Gallenwegskarzinom: Cisplatin und Gemcitabin als Standard für die Erstlinie
Ein lokal fortgeschrittenes oder metastasierendes
Gallenwegskarzinom ist eine aggressive Krebsart, deren erfolgreiche Behandlung eine große Herausforderung darstellt. Seit über 10 Jahren ist die chemotherapeutische Kombinationstherapie mit Cisplatin und Gemcitabin der Standard für die Erstlinientherapie. Die kombinierte Anwendung beider Chemotherapeutika wurde etabliert, nachdem im Jahr 2010 eine Studie den deutlichen Mortalitätsrückgang (-36%) gegenüber einer Behandlung mit ausschließlich Gemcitabin belegte. Neuere Ergebnisse und Studien wurden nun von Expert:innen mehrerer österreichischer medizinischer Hochschulen und Kliniken evaluiert und ein Konsensus zu den sich daraus ergebenden besten Behandlungsoptionen veröffentlicht. Erstautor des Konsensuspapers ist Dr. Hossein Taghizadeh, PhD, MSc von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems).
Frühzeitige genetische Analyse des Tumors
„Eine wichtige Empfehlung, die wir aussprechen“, erklärt Dr. Hossein Taghizadeh, PhD, MSc an der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 1 des Universitätsklinikums St. Pölten, einem der Lehr- und Forschungsstandorte der KL Krems, „ist die frühzeitige genetische Analyse des zu behandelnden Tumors. Sollten bestimmte genetische Veränderungen vorliegen, so kann bei Versagen der Erstlinientherapie umgehend eine moderne und personalisierte Zweitlinientherapie begonnen werden.“ Tatsächlich gibt es bereits heute einige Krebsmedikamente, die Krebszellen mit bestimmten genetischen Abnormalitäten gezielt bekämpfen. Für das Gallenwegskarzinom umfassen diese Veränderungen u.a. diese Gene: IDH1, FGFR2, BRAFV600E, HER2, und KRASG12C. Das Gremium empfiehlt, bei Vorliegen dieser genetischen Variationen bei der Zweitlinientherapie auf gezielte Krebstherapeutika zu setzen und diese den unspezifischen Chemotherapeutika vorzuziehen. Jene wiederum sollten jedoch weiterhin dann eingesetzt werden, wenn keine der o.g. Veränderungen nachzuweisen sind.
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Immunchemotherapie in der Erstlinientherapie beim Gallenwegskarzinom
Für die Erstlinientherapie haben die Expert:innen insbesondere die
Ergebnisse der klinischen Phase-III-Studie TOPAZ-1 evaluiert. In dieser wurde die Ergänzung der Standard-Erstlinientherapie (Cisplatin + Gemcitabin) mit Durvalumab beurteilt. Diese Therapieform wird nun für jene Betroffenen empfohlen, deren physischer Zustand und Wohlbefinden gut ist (ECOG 0 -1) und bei denen keine Unverträglichkeit von Immuntherapeutika wie dem anti-PD-L1-Antikörper bekannt ist. Weitere Empfehlungen für die Erstlinientherapie umfassen die Verabreichung von Durvalumab als Einzeltherapeutikum, wenn zuvor eine Stabilisierung mit der Kombinationstherapie (Cisplatin + Gemcitabin + Durvalumab) erzielt werden konnte.
Hohes Potenzial von zielgerichteten Krebstherapien
„Wir sind der Meinung,“ zieht Dr. Taghizadeh, PhD, MSc ein Resümee aus der Abstimmung mit seinen Kolleg:innen, „dass zielgerichtete Therapien im Bereich der Onkologie bereits große Möglichkeiten bieten und deren Potenzial zukünftig immer weiterwachsen wird. Wir sind froh, dass es für das Gallenwegskarzinom bereits nachweislich erfolgreiche Therapien dieser Art gibt und dass die Bereitschaft in den Kliniken existiert, die notwendigen genetischen Analysen durchzuführen.“ Das nun in Frontiers in Oncology veröffentlichte Konsensuspaper zur Behandlung von fortgeschrittenem oder metastasierendem Gallenwegskarzinom wurde dabei unter Einbeziehung von Expert:innen der wesentlichen Behandlungszentren Österreichs erstellt u.a. der KL Krems, der Medizinischen Universitäten Wien, Innsbruck, Graz, des Klinikum Klagenfurt, des Landesklinikums Wiener Neustadt, der Klinik Favoriten, des Ordensklinikums Linz, der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, des Landeskrankenhaus Feldkirchen und des Krankenhaus St. Vincent Zams.
Quelle: Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL)