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Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)

Dr. rer. nat. med. habil. Eva Gottfried

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)
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Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist weltweit der vierthäufigste gynäkologische Tumor der Frau. Die Erkrankung wird jährlich bei etwa 4.300 Frauen, d.h. etwa 8 von 100.000 Frauen entdeckt. Dank umfassender Programme zur Früherkennung mit Pap-Test und HPV-Test wird fast die Hälfte der Tumoren im Frühstadium erkannt.
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Was ist Gebärmutterhalskrebs?

Gebärmutterhalskrebs entsteht durch bösartige Veränderungen am Muttermund, der auch Gebärmutterhals, Zervix oder fachsprachlich als Cervix uteri bezeichnet wird.
Die Zervix ist der Bereich zwischen dem oberen Teil der Gebärmutter (Uterus) und der Scheide (Vagina). Der Gebärmutterhals besteht aus Bindegewebe und Muskulatur und ist innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die Schleim absondert.

Knapp 80% der Zervixkarzinome gehen von der Schleimhaut aus, die histologisch auch als Plattenepithelgewebe bezeichnet wird.

Beim Zervixkarzinom werden unterschieden
  Die Veränderung des Gewebes hin zum Krebs kann sich über Jahre hinziehen und verläuft über verschiedene Stufen. Dabei können lokal begrenzte in-situ Karzinome in bösartige invasive Karzinome der Zervix übergehen.
 
 

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Etwa 20% der Zervixkarzinome gehen von den Drüsenzellen im Gebärmutterhals aus und entwickeln sich zu sogenannten Adenokarzinomen. Weitere, selten auftretende Formen des Tumors sind adenosquamöse Mischformen, neuroendokrine (groß- oder kleinzellige) Karzinome und klarzellige bzw. serös-papilläre Karzinome.
Gebärmutterhalskrebs ist von Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) zu unterscheiden.

Was ist die Ursache für Gebärmutterhalskrebs?

Als Hauptursache von Gebärmutterhalskrebs gilt eine Infektion mit krebsauslösenden humanen Papillomviren (HPV), wie die Hochrisiko HPV-Typen 16 und 18. Die Übertragung von HPV 16 und 18 erfolgt überwiegend durch ungeschützten Geschlechtsverkehr.

Wie lässt sich das Risiko für Gebärmutterhalskrebs senken?

Den besten Schutz vor Gebärmutterhalskrebs bieten  
 
  • die Anwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr
  • eine HPV-Impfung
Vorbeugend zur Primärprävention des Tumors steht in Deutschland die HPV-Impfung zur Verfügung. Diese ist durch die Empfehlungen der S3-Leitlinie „Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien“ der AWMF geregelt. Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt generell die HPV-Impfung für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren.

Was sind Humane Papillomviren?

Die Gruppe der Humanen Papillomviren umfasst mehr als 200 verschiede Virustypen. Treffen Viren auf die Körperoberfläche, können sie durch kleinste Verletzungen der Haut oder Schleimhaut in den Körper eintreten und zur Infektion führen. Die Infektion kann ohne Symptome verlaufen, wenn das Immunsystem in der Lage ist, die Viren innerhalb von 1 bis 2 Jahren wieder zu beseitigen. Einige Typen von HPV sind für das Wachstum gutartiger Feigwarzen verantwortlich. Andere, wie HPV 16 und 18, können Krebs auslösen und gelten als eine der wichtigsten Ursachen des Zervixkarzinoms.
 
 

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Gibt es weitere Risikofaktoren für Gebärmutterhalskrebs?

Neben einer Infektion mit HPV kennt man weitere Faktoren, die zur Entwicklung von Krebs im Gebärmutterhals beitragen können:
 
  • Rauchen
  • Infektion mit anderen sexuell übertragbaren Erregern, wie Herpes-simplex und Chlamydien
  • früher Beginn sexueller Aktivität
  • Immunsuppression
  • längerfristige Einnahme oraler Kontrazeptiva (Pille)
Diese Co-Faktoren der Krebsentstehung werden auch als möglicher Grund für die Zunahme der Adenokarzinome gegenüber den Plattenepithelkarzinomen angesehen.

Welche Symptome treten bei Gebärmutterhalskrebs auf?

Die Symptome der Erkrankung sind unspezifisch und können ebenso bei gutartigen (benignen) Veränderungen auftreten. Unter anderm sind dies:
 
  • Blutungen außerhalb der Monatsblutung
  • Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr
  • schlecht riechender, heller Ausfluss aus der Scheide
  • Schmerzen in der Beckengegend oder im Unterbauch
  • Schmerzen beim Wasserlassen

Früherkennung kann bei Gebärmutterhalskrebs Leben retten

Auch ohne Symptome sollten Sie regelmäßig zur gynäkologischen Vorsorge bzw. Früherkennung gehen. Je früher das Stadium ist, in dem ein Krebs erkannt wird, desto besser ist er in der Regel zu behandeln. Dank Früherkennung ist die Zahl der Todesfälle in den letzten 30 Jahren deutlich gesunken. Bei Frauen, die nicht regelmäßig zur Vorsorge gehen, wird die Erkrankung häufig erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt, was die Überlebenschancen verringert.

Seit 2020 gilt ein neues Programm zur gesetzlichen Zervixkarzinom-Früherkennung.

Diese umfasst, je nach Alter der Frau:
 
  • gynäkologische Untersuchung
  • Pap-Test auf zelluläre Veränderungen
  • HPV-Test zum Nachweis einer HPV-Infektion
Manchmal werden die 2 Tests auch als Ko-Testung bezeichnet.
 
 

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Gynäkologische Tumoren – Fortschritte in der Therapie

Erschienen am 14.10.2020Auf dem DGHO 2020 wurden die Fortschritte in der Therapie gynäkologischer Tumoren vorgestellt – Lesen Sie mehr auf www.journalonko.de!

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Weitere Diagnostik bei Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs

Werden im Pap-Test Zellveränderungen festgestellt, untersucht der Arzt oder die Ärztin den Gebärmutterhals und die Scheide noch genauer.

Hierzu dienen
 
  • Differentialkolposkopie
  • Konisation oder
  • Kürettage zur Gewebeentnahme
Bei der Differentialkolposkopie werden Gebärmutterhals und Scheide mit einem speziellen Mikroskop betrachtet (Lupenuntersuