Bauchspeicheldrüsenkrebs – Vollständige Heilung ist kaum möglich
In Deutschland ist
Bauchspeicheldrüsenkrebs aktuell die 4. häufigste Krebstodesursache. Weniger als 10% der Erkrankten leben noch 5 Jahre nach der Diagnosestellung. Der Tumor wird meist spät entdeckt und lässt sich dann auch mit modernen Krebstherapien kaum aufhalten.
Große Fortschritte in der Krebstherapie dank der Tumor-Immuntherapie
In den letzten Jahren gab es für viele Krebsarten neuartige Behandlungsmöglichkeiten mit Hilfe der
Tumor-Immuntherapie, wie die Therapie mit Immun-Checkpoint-Antikörpern. Diese Antikörper lösen die Bremsen von Immunzellen, sodass die körpereigene Immunabwehr den Krebs bekämpfen kann. Bei einigen zuvor praktisch unheilbaren Erkrankungen, wie zum Beispiel schwarzem Hautkrebs, lässt sich mit diesen Antikörpern eine dauerhafte Tumorkontrolle erreichen. Eine weitere neue Form der Immuntherapie sind CAR T-Zellen, eine speziell modifizierte Art von Immunzellen. Sie tragen ein Tumor-Erkennungs-Molekül auf ihrer Oberfläche und können somit Krebszellen erkennen und gezielt bekämpfen. Bei Patient:innen mit bestimmten Formen von Blutkrebs sind CAR T-Zellen hochwirksam.
Tumor-Immuntherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs zeigt noch keine großen Erfolge
Patient:innen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs profitieren bisher jedoch nicht von diesen neuen Therapien. Außerdem sind die Immuntherapien häufig mit erheblichen, teilweise sogar lebensbedrohlichen Nebenwirkungen verbunden. Hier setzt die Arbeit des Teams um Prof. Engeland an. Mit Hilfe von Tumor-spezifischen Impfviren soll die Resistenz des Pankreaskarzinoms gegenüber diesen neuen Therapien durchbrochen werden. Die Tumor-Spezifität soll zudem die Sicherheit erhöhen, so dass gesunde Körperzellen nicht geschädigt werden.
Impfviren können hemmende Tumor-Signale an Immunzellen ausschalten
Eine Herausforderung bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs ist, dass der Tumor hemmende Signale an Immunzellen sendet. Um diese Signale auszuschalten, entwickelte das Forscherteam um Prof. Engeland neuartige Masern-Impfviren, die eine Bauanleitung für Immun-Checkpoint-Antikörper enthalten. Diese Impfviren bewirken, dass die Tumorzellen Immun-Checkpoint-Antikörper herstellen und mehr Immunzellen in den Tumor einströmen. Außerdem werden durch die Impfviren viele Gene aktiviert, die Immun-Reaktionen verstärken. Die Wirkung ist jedoch auf den Tumor begrenzt, so dass keine starken Nebenwirkungen auftreten.
Modelle sollen beste Dosierungs-Schemata für Impfviren-Immuntherapie-Kombination vorhersagen
In Maustumormodellen konnte die Kombination aus Impfviren und Immun-Checkpoint-Antikörpern den Bauchspeicheldrüsenkrebs für einige Zeit aufhalten, jedoch nicht dauerhaft heilen. Nach einiger Zeit sank die Anzahl aktivierter Immunzellen im Tumor. Deshalb entwickelte das Forschungsteam seinen Therapieansatz weiter. Zu den immunstimulierenden Masern-Impfviren kamen CAR T-Zellen hinzu. Außerdem wurden die Impfviren weiter verbessert, so dass sie eine noch stärkere, Tumor-spezifische Immunaktivierung vermitteln. Bei einer solch komplexen Kombinationstherapie gibt es theoretisch eine unendlich große Anzahl möglicher Abfolgen und Dosierungs-Schemata. Das Team um Frau Prof. Engeland begann daher, mit Hilfe mathematischer Modelle Vorhersagen zu treffen, welche Schemata den größten Erfolg versprechen.
Therapieschema für klinischen Studien an Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patient:innen
Die Gruppe um Prof. Engeland testet nun systematisch die Dosierungsschemata, welche das mathematische Modell als vielversprechend vorhergesagt hat. Zunächst erfolgen diese Untersuchungen in Zellkulturen von Bauchspeicheldrüsenkrebs- und Immunzellen sowie in Maustumormodellen. Das Ziel ist, ein Therapieschema zu identifizieren, das in Zukunft in klinischen Studien an Patient:innen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs erprobt werden kann.