Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 18.000 Menschen an Magenkrebs. Somit ist das sogenannte Magenkarzinom eine relativ häufige Krebserkrankung, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen kann. In den meisten Fällen treten zu Anfang der Erkrankung kaum Symptome auf. Im weiteren Verlauf sind es oft Symptome wie Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen, die nach einer Abklärung durch eine Magenspiegelung mit Biopsie (feingewebliche Untersuchung) zur Diagnose Magenkrebs führen.
Nur ganz kleine auf die Magenschleimhaut begrenzte Tumoren oder Tumorvorstufen können in einigen Fällen mit dem Endoskop entfernt werden. Für die übrigen Magenkarzinome stehen die Behandlungsmöglichkeiten Operation, Chemotherapie oder Strahlentherapie zur Verfügung.
Außerdem kann Magenkrebs mit einer zielgerichteten Antikörpertherapie behandelt werden. Verschiedene Faktoren beeinflussen über Rezeptoren Wachstum und Teilung von Zellen – auch von Krebszellen. Die Rezeptoren, die wie Empfangsantennen an der Zelloberfläche sitzen, leiten Wachstumssignale an den Zellkern weiter. Auch das HER2-Protein ist ein solcher Rezeptor, der sowohl auf gesunden Zellen als auch auf Krebszellen vorkommt. HER2 steht für Humaner Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2. Sitzen nur wenige HER2-Rezeptoren auf der Zelloberfläche, erhält die Zelle wenige Wachstumssignale. Das bedeutet: Die Zellteilung verläuft normal langsam und kontrolliert.
HER2 kann auf der Oberfläche von Krebszellen vermehrt vorkommen. Dies ist unter anderem bei Brustkrebs und Magenkrebs der Fall. Bei etwa 20 % der Magentumore
tritt eine so genannte HER2-Überexpression auf. Man spricht von einem HER2-positiven Tumor. Auf einem HER2-positiven Tumor sitzen die HER2-Rezeptoren dicht an dicht auf der Zelloberfläche. Wenn sich HER2-Rezeptoren miteinander verbinden (Dimerisierung), werden Wachstumssignale an das Zellinnere geleitet, so dass sich die Zelle teilt und vermehrt. Die Folge: Die Krebszellen werden mit Wachstumssignalen überflutet, teilen und vermehren sich unkontrolliert.
Vor Jahren ist es gelungen, gegen den HER2-positiven Brustkrebs einen Antikörper zu entwickeln, der sich gegen das HER2-Protein richtet. Nun steht diese zielgerichtete Antikörpertherapie auch Patienten mit metastasiertem Magenkrebs zur Verfügung. Ähnlich einem Schlüssel-Schloss-Prinzip bindet der HER2-Antikörper an den HER2-Rezeptor und blockiert ihn dadurch. Wachstumssignale werden nicht mehr übertragen, und das weitere Wachstum der Zelle wird gestoppt. Zusätzlich aktiviert der HER2-Antikörper die körpereigene Immunabwehr, indem die Tumorzellen durch die Besetzung ihrer Oberfläche mit dem Antikörper markiert werden. Die Folge: Das Immunsystem erkennt die Tumorzellen, greift sie an und zerstört sie. Mit dem HER2-Antikörper steht somit eine zielgerichtete und effektive Therapie für HER2- positive Patienten zur Verfügung. Der HER2-Antikörper, der als Infusion alle drei Wochen in die Vene verabreicht wird, wird in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt.
Nebenwirkungen sind bei der Antikörpertherapie im Normalfall mild bis mäßig ausgeprägt. Bei einigen Patienten können während oder kurz nach der ersten Infusion grippeähnliche Symptome wie Fieber oder Schüttelfrost auftreten, die mit entsprechenden Medikamenten gut behandelt werden können. Herz- und Lungenfunktion werden gegebenenfalls vor und während der Therapie regelmäßig kontrolliert, um eventuelle Beeinträchtigungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Eine große klinische Studie mit mehreren hundert Patienten hat gezeigt, dass auch bei metastasiertem HER2-positivem Magenkrebs das Tumorwachstum gebremst werden kann. Die Zeit ohne Fortschreiten der Erkrankung und die Lebenszeit können verlängert werden.
"Zielgerichtete Therapie bei Magenkrebs"
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