Welche Tumormarker gibt es bei Brustkrebs?
Zelluläre Brustkrebsmarker werden direkt am Gewebe von Biopsie oder Operation bestimmt.
Hierzu zählen insbesondere:
- HER2-Rezeptor
- Hormonrezeptoren: Östrogen- und Progesteronrezeptor (ER, PR)
- Proliferationsmarker Ki-67
- uPA/PAI-1-Status
Humorale Tumormarker werden im Blut bestimmt (von lat. humor = Flüssigkeit) und dienen der Verlaufskontrolle bei nachgewiesenem Tumor.
Zu ihnen zählen bei Brustkrebs:
Was bedeutet HER2-Status?
Etwa 20% der
Mammakarzinome sind HER2-positiv (HER2+), d.h. sie tragen den Hormonrezeptor HER-2 (Human Epidermal Growth Factor Receptor 2, c-erbB2). Der HER2-Status beschreibt das Vorhandensein vom Rezeptor; ein Score (Wert) von 0 bis 3+ bezeichnet den prozentualen Anteil der positiven Zellen. HER2 steht mit verstärktem Tumorwachstum im Zusammenhang und geht mit einem aggressiveren Verlauf der Krebserkrankung einher.
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Was ist eine Anti-HER2-Therapie?
HER2 dient zur Diagnose und Klassifizierung von Brustkrebs und wird zur Entscheidung über die Therapie herangezogen. Mithilfe einer erfolgreichen Anti-HER2-Therapie können HER2-Rezeptoren blockiert werden, um das Tumorwachstum zu hemmen, das Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors zu verringern und die Überlebenszeit von Patient oder Patientin zu steigern. Für ein HER-2-positives
Mammakarzinom kommt der
- monoklonale Antikörper Trastuzumab bzw. Pertuzumab oder
- Tyrosinkinase-Hemmer Lapatinib
zur adjuvanten zielgerichteten Therapie als Medikament in Betracht.
Was bedeutet Hormonrezeptor-positive Erkrankung?
Auch die Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron können das Wachstum von Brustkrebszellen beeinflussen, sofern diese Bindungsstellen, wie Östrogenrezeptoren (ER) oder Progesteronrezeptoren (PR, PgR) zum Andocken der Hormone aufweisen. Diese Hormonrezeptoren (HR) leiten Wachstumssignale ins Innere der Tumorzelle und fördern so das Wachstum des Tumors.
Der Tumor wird dann bezeichnet als
- ER+ (ER-positiv, Östrogen-Rezeptor-positiv)
- PR+ (PR-positiv, Progesteron-Rezeptor-positiv, manchmal auch als PgR+)
Ein Brustkrebs mit mehr als 1% positiven Tumorzellen gilt als hormonempfindlich, d.h. er wird durch Östrogen oder Progesteron zum Wachstum angeregt. Dies ist bei etwa 70 – 80% aller Betroffenen der Fall, zeigt sich aber bei jeder Patientin in unterschiedlich starker Ausprägung. Der Hormonrezeptor-Status wird mittels Immunhistochemie bestimmt und kann auch durch den so genannten Immune Reactive Score (IRS) dargestellt werden.
Was ist eine endokrine Therapie?
Wenn eine Tumorzelle hormonempfindlich ist, kann ihr Wachstum durch ein antihormonell wirksames Medikament verlangsamt oder unterdrückt werden. Je nach individuellem Befund kann nach der Operation eine antihormonelle Therapie, auch endokrine Therapie genannt, in Betracht gezogen werden. Als Medikament zur Behandlung stehen hierfür u.a. zur Verfügung:
- Antiöstrogen (Tamoxifen)
- Aromatasehemmer zur Hemmung der Östrogenbildung
- GnRH-Analoga zur Senkung der Östrogenspiegel.
Ki-67 zeigt Wachstumspotenzial der Krebszellen
Ki-67 ist ein Proliferationsmarker zum Nachweis teilungsaktiver Zellen in einem Gewebe. Das Testergebnis kann als Ki-67-Labeling-Index dargestellt werden. Der Marker dient zur Klassifizierung des Tumors und zur Risikobestimmung. So verbessert die Bestimmung von Ki-67 laut aktueller S3-Leitlinie die Prognoseabschätzung bei ER-/PR-positivem und HER2-negativem invasivem
Mammakarzinom. Dies ist mit Blick auf die mögliche Behandlung mit einer adjuvanten
Chemotherapie relevant.
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Der Nachweis von uPa/PAI-1 hat unklaren Nutzen
Das Protein Urokinase-Typ Plasminogen-Aktivator (uPA) und sein Inhibitor Plasminogen-Aktivator-Inhibitor 1 (PAI-1) sind 2 an Stoffwechselprozessen beteiligte Enzyme, die immer wieder zum Abschätzen des
Metastasierungsrisikos eingesetzt werden. Der prognostische Wert für Patient oder Patientin und der Einsatz in der Therapieentscheidung ist allerdings umstritten, weshalb seine Analyse derzeit von der S3-Leitlinie nicht prinzipiell empfohlen wird.
