Wie funktioniert Radioligandentherapie?
Der Einsatz von Radioliganden ist in der Krebstherapie nichts Neues: Bereits seit 2017 ist das
177-Lutetium-Dotatate-Verfahren für die Behandlung von neuroendokrinen Tumoren zugelassen, wobei eine injizierte radioaktiv markierte Substanz an Tumorzellen bindet und das Tumorgewebe so direkt bestrahlt. Nun könnte eine vergleichbare Methode die Therapie des
Prostatakarzinoms voranbringen. Das zumindest erwartet Prof. Dr. med. Bernd Joachim Krause, Leiter der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Rostock.
Radiopharmakon Lutetium-177-PSMA-617 bei Prostatakarzinom in Europa wahrscheinlich bald zugelassen
Das Radiopharmakon Lutetium-
177-PSMA-617 ist im März 2022 von der US-Gesundheitsbehörde FDA für die Therapie von Patienten mit
metastasiertem kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) zugelassen worden. Im Oktober folgte der bei der Europäischen Arzneimittelagentur ansässige Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) mit einem gleichlautenden Empfehlungspapier. Eine Zulassung auf Europaebene ist damit demnächst zu erwarten. „In Deutschland sind die entsprechenden Vorbereitungen auf dem Weg”, sagte Krause dazu in Berlin.
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VISION-Studie: 177-Lu-PSMA-617 beim mCRPC
Erschienen am 09.06.2021 • Die internationale, randomisierte, offene Phase-III-Studie VISION, deren Ergebnisse auf dem ASCO vorgestellt wurden, hat 177-Lu-PSMA-617 bei Männern mit PSMA-positivem mCRPC untersucht....
Erschienen am 09.06.2021 • Die internationale, randomisierte, offene Phase-III-Studie VISION, deren Ergebnisse auf dem ASCO...
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Phase-III-Studie Vision: Lutetium-177-PSMA-617 bei Prostatakarzinom wirksam und sicher
Der Zulassung liegt die 2021 veröffentlichte Phase-III-Studie Vision zugrunde, die Lutetium-177-PSMA-617 eine hohe Wirksamkeit und Sicherheit bescheinigt. So wurde bei mCRPC-Patienten, die vorher mit mindestens 1 Androgen-Rezeptor-Inhibitor sowie mit Taxan-basierter
Chemotherapie behandelt worden waren und nun zusätzlich zum Standard-of-Care (SoC) 177-Lu-PSMA-617 erhielten, die Gesamtsterblichkeit im Beobachtungszeitraum um 38% (HR=0,62; 95%-KI: 0,52, 0,74, p<0.001) reduziert. Über die Nachbeobachtungszeit von 20,9 Monaten zeigte die Therapie ein Gesamtüberleben von 4 Monaten; die radiographische Krebsprogression konnte um 5,3 Monate verzögert werden (alle Werte im Median). Die Therapie sei laut Krause gut verträglich, vor allem gab es keine Anzeichen einer Nephrotoxizität. Weitere Auswertungen zu den sekundären Endpunkten der Studie, die im
Herbst 2021 auf dem ESMO-Kongress präsentiert wurden, hätten zudem eine Steigerung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie eine Verbesserung hinsichtlich der Schmerzintensität gezeigt.
Quelle: Symposium „Mit Energie gegen Krebs – Radioligandentherapie in der Breitenversorgung”, im Rahmen des Deutschen Krebskongresses 2022, 14.11.2022, Berlin, Veranstalter: Novartis Radiopharmaceuticals