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Medizin

Cemiplimab und platinbasierte Chemotherapie beim fortgeschrittenen NSCLC

Cemiplimab und platinbasierte Chemotherapie beim fortgeschrittenen NSCLC
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Seit März 2023 ist der PD-1-Inhibitor Cemiplimab in Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie bei Erwachsenen mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) ohne EGFR-, ALK- oder ROS1-Aberrationen für die Erstlinientherapie von Patient:innen mit fortgeschrittenem NSCLC und einer PD-L1 Expression von ≥ 1% zugelassen. Die Zulassung umfasst Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem NSCLC (Stadium IIIB/C), die nicht für eine definitive Radiochemotherapie in Frage kommen, sowie Patient:innen im Stadium IV.
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Zulassung von Cemiplimab umfasst nun auch NSCLC-Patient:innen mit niedriger PD-L1-Expression

Dr. Sylvia Gütz, St. Elisabeth-Krankenhaus, Leipzig, sprach bei einer Pressekonferenz zur Indikationserweiterung von einer wichtigen Erweiterung des therapeutischen Spektrums beim PD-L1-positiven fortgeschrittenen NSCLC ohne therapierbare Treiberaberrationen. Beim fortgeschrittenen NSCLC bestehe ein hoher Bedarf an Therapieoptimierung. Bereits seit 2021 ist die Cemiplimab (Libtayo®)-Monotherapie als Erstlinientherapie für NSCLC-Patient:innen im Stadium IV beziehungsweise im inoperablen Stadium IIIB/C zugelassen, wenn eine definitive Radiochemotherapie nicht in Frage kommt und eine PD-L1-Expression in mindestens 50% der Tumorzellen (PD-L1 ≥ 50%) vorliegt (1). Die Zulassung für die Kombinationstherapie mit Cemiplimab plus platinbasierter Chemotherapie umfasst jetzt auch Patient:innen mit niedriger PD-L1-Expression (PD-L1 ≥ 1%) (1).

Relevante Erweiterung des therapeutischen Portfolios von Cemiplimab ab Stadium IIIB/C

Von Bedeutung sei laut Dr. Gütz, dass die Kombination aus Cemiplimab plus platinbasierter Chemotherapie unabhängig von der Histologie zugelassen ist und die Zulassung nicht nur metastasierte Patient:innen, sondern auch jene im inoperablen Stadium IIIB/C umfasse, wenn diese für eine definitive Radiochemotherapie nicht in Frage kommen (1). Der Prozentsatz dieser Patient:innengruppe liege bundesweit bei bis zu 50%, ergänzte PD Dr. Florian Fuchs, Universitätsklinikum Erlangen, mit Bezug auf Daten des CRISP-Registers (2). In der Regel sind dies Patient:innen, die aufgrund von Komorbiditäten, zum Beispiel Lungenfunktionseinschränkungen oder aus anatomischen Gründen, zum Beispiel ausgedehnten Lymphknotenmetastasen beziehungsweise Tumorausdehnung über den gesamten Lungenflügel nicht mehr für eine definitive Radiochemotherapie geeignet sind.
 
 

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© Alexandr Mitiuc - stock.adobe.com

Cemiplimab in Kombination mit der Chemotherapie effektiv

In die Phase III-Zulassungsstudie EMPOWER-Lung 3 waren die Patient:innen nach dem PD-L1-Status, der Histologie und dem Raucherstatus stratifiziert worden (3). 70% (n=327/466) der Gesamtpopulation hatten eine PD-L1-Expression in ≥ 1% der Tumorzellen. Fast 15% der Patient:innen befanden sich im inoperablem Stadium IIIB/C und waren keine Kandidat:innen für eine definitive Radiochemotherapie. Für die PD-L1-positiven Patient:innen (PD-L1 ≥ 1%) zeigte die finale Auswertung zum Gesamtüberleben (OS) nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 27,9 Monaten einen OS-Vorteil zugunsten der Kombinationstherapie mit Cemiplimab plus platinbasierter Chemotherapie-Doublette mit einer relativen Reduktion des Sterberisikos um 49% (HR 0,51; 95% KI: 0,38-0,69) und einer Verlängerung des medianen OS um 9,3 Monate (21,9 vs. 12,6 Monate) gegenüber der alleinigen platinbasierten Chemotherapie (1). In der Primäranalyse basierend auf einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 15,9 Monaten (Cemiplimab plus platinbasierte Chemotherapie) bzw. 16,1 Monaten (platinbasierte Chemotherapie plus Placebo) zeigten sich Vorteile auch beim medianen progressionsfreien Überleben (8,5 vs. 5,5 Monate). Die objektive Ansprechrate (ORR) wurde durch Cemiplimab mehr als verdoppelt (47,9% vs. 22,7%). Von Bedeutung sei, so Gütz, dass die platinbasierte Chemotherapie-Doublette jeweils vom Prüfarzt ausgewählt werden konnte. Im klinischen Alltag bestünden individuelle Notwendigkeiten, die Kombinationspartner des Checkpoint-Inhibitors zu variieren. Diese Wahlmöglichkeit ist in der Kombination mit Cemiplimab gegeben.

Immunvermittelte Nebenwirkungen unter Cemiplimab meist moderat ausgeprägt

Die Sicherheit der Erstlinientherapie mit Cemiplimab plus platinbasierter Chemotherapie-Doublette wurde am Gesamtkollektiv untersucht (n=465). Die meisten Nebenwirkungen waren laut Gütz durch die Chemotherapie getriggert. Nur bei 5,1% der Patient:innen musste die Therapie wegen unerwünschter Begleiteffekte dauerhaft abgesetzt werden. Immunvermittelte Nebenwirkungen traten bei 18,9% der Patient:innen auf und waren meist leicht/moderat ausgeprägt (Grad 5: 0,3%; Grad 3: 2,6%; Grad 2: 7,4%) (1). Die häufigsten immunvermittelten Nebenwirkungen waren Hypothyreose (7,7%), Hyperthyroidismus (5,1%), erhöhtes Thyreotropin (TSH) im Blut (4,2%), immunvermittelte Hautreaktionen (1,9%), immunvermittelte Pneumonitis (1,9%) und erniedrigtes Thyreotropin (TSH) im Blut (1,6%) (1).

Zulassungserweiterung ist ein wichtiger Schritt zur Individualisierung der Therapieentscheidungen beim fortgeschrittenen NSCLC

Die Kombinationstherapie mit Cemiplimab plus platinbasierter Chemotherapie erweitere das therapeutische Portfolio für metastasierte sowie für inoperable und nicht mehr für eine Radiochemotherapie in Frage kommende Patient:innen im Stadium IIIB/C bei Nachweis einer PD-L1-Positivität (PD-L1 ≥ 1%) und ohne Nachweis von EGFR-, ALK oder ROS1-Aberrationen (1, 2). Sie sei ein weiterer wichtiger Schritt, um die Therapieentscheidung beim fortgeschrittenen NSCLC weiter zu individualisieren, resümierten Dr. Gütz und Dr. Fuchs.

Quelle: Sanofi

Literatur:

(1) Fachinformation Libtayo®. März 2023.
(2) DGHO 2021 - Forschungsplattform CRISP präsentiert Daten zum Lungenkrebs in Deutschland.
(3) Gogishvili M et al., Nat Med. 2022, 28: 2374-2380.


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