Risiko für Lyme-Borreliose-Infektion schwankt innerhalb Deutschlands erheblich
Bei 135.440 gesetzlich versicherten Patient:innen ist in Deutschland 2022 zum ersten Mal eine
Lyme-Borreliose diagnostiziert worden. Die
zeckenübertragene Infektion kommt bundesweit vor –
regional bestehen aber deutliche Unterschiede beim Übertragungsrisiko. In den aktuell vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewerteten kassenärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2021 und 2022 zeigten sich die
höchsten Erkrankungsinzidenzen in Ostdeutschland und Bayern. So variierte die Anzahl neu diagnostizierter Borreliose-Fälle je 100.000 gesetzlich Versicherten zwischen 121 in Berlin und 370 in Sachsen. Die höchsten Werte waren in allen ostdeutschen Bundesländern Thüringen (306), Brandenburg (268), Sachsen-Anhalt (256) und Mecklenburg-Vorpommern (240) sowie in Bayern (275) zu verzeichnen.
Leichter Rückgang der Borreliose-Inzidenz in Deutschland
Mit einer bundesweiten Häufigkeit von 203 neu diagnostizierten Borreliose-Fällen je 100.000 gesetzlich Versicherten ist die Zahl der inzidenten Patient:innen 2022
im Vergleich zum Vorjahr (220 je 100.000 Versicherten)
um 8% gesunken. Wie die Grafik* zeigt, gingen die entsprechenden Werte in allen Regionen der Kassenärztlichen Vereinigungen zurück – wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß. Die stärksten Rückgänge waren in den 3 ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (-19%), Thüringen (-17%) und Sachsen-Anhalt (-15%) zu verzeichnen.
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Höchstwert der Borreliose-Inzidenz lag im Coronajahr 2020
Fluktuationen der Borreliose-Inzidenz zwischen aufeinanderfolgenden Jahren treten häufig auf. Im Zeitraum 2013 bis 2022 variierte die Anzahl an Neuerkrankungen je 100.000 Personen zwischen 223 (2013) und 203 (2022). Der
bisherige Höchstwert der letzten Jahre wurde im zweiten Jahr der
Corona-Pandemie 2020 erreicht, mit insgesamt
241 Neuerkrankungen je 100.000 gesetzlich Versicherten.
Zecken-Aktivität und -Dichte durch günstige klimatische Bedingungen erhöht
Auch wenn die Einflussfaktoren auf die Inzidenz der Lyme-Borreliose vielschichtig sind, sei laut Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried zu beobachten, dass klimatische Bedingungen wie
mildere Winter sowie wärmere und feuchtere Frühjahrs- bis Herbstperioden zu einem A
nstieg der Infektions- und Erkrankungsinzidenz in bestimmten kleinräumigen Regionen führen können. Zusätzlich verlängerten die klimatischen Einflussfaktoren den Zeitraum der Zecken-Aktivität und -Dichte und erhöhten damit die Kontakthäufigkeit zwischen Menschen und Zecken, so von Stillfried weiter.
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Erschienen am 27.04.2023 • Arbeitsmedizinische Pflichtvorsorge zur FSME in 3 weiteren Endemiegebieten. Lesen Sie hier mehr!
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Borreliose-Hoch in den Coronajahren 2020/21aufgrund verändertes Freizeitverhalten
„Ein v
erändertes Freizeitverhalten der Menschen während der Mobilitätseinschränkungen in den beiden Coronajahren 2020 und 2021 könnte ein
weiterer Faktor sein, der zur Erklärung der im Vergleich zu den vorpandemischen Jahren deutlich
erhöhten Borreliose-Infektionszahlen beiträgt. Vorbeugender Gesundheitsschutz wird damit immer wichtiger. Unsere aktuellen Auswertungen zur Borreliose-Verbreitung in Deutschland bilden eine valide Grundlage für
Präventionsmaßnamen, mit denen das Infektionsrisiko reduziert werden kann“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Lyme-Borreliose-Infektion kann zu Meningitis führen
Die
Lyme-Borreliose ist die
häufigste durch Zecken übertragbare Infektionskrankheit in Europa. Verursacht wird die Krankheit durch Bakterien des Genus Borrelia. Mäuse und Vögel sind das Haupterregerreservoir. Übertragen wird der Erreger in Europa durch den Stich der Zecke Ixodes ricinus – die als
Gemeiner Holzbock bekannte Zeckenart stellt zugleich die
häufigste Zeckenart in Deutschland dar. Die
Infektion mit Borrelien kann verschiedene Organsysteme betreffen, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Die klinischen Manifestationsformen der Erkrankung variieren zwischen leichten Formen wie Erythema migrans (auch bekannt als Wanderröte) bis hin zu
schweren Verläufen wie
Meningitis (Hirnhautentzündung). Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Bisher gibt es
keine zugelassene Schutzimpfung in Deutschland.
* Anzahl der Patient:innen mit einer neu diagnostizierten Borreliose je 100.000 gesetzlich Versicherter im Jahr 2022 (prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr 2021 sind in den jeweiligen KV-Regionen eingetragen) Datenbasis: Vertragsärztliche Abrechnungsdaten 2021-2022 (Die Erfassung von Borreliose-Neuerkrankungen erfolgte in der Population vertragsärztlicher Patient:innen, die in einem Mindestzeitraum von vier Jahren, d. h. im Berichtsjahr und in mindestens drei Vorjahren, beobachtbar waren. Patient:innen galten als neuerkrankt, wenn sie nach einem diagnosefreien Zeitraum von drei Jahren erstmalig im Berichtsjahr mindestens eine gesicherte Diagnose A69.2 (ICD-10-GM) erhalten haben)