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2022: über 135.000 Borreliose-Neudiagnosen bei der GKV gemeldet

2022: über 135.000 Borreliose-Neudiagnosen bei der GKV gemeldet
© Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi)
Veränderte klimatische Bedingungen begünstigen die Ausbreitung von Zecken als Überträger von Infektionskrankheiten. Trotz leichtem Rückgang der Lyme-Borreliose-Inzidenz von 8% im Vergleich zum Vorjahr weisen die Bundeländer Sachsen, Thüringen und Bayerns eine besonders hohe Diagnoseprävalenz auf.
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Risiko für Lyme-Borreliose-Infektion schwankt innerhalb Deutschlands erheblich

Bei 135.440 gesetzlich versicherten Patient:innen ist in Deutschland 2022 zum ersten Mal eine Lyme-Borreliose diagnostiziert worden. Die zeckenübertragene Infektion kommt bundesweit vorregional bestehen aber deutliche Unterschiede beim Übertragungsrisiko. In den aktuell vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewerteten kassenärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2021 und 2022 zeigten sich die höchsten Erkrankungsinzidenzen in Ostdeutschland und Bayern. So variierte die Anzahl neu diagnostizierter Borreliose-Fälle je 100.000 gesetzlich Versicherten zwischen 121 in Berlin und 370 in Sachsen. Die höchsten Werte waren in allen ostdeutschen Bundesländern Thüringen (306), Brandenburg (268), Sachsen-Anhalt (256) und Mecklenburg-Vorpommern (240) sowie in Bayern (275) zu verzeichnen.

Leichter Rückgang der Borreliose-Inzidenz in Deutschland

Mit einer bundesweiten Häufigkeit von 203 neu diagnostizierten Borreliose-Fällen je 100.000 gesetzlich Versicherten ist die Zahl der inzidenten Patient:innen 2022 im Vergleich zum Vorjahr (220 je 100.000 Versicherten) um 8% gesunken. Wie die Grafik* zeigt, gingen die entsprechenden Werte in allen Regionen der Kassenärztlichen Vereinigungen zurück – wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß. Die stärksten Rückgänge waren in den 3 ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (-19%), Thüringen (-17%) und Sachsen-Anhalt (-15%) zu verzeichnen.
 
 

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Höchstwert der Borreliose-Inzidenz lag im Coronajahr 2020

Fluktuationen der Borreliose-Inzidenz zwischen aufeinanderfolgenden Jahren treten häufig auf. Im Zeitraum 2013 bis 2022 variierte die Anzahl an Neuerkrankungen je 100.000 Personen zwischen 223 (2013) und 203 (2022). Der bisherige Höchstwert der letzten Jahre wurde im zweiten Jahr der Corona-Pandemie 2020 erreicht, mit insgesamt 241 Neuerkrankungen je 100.000 gesetzlich Versicherten.

Zecken-Aktivität und -Dichte durch günstige klimatische Bedingungen erhöht

Auch wenn die Einflussfaktoren auf die Inzidenz der Lyme-Borreliose vielschichtig sind, sei laut Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried zu beobachten, dass klimatische Bedingungen wie mildere Winter sowie wärmere und feuchtere Frühjahrs- bis Herbstperioden zu einem Anstieg der Infektions- und Erkrankungsinzidenz in bestimmten kleinräumigen Regionen führen können. Zusätzlich verlängerten die klimatischen Einflussfaktoren den Zeitraum der Zecken-Aktivität und -Dichte und erhöhten damit die Kontakthäufigkeit zwischen Menschen und Zecken, so von Stillfried weiter.
 
 

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Borreliose-Hoch in den Coronajahren 2020/21aufgrund verändertes Freizeitverhalten

„Ein verändertes Freizeitverhalten der Menschen während der Mobilitätseinschränkungen in den beiden Coronajahren 2020 und 2021 könnte ein weiterer Faktor sein, der zur Erklärung der im Vergleich zu den vorpandemischen Jahren deutlich erhöhten Borreliose-Infektionszahlen beiträgt. Vorbeugender Gesundheitsschutz wird damit immer wichtiger. Unsere aktuellen Auswertungen zur Borreliose-Verbreitung in Deutschland bilden eine valide Grundlage für Präventionsmaßnamen, mit denen das Infektionsrisiko reduziert werden kann“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Lyme-Borreliose-Infektion kann zu Meningitis führen  

Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragbare Infektionskrankheit in Europa. Verursacht wird die Krankheit durch Bakterien des Genus Borrelia. Mäuse und Vögel sind das Haupterregerreservoir. Übertragen wird der Erreger in Europa durch den Stich der Zecke Ixodes ricinus – die als Gemeiner Holzbock bekannte Zeckenart stellt zugleich die häufigste Zeckenart in Deutschland dar. Die Infektion mit Borrelien kann verschiedene Organsysteme betreffen, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Die klinischen Manifestationsformen der Erkrankung variieren zwischen leichten Formen wie Erythema migrans (auch bekannt als Wanderröte) bis hin zu schweren Verläufen wie Meningitis (Hirnhautentzündung). Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Bisher gibt es keine zugelassene Schutzimpfung in Deutschland.
 

* Anzahl der Patient:innen mit einer neu diagnostizierten Borreliose je 100.000 gesetzlich Versicherter im Jahr 2022 (prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr 2021 sind in den jeweiligen KV-Regionen eingetragen) Datenbasis: Vertragsärztliche Abrechnungsdaten 2021-2022 (Die Erfassung von Borreliose-Neuerkrankungen erfolgte in der Population vertragsärztlicher Patient:innen, die in einem Mindestzeitraum von vier Jahren, d. h. im Berichtsjahr und in mindestens drei Vorjahren, beobachtbar waren. Patient:innen galten als neuerkrankt, wenn sie nach einem diagnosefreien Zeitraum von drei Jahren erstmalig im Berichtsjahr mindestens eine gesicherte Diagnose A69.2 (ICD-10-GM) erhalten haben)

Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi)


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