Bis zu 40 Prozent mehr Leberkarzinome entdecken – dank Ultraschallverfahren mit kombinierten Bluttests
22. Oktober 2018
In Deutschland erkranken jährlich circa 9000 Menschen an Leberkrebs – und die Häufigkeit der Erkrankung nimmt deutlich zu. In den vergangenen 35 Jahren hat sich die Zahl der Neuerkrankungen verdoppelt. Ein gängiges Verfahren zur Diagnose dieser Erkrankung ist die Ultraschalluntersuchung: Mithilfe der modernen Sonografie lässt sich gutartiges Gewebe sehr exakt von bösartigem unterscheiden. Wenn die Ultraschalldiagnostik mit speziellen Bluttests kombiniert wird, können Leberkarzinome sogar schon in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden. In einer aktuellen Metaanalyse fanden US-Forscher heraus, dass so 40 Prozent mehr Tumoren frühzeitig erkannt werden. Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) machen vor diesem Hintergrund auf die Relevanz einer qualitativ hochwertigen Diagnostik aufmerksam.
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„Je früher ein Leberkarzinom erkannt wird, desto besser sind auch die Chancen auf Heilung“, sagt DEGUM-Experte Professor Dr. med. Christoph Sarrazin. Das Problem sei jedoch, dass die Erkrankung häufig spät entdeckt würde, da sie in einem frühen Stadium oft nur unspezifische, allgemeine Beschwerden verursache. „Insofern ist die Erkenntnis der amerikanischen Forscher sehr wertvoll für die Krebsdiagnostik“ so Sarrazin, Hepatologe am Leberzentrum Wiesbaden. Mögliche Anzeichen eines Leberkarzinoms sind Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit und eine unerklärliche Gewichtsabnahme. Auch ein Schwächegefühl, eine erhöhte Temperatur ohne erkennbare Ursache und eine tastbare Schwellung unter dem rechten Rippenbogen können auf ein Leberkarzinom hindeuten. Wer mehrere dieser Anzeichen wahrnehme, solle sich dringend untersuchen lassen, rät der Experte.
Bei der Diagnose des Leberkarzinoms ist die Ultraschalldiagnostik das Mittel der ersten Wahl. „Mit der Sonografie des Bauchraumes können wir auch recht kleine Lebertumoren entdecken. Der Einsatz von Kontrastmitteln kann dabei hilfreiche zusätzliche Informationen liefern“, sagt Sarrazin. Die Sonografie hat gegenüber anderen Verfahren wie der Computertomografie (CT) den Vorteil, dass sie strahlenfrei und somit besonders gesundheitsschonend durchgeführt werden kann. Zudem ist sie für den Patienten schmerzfrei.
Eine Herausforderung war bislang die frühe Diagnose des Leberkarzinoms, da die Tumoren im zirrhotisch veränderten Lebergewebe im Anfangsstadium häufig noch extrem klein, schlecht abgrenzbar und somit schwieriger zu finden sind. Hier gibt es nun Hoffnung: Laut Erkenntnissen von US-Forschern, die auf einer Metaanalyse aus 32 Studien beruhen, können die Karzinome auch in einem frühen Stadium gut entdeckt werden, wenn neben der modernen Ultraschalldiagnostik bei Risikopatienten auch ein spezieller Bluttest durchgeführt wird. Dann würden 40 Prozent der Tumoren mehr frühzeitig erkannt. „Bei diesen Tests wird das Blut der Patienten auf das sogenannte Alpha-Fetoprotein (AFP) hin untersucht. Dieses Protein ist ein Eiweiß, das im Verdauungstrakt, in der Leber und im Dottersack eines Fötus gebildet wird“, sagt DEGUM-Experte Professor Dr. med. Andreas Schuler, Ärztlicher Direktor der Alb Fils Kliniken Göppingen-Geislingen. „Bei gesunden, nicht schwangeren Erwachsenen ist der Protein-Wert normalerweise recht gering, bei Schwangeren, den meisten Leberkrebs-Patienten und Personen mit anderen Lebererkrankungen oder anderen Krebserkrankungen ist er hingegen erhöht.“ Ein solcher erhöhter Wert gibt Anlass zur besonders sorgfältigen und hochqualifizierten Ultraschalluntersuchung der Leber. Die Kombination der Methoden mit erhöhtem Wert und auffälligem Ultraschall seien deutliche Anzeichen für ein Leberkarzinom.
„Diese aktuellen Erkenntnisse zeigen wie relevant es bei der Diagnostik von Leberkrebs ist, die bewährte Sonografie des Bauchraumes mit Blutuntersuchungen zu kombinieren“, meint Schuler, ärztlicher Direktor der Alb Fils Klinik Geislingen. Eine wichtige Voraussetzung dafür sei die Qualität der Ultraschalldiagnostik. Nur mit qualifiziertem Wissen und Expertise in den Diagnostikverfahren könnten diese kompetent angewendet werden. Die DEGUM bietet Ärzten dafür entsprechende Aus- und Weiterbildungen an.
Risikofaktoren: Wie entsteht Leberkrebs? Wer ist besonders gefährdet?
Ein relevanter Risikofaktor für die Entstehung von Leberkrebs ist eine Leberzirrhose, die auch als „Schrumpfleber“ bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine schwere Leberschädigung, die häufig durch jahrelangen Alkoholmissbrauch entsteht. Auch Personen, die an einer dauerhaften Leberentzündung – also an einer Hepatites-Erkrankung – leiden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko an einem Leberkarzinom zu erkranken. Ein weiterer relevanter Faktor ist die Fettleber, die etwa durch erhöhten Alkoholkonsum, Diabetes mellitus und starkes Übergewicht entstehen kann. Zudem können leberschädigende Substanzen in der Nahrung wie Aflaxion B 1 – ein spezielles Pilzgift -, erbliche bedingte Erkrankungen des Stoffwechsels – wie Hämochromatose oder Morbus Wilson -, die Einnahme von Sexualhormonen wie Anabolika und die berufliche Belastung mit chemischen Substanzen wie Pflanzenschutzmitteln die Entstehung der Krankheit begünstigen.