27. März 2023
Krebs gehört zu den führenden Todesursachen in westlichen Nationen. Bahnbrechende Entwicklungen u.a. in personalisierten zielgerichteten und immunonkologischen Therapieansätzen maligner Erkrankungen haben dazu geführt, dass sich das 5-Jahres-Überleben von Patient:innen mit Krebserkrankungen von 49% im Jahr 1970 auf geschätzte 70% im Jahr 2020 verbessert hat (US-amerikanische Daten) (1). Auch in Deutschland haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Überlebenschancen nach einer Krebsdiagnose deutlich verbessert und gehören mit zu den besten in Europa (2). Ungeachtet dieser positiven Entwicklung erlagen im Jahr 2021 dennoch 229.068 Menschen in Deutschland einem Krebsleiden. Krebs ist somit bei 22,4% aller Verstorbenen in Deutschland die Todesursache (3). Es besteht also weiterhin ein großer Bedarf, die Behandlung von Krebspatient:innen zu verbessern, und zwar nicht nur im Hinblick auf Prognose und Lebenszeit, sondern auch hinsichtlich des Erhalts von Lebensqualität unter Therapie. Trotz der zunehmenden Therapie-Individualisierung ist der Einfluss des Patient:innen-Geschlechts auf Ätiologie, Diagnostik, Krankheitsverlauf und Therapiestrategien von onkologischen Erkrankungen in der Hämato-Onkologie bislang praktisch unbeachtet, im Übrigen anders als in anderen Disziplinen wie z.B. der Kardiologie. Die European Society of Medical Oncology (ESMO) hat im Jahr 2019 im Nachgang zum Workshop „Gender Medicine meets Oncology“ ein Positionspapier veröffentlicht und die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Onkologie adressiert (4). Analog zum ESMO-Positionspapier soll der nachfolgende Übersichtsartikel verschiedene Aspekte der geschlechtersensiblen Onkologie beleuchten. Auch wenn sich die Autor:innen bewusst sind, dass das Geschlecht über die binäre Mann/Frau-Definition hinausgeht, soll die Diskussion hier auf diese Dichotomie fokussiert werden.
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