutschland dar (8).
Deutsche Uro-Onkologen e.V. (Geschäftsstelle)
c/o SMG Forschungsgesellschaft mbH
Lepsiusstr. 92, 12165 Berlin
Tel.: 030/284450-05
Fax: 030/284450-09
E-Mail: info@smgf.de
Internet: www.d-uo.de
Literatur:
(1) www.krebsdaten.de (Robert Koch-Institut. Krebs in Deutschland für 2015/2016).
(2) König F et al. Akt Urologie 2018;49(2):125.
(3) IQUO 2.0 – ein Zwischenstand. Journal Onkologie 2018;1:57.
(4) König F et al. Journal Onkologie 2018, 7/8:62-63.
(5) Doehn C. UroForum 2020;8(20):13-14.
(6) Doehn C. Urologische Nachrichten 2020;10.2020:14.
(7) Johannsen M et al. Uro News 2020;24(1):14-16.
(8) Doehn C. UroForum 2021;7(21):48-49.