Tumormarker zur molekularen Subtypisierung
Mithilfe der Tumormarker unterscheidet man 4 molekulare Subtypen beim
Mammakarzinom
- Karzinom luminal A (HR-positiv, HER2-negativ, Ki-67 niedrig)
- Karzinom luminal B (HR-positiv, HER2-negativ, Ki-67 hoch)
- Karzinom vom HER2-Typ (HER2-positiv)
- triple negativer Brustkrebs (HER2-negativ, HR-negativ)
Die Klassifizierung vom Karzinom gibt Hinweise darauf, ob eine medikamentöse Therapie adjuvant oder
palliativ erfolgversprechend ist. So kann beispielsweise bei einem HR-positiven
Mammakarzinom eine adjuvante endokrine Therapie nach Operation in Betracht gezogen werden, bei HER2-positivem
Mammakarzinom eine Anti-HER2-Therapie. Als triple negativ werden
Mammakarzinome mit fehlender Expression von HER2, ER (<1% positive Zellen), PR (<1% positive Zellen) bezeichnet. Diese sind häufig prognostisch ungünstig und bedürfen einer Behandlung mit
Chemotherapie.
Wofür dienen Tumormarker im Blut?
Bei Patient:innen mit bereits diagnostiziertem Brustkrebs wird regelmäßig das Blut untersucht. Neben den klassischen Blutwerten werden auch lösliche Tumormarker wie CA 15-3 und CEA betrachtet. Diese dienen zur Kontrolle, wie sich ein Tumor im Rahmen einer Therapie verhält und unterstützen die Früherkennung von Rückfällen (Rezidiven) und
Metastasen.
Was bedeutet der Tumormarker CA 15-3?
Der Marker CA 15-3, kurz für Cancer Antigen 15-3, weist die lösliche Form des Glykoproteins Mucin 1 (Muc1) nach. Das Protein ist an der Aktivierung krebsfördernder Signalwege in der Tumorzelle beteiligt, kommt in geringeren Mengen aber auch auf gesunden Zellen vor. Erhöhte Werte im Blut werden bei verschiedenen bösartigen Erkrankungen, wie dem
Mammakarzinom, Ovarialkarzinom und Nierenzellkarzinom gefunden. Die Höhe des Werts im Blut (angegeben als U/l) steht in Beziehung zur Krankheitsaktivität. CA 15-3 ist besonders gut nachweisbar bei
metastasiertem Mammakarzinom, weshalb CA 15-3 besonders in der Verlaufskontrolle bei fortgeschrittenem,
metastasiertem Mammakarzinom genutzt wird.
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Tumormarker CEA dient zur Kontrolle
Auch der Faktor CEA (engl. carcinoembryonic antigen) wird zur Verlaufskontrolle bei Brustkrebs bestimmt. In gesundem Gewebe ist das Molekül an der Differenzierungs- und Wachstumskontrolle von Zellen beteiligt; beim Tumor fördert es das Wachstum und Voranschreiten der Erkrankung. Der CEA-Wert (angegeben als ng/ml) steigt mit dem Ausmaß der Tumorerkrankung an, ist aber nicht spezifisch für Brustkrebs, sondern ist auch bei anderen Krebserkrankungen zu finden (Darm- und Schilddrüsenkrebs), Auch bei anderen Erkrankungen wie alkoholischer Leberzirrhose, Pankreatitis,
Colitis ulcerosa, Lungenentzündung und häufig bei Rauchern ist CEA erhöht. Aufgrund dieser geringeren Spezifität wird der Marker bei Brustkrebs nur zur Kontrolle des Therapieverlaufs gemeinsam mit anderen Markern bestimmt.
Genauere Informationen zur Bedeutung von Tumormarkern bei Brustkrebs finden Sie in der
S3-Leitlinie Mammakarzinom.
(1) Wörmann, B., et al. Mammakarzinom der Frau, Onkopedia Leitlinien, 2018, DGHO (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V.) https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/mammakarzinom-der-frau/@@guideline/html/index.html.
(2) Brustkrebs/Mammakarzinom, Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), Onko Internetportal, https://www.krebsgesellschaft.de/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs.html.
(3) Interdisziplinäre S3-Leitliniefür die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 4.4–Juni2021AWMF-Registernummer: 032-045OL; Leitlinienprogramm Onkologie, https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045OLl_S3_Mammakarzinom_2021-07.pdf (letzter Zugriff: 29.11.2021)
(4) Tumormarker und andere Biomarker bei Krebs: Anwendung, https://www.krebsinformationsdienst.de/untersuchung/molekulare-diagnostik/tumormarker-biomarker-anwendung.php.