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Medizin

Paradigmenwechsel beim Pankreaskarzinom?

Paradigmenwechsel beim Pankreaskarzinom?
© Sebastian Kaulitzki - stock.adobe.com
Das metastasierte Pankreaskarzinom zählt zu den tödlichsten Krebserkrankungen weltweit. Die Therapieoptionen speziell für ältere Patientinnen und Patienten gelten als sehr limitiert. Eine Studie, die unter federführender Mitwirkung der Pancreatic Cancer Unit des Comprehensive Cancer Center (CCC) von MedUni Wien und AKH Wien entstanden ist, belegt nun, dass die Kombination zweier Chemotherapien (Nab-Paclitaxel und Gemcitabin) bei älteren Patientinnen und Patienten genauso gut wirkt wie bei jüngeren und das bei einer guten Verträglichkeit. Die Arbeit wurde im European Journal of Cancer publiziert. Die CCC-ExpertInnen betonen, dass es für die erfolgreiche Therapie des Pankreaskarzinoms besonderer Expertise bedarf, weshalb Patientinnen und Patienten unbedingt in einem Spezialzentrum behandelt werden sollten.
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Pankreaskarzinome werden meist erst in späten Stadien entdeckt

Das Pankreaskarzinom ist eine Erkrankung des älteren Menschen: Das Durchschnittsalter der Betroffenen beträgt 72 Jahre. In Österreich sind pro Jahr rund 1.600 Personen von der Diagnose betroffen. Da das Pankreaskarzinom keine spezifischen Symptome aufweist, wird es meist erst entdeckt, wenn der Tumor lokal fortgeschritten ist oder bereits Metastasen vorhanden sind. Im metastasierten Stadium ist der Tumor meist nicht mehr durch Operation oder Strahlentherapie behandelbar. Dazu kommt, dass die bislang verfügbaren medikamentösen Therapieoptionen vor allem bei älteren Personen kaum Erfolge erzielten.

Kombination zweier Chemotherapien beim Pankreaskarzinom

Hier könnte es einen Paradigmenwechsel geben: Eine prospektive, multizentrische Studie zeigt, dass die Kombination von Nab-Paclitaxel und Gemcitabin bei Menschen über 70 Jahren ebenso gute Behandlungsergebnisse bringt wie bei jüngeren. In beiden Patientinnen- und Patientengruppen konnte die Erkrankung gleich häufig und vergleichbar lange kontrolliert werden und auch die Zweitlinientherapie zeigt in beiden Kollektiven gleich gute Erfolge. Gerald Prager, Universitätsklinik für Innere Medizin I von MedUni Wien und AKH Wien, Mitglied der CCC-Leitung und Erstautor der Studie: „5,5 Monate an gewonnener Lebenszeit alleine durch diese Therapieoption erscheinen im ersten Moment nicht viel, sind aber ein Meilenstein, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Prognose mit einer herkömmlichen Therapie lediglich wenige Wochen umfasste. Die neue Therapiekombination ist ein weiterer Schritt, dieser schweren Erkrankung wirksam entgegenzutreten. Unser Ziel ist es langfristig, sie zu einer chronischen Krankheit zu machen.“

Moderne und erweiterte Operationstechniken

Auch bei lokal fortgeschrittenen Tumoren werden mit modernen Chemotherapie-Kombinationen wie Nab-Paclitaxel/Gemcitabin oder FOLFIRINOX gute Erfolge erzielt.
 
 

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Mit diesen modernen Therapien können früher inoperable Tumoren heute so weit kontrolliert werden, dass sie mit modernen und erweiterten Operationstechniken erfolgreich entfernt werden können. Oliver Strobel, neuer Leiter der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie von MedUni Wien und AKH Wien sowie Mitglied der CCC-Leitung und international anerkannter Spezialist auf dem Gebiet der Pankreaschirurgie: „Für unsere Patientinnen und Patienten bedeutet die Möglichkeit der operativen Entfernung lokal fortgeschrittener Tumoren durch die Kombination moderner Chemotherapien und innovativer Operationsverfahren ein deutliches Plus an Lebenszeit. Daher ist es mein Ziel, diese Methoden noch stärker im klinischen Alltag der MedUni Wien und des AKH Wien zu etablieren und auch den Forschungsschwerpunkt diesbezüglich deutlich auszubauen.“

Behandlung des Pankreaskarzinoms nur im Spezialzentrum

Die Behandlung des Pankreaskarzinoms ist sehr komplex und bedarf der gebündelten Expertise vieler Fachrichtungen wie zum Beispiel der Chirurgie, der Onkologie, der Radiologie, der Strahlentherapie, der Gastroenterologie, der Pathologie und der Ernährungswissenschaften. Martin Schindl, Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie von MedUni Wien und AKH Wien sowie Koordinator der Pancreatic Cancer Unit des CCC: „Bei Verdacht auf ein Pankreaskarzinom empfehlen wir unbedingt die Behandlung in einem Spezialzentrum, denn nur dort gibt es die an einem Ort versammelte Expertise aller Fachbereiche. Zusätzlich führen die hohen Fallzahlen zu großem diagnostischen sowie therapeutischen Knowhow und nicht zuletzt verfügen diese Zentren über die nötige technische Ausstattung in diesem Bereich.“
Die Patientinnen und Patienten, die von den Expertinnen und Experten der CCC-PCU behandelt werden, profitieren ferner von deren Studientätigkeit, die auch international sehr anerkannt ist. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Wissenschafterinnen und Wissenschaftler der CCC-PCU maßgeblich an der Gestaltung der Behandlungsleitlinien für das Pankreaskarzinom der größten und wichtigsten Europäischen Krebsfachgesellschaft, ESMO, beteiligt sind.

Quelle: MedUni Wien


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