Behandlung der ALL bei Erwachsenen ist sehr komplex
Die Behandlung der
akuten lymphatischen Leukämie (ALL) der Erwachsenen ist außerordentlich komplex, langwierig und für die Patient:innen sehr belastend. Da die ALL verglichen mit anderen Krebsarten im Erwachsenenalter selten ist, wird die Therapie in Europa seit Jahrzehnten durch multizentrische Studiengruppen organisiert. Wichtigstes Instrument der Verbesserung von Diagnostik und Therapie sind prospektive akademische Studien.
Konsensus-Empfehlungen des European LeukemiaNet
In Deutschland übernimmt diese Aufgabe seit Jahrzehnten die German Multicenter Study Group for Adult ALL, kurz GMALL, eine der weltweit größten Studiengruppen für diese Erkrankung mit Sitz am Universitätsklinikum Frankfurt. Unter Leitung von Dr. Nicola Gökbuget, Oberärztin der dortigen Medizinischen Klinik 2, Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie, wurden nun Konsensus-Empfehlungen der führenden europäischen Expert:innen für die ALL des Erwachsenen erstellt. Die Leitlinie bündelt damit erstmals die europäische Expertise. Die Ergebnisse des European LeukemiaNet (ELN) wurden als 2-teiliger Special-Report in dem renommierten US-amerikanischen Fachjournal Blood veröffentlicht (1, 2).
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Erschienen am 22.01.2024 • In einer Analyse wurde der langfristige Einfluss einer kranialen Strahlentherapie im Kindesalter bei ALL- und NHL untersucht. Mehr dazu hier!
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Die europäische Perspektive stärken
„Das Wissen über die Krankheitsbiologie und die Therapiemöglichkeiten von ALL bei Erwachsenen nimmt exponentiell zu“, erklärt Dr. Gökbuget, Erstautorin der Referenzempfehlung und seit mehr als 10 Jahren Studienleiterin der GMALL. „Uns war es angesichts spezifischer Konstellationen in den europäischen Gesundheitssystemen wichtig, den aktuellen Stand der Erkenntnisse insbesondere aus europäischer Perspektive zusammenzufassen.“ In den detaillierten ELN-Empfehlungen sollen interessierte Ärzt:innen Antworten auf die wichtigsten Fragen des Patientenmanagements finden. Zudem sollen die Leitlinien dazu beitragen, das Reporting klinischer Studien zu standardisieren.
Therapieempfehlungen in 2 Teilen veröffentlicht
Aufgrund des großen Umfangs und der Komplexität wurden die Therapieempfehlungen in 2 Teilen veröffentlicht. Teil 1 befasst sich mit Diagnostik, Prognosefaktoren und Verlaufsbeurteilungen bei der ALL. Hier wurden auch Standards für die Klassifikation und Evaluation im Rahmen klinischer Studien definiert. Der 2. Teil umfasst das gesamte Management. Das Spektrum reicht von Induktions- und Konsolidationstherapie über den Einsatz neuer Substanzen, Stammzelltransplantation, Rezidivtherapie, die Behandlung spezieller Subgruppen der ALL bis hin zu Spätfolgen der Therapie und unterstützender Behandlung. Neben der detaillierten Bewertung der Datenlage enthalten die Empfehlungen auch zahlreiche Experteneinschätzungen zu aktuell diskutierten Fragen.
Arbeitsgruppen aus 8 europäischen Ländern haben mit ihrer jahrelangen systematischen Arbeit dazu beigetragen, dass die Prognose auch bei älteren Patient:innen mit ALL deutlich verbessert werden konnte. Diesen Weg will das europäische Konsortium zum Wohl der Betroffenen konsequent weiterverfolgen.