20. September 2024
Das Prostatakarzinom stellt die häufigste bösartige Tumorerkrankung des Mannes in Deutschland dar (1). So erkrankten im Jahr 2020 etwa 66.000 Männer an einem Prostatakarzinom und ungefähr 15.000 Männer verstarben daran (1). Für die ambulante Diagnostik und Therapie dieser häufigsten Tumorentität im Bereich der Urologie gab es bis 2022 kein tumorspezifisches Register zur Erfassung der Versorgungssituation in Deutschland. Diese Situation war und ist für die uro-onkologische Versorgungsforschung unbefriedigend. Daher war es d-uo von Anfang an ein Anliegen, nationale Register für urologische Tumorerkrankungen zu entwickeln. Im Oktober 2022 wurde das Nationale Register Prostatakarzinom (ProNAT) von d-uo initiiert (2-4). Zu den Zielen von ProNAT gehören die wissenschaftliche Auswertung sowie die fortlaufende Qualitätssicherung und Verbesserung der Behandlung von Patienten mit einem Prostatakarzinom in der praxisambulanten Versorgung (2-4).
Aktuelle Empfehlungen der deutschen S3-Leitlinie Prostatakarzinom
Die deutsche S3-Leitlinie Prostatakarzinom wurde gerade aktualisiert und liegt seit Mai 2024 in der Version 7.0 vor (5). Weiterhin ist ein Empfehlungsgrad A gleichbedeutend mit „soll“, ein Empfehlungsgrad B mit „sollte“ und ein Empfehlungsgrad 0 mit „kann“.
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Erschienen am 01.07.2024 • Die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom wurde überarbeitet. Mehr zu den Neuerungen lesen Sie hier!
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5.15 Evidenzbasiertes Statement zur mpMRT der Prostata vor Erstbiopsie (5)
„Die Studienergebnisse zu mpMRT-gestützter vs. systematischer Biopsie vs. einer Kombination beider Verfahren bei zuvor biopsienaiven Männern weisen in der Mehrheit darauf hin, dass die mpMRT-gestützte Biopsie etwas häufiger (im Bereich von 10%) signifikante Karzinome entdeckt als die systematische Biopsie allein. Es werden jedoch signifikante Karzinome in der mpMRT und gezielten Biopsie verfehlt, wie auch die systematische Biopsie einen relevanten Anteil nicht detektiert (im Bereich von 20%). Die Kombination aus mpMRT-gestützter, gezielter plus systematischer Biopsie erreicht bessere Detektionsraten als die jeweiligen Methoden allein.“
Das eben zitierte evidenzbasierte Statement wurde erstmals im Jahr 2018 in der deutschen S3-Leitlinie Prostatakarzinom hinterlegt und seitdem unverändert belassen (5).
5.16 Evidenzbasierte Empfehlung zur mpMRT der Prostata vor Erstbiopsie (5)
„a) Die mpMRT nach geltenden Qualitätsstandards sollte in der Primärdiagnostik eingesetzt werden.
b) Eine unauffällige mpMRT (PI-RADS < 3) birgt ein Restrisiko für signifikante Tumoren, sodass eine systematische Biopsie zusätzlich zur PSA-gestützten Kontrolle angeboten werden sollte.“
Die eben zitierte evidenzbasierte Empfehlung wurde erstmals im Jahr 2021 in der deutschen S3-Leitlinie Prostatakarzinom hinterlegt und seitdem unverändert belassen (5). Im Jahr 2018 (Version 5.0) hieß es noch: „Die MRT nach geltenden Qualitätsstandards kann in der Primärdiagnostik eingesetzt werden. Sie ist jedoch nicht Teil der Routinediagnostik.“
Aktuelle Daten aus ProNAT
Im Oktober 2022 wurde ProNAT initiiert (2-4). Es handelt sich bei ProNAT um ein nicht-interventionelles, prospektives multizentrisches Register, in dem die Daten aus der Erstmeldung des d-uo Tumordokumentationssystems um spezifische Verlaufsdaten ergänzt werden. Für den entstehenden Aufwand zur erweiterten Dokumentation von Therapie und Nachsorge erhalten die teilnehmenden Mitglieder von d-uo, in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung und dem daraus resultierenden Dokumentationsaufwand, eine relevante Aufwandsentschädigung – bis zu 275 € pro Patient und Jahr (2-4).
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Erschienen am 26.04.2024 • Es gibt mehr Geld für die Meldung von Krebserkrankungen an Krebsregister. Auch d-uo erhöht bei urologischen Tumorerkrankungen. Mehr dazu hier!
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ProNAT wird durch Mitgliedsbeiträge von d-uo sowie durch die Förderung von Mitgliedsfirmen des Kooperationsbeirates von d-uo finanziert. Zusätzliche Mittel wurden von den Firmen Astellas Pharma GmbH, AstraZeneca GmbH, Janssen-Cilag GmbH und MSD Sharp & Dohme GmbH zur Verfügung gestellt. Weitere Firmen haben eine mögliche Unterstützung signalisiert.
Mit Stand April 2024 waren 1.226 Patienten mit einem Prostatakarzinom in ProNAT eingeschlossen. Die Patienten wurden in 85 deutschen Zentren (inkl. 12 Kliniken) eingeschlossen. Auswertbar waren 845/1.226 Patienten (68,9%). Eine mpMRT vor bioptischer Sicherung des Prostatakarzinoms hatten 42/845 Patienten (5,0%) erhalten. Die Verteilung der PI-RADS-Befunde sind in Tabelle 1 angegeben.
Tab. 1: Verteilung der PI-RADS-Befunde.
Fazit
Die mpMRT vor bioptischer Sicherung des Prostatakarzinoms wird in der deutschen S3-Leitlinie Prostatakarzinom mit einer „sollte“-Empfehlung genannt (5). Allerdings wird die mpMRT der Prostata derzeit nur bei wenigen Patienten vorgenommen. Als Hauptgrund dürfte das Fehlen einer EBM-Ziffer zur Abrechnung der Leistung bei gesetzlich versicherten Patienten anzusehen sein (6). Damit müssen die Patienten die mpMRT in aller Regel selbst bezahlen.
Unabhängig von genannten Ergebnissen ist es die Intention von d-uo, mit Hilfe der Versorgungsforschung die Qualität der ambulanten uro-onkologischen Versorgung in Deutschland zu erfassen, wissenschaftlich auszuwerten und einen möglichen Verbesserungsbedarf zu erkennen (7).
ProNAT von d-uo eröffnet die Möglichkeit, tief in die Versorgungsrealität des Prostatakarzinoms in Deutschland einzudringen (3, 4). Neben der Teilnahme von Praxen ist auch die aktive Mitarbeit von Kliniken möglich und ausdrücklich erwünscht. Ebenso explizit erwünscht ist die Teilnahme von internistischen Onkologen und Onkologinnen. Dabei ist die Teilnahme bei ProNAT nicht einmal an eine Mitgliedschaft bei d-uo geknüpft.
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Erschienen am 23.10.2023 • Um die Versorgungssituation in Deutschland zu erfassen, gibt es die nationalen Register für Urothel- und Prostatakarzinom von d-uo. Hier zu den Details!
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