14. März 2019
Eine Krebserkrankung hinterlässt Spuren, körperliche und seelische. Für Patientinnen ist es manchmal schwer, über ihre Empfindungen und Ängste zu sprechen. Umso belastender kann es sein, die mit der Krankheit häufig einhergehende Beeinträchtigung der Sexualität in Worte zu fassen. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums bietet Unterstützung an – auch bei Fragen, die viele als heikel empfinden.
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Nicht nur Krebspatientinnen und ihren Partnern oder Partnerinnen, auch den behandelnden Ärzten fällt das Gespräch über Sexualität oft nicht leicht. Dabei kann es viele Aspekte geben, die den betroffenen Frauen auf der Seele liegen, ohne konkret ausgesprochen zu werden. Der Arzt muss nicht für alles eine Lösung parat haben. Je nach individueller Situation sollten aber möglichst alle in Frage kommenden medizinischen Unterstützungsmöglichkeiten besprochen und ausgeschöpft werden. Gegebenenfalls ist die Einbeziehung von spezialisierten Fachärzten oder weiteren Anlaufstellen sinnvoll.
Oft zwischen den Zeilen
Beim Krebsinformationsdienst ist die Zahl der Anfragen speziell zum Thema Sexualität eher gering. Betroffene bevorzugen die Möglichkeit der Kontaktaufnahme per E-Mail (krebsinformationsdienst@dkfz.de). „Bei telefonischen Anfragen an unsere kostenfreie Nummer 0800-420 30 40 schwingt das Thema eher unterschwellig mit. Unsere fachlich und kommunikativ geschulten Ärztinnen und Ärzte haben dafür ein feines Ohr, so dass sie sich gemeinsam mit den Anruferinnen an den Kern des Problems herantasten können“, schildert Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes den Umgang mit dem Thema. Aber ob per E-Mail oder telefonisch – der Krebsinformationsdienst kann helfen, indem er wissenschaftlich fundierte Informationen und Behandlungsmöglichkeiten vermittelt oder aber auf qualifizierte Ansprechpartner und Anlaufstellen verweist.
Bei Kinderwunsch frühzeitig informieren
Gerade für jüngere Patientinnen ist der Kinderwunsch ein zentrales Thema. Denn die Krebsbehandlung kann zu vorübergehender, aber auch zu bleibender Unfruchtbarkeit führen. Alle Fragen rund um Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Empfängnisverhütung sollten daher unbedingt vor dem Behandlungsbeginn mit den Ärzten besprochen werden. Je nach individueller Situation stehen vorbeugende Maßnahmen zur Verfügung, um den Kinderwunsch nach Abschluss der Therapie ermöglichen zu können: Zum Beispiel können vor einer Bestrahlung die Eierstöcke vorübergehend operativ aus dem Strahlenfeld verlegt werden. Unbefruchtete und befruchtete Eizellen oder Eierstockgewebe können tiefgefroren werden. Mithilfe von Hormonpräparaten können die Eierstöcke zeitweise ruhiggestellt und dadurch geschützt werden. Der Erfolg dieser Methode ist allerdings noch nicht abschließend erwiesen. Da es sich immer um eine Abwägung von Kinderwunsch einerseits und onkologischer Sicherheit andererseits handelt, empfiehlt der Krebsinformationsdienst vor der Krebstherapie die individuelle Beratung in einem onkologischen Zentrum.
Ausloten des körperlichen Miteinanders
Bei einer Krebserkrankung kann das Bedürfnis nach körperlicher Nähe schwanken. Gedanken und Gefühle konzentrieren sich auf die anstehende Behandlung und das Überleben – das Thema Sexualität und erotische Lust tritt für viele Patientinnen zunächst in den Hintergrund. Bei einigen Krebserkrankungen wirken sich Operationen unmittelbar auf die weibliche Sexualität aus. Auch Behandlungen wie eine längerfristige Antihormontherapie können das sexuelle Erleben beeinträchtigen. Manchen Frauen macht das veränderte Körperbild Angst – zum Beispiel nach einer Brustamputation oder bei Haarverlust während der Chemotherapie. Für den Partner kann es schwierig sein, das Gefühlsleben und die Bedürfnisse der Patientin richtig einzuordnen. Was hilft, ist das offene Gespräch, um gemeinsam auszuloten, welche Formen der Nähe, auch jenseits des Geschlechtsverkehrs, möglich und gewünscht sind. Beide Seiten brauchen Zeit, um zu lernen, mit Veränderungen umzugehen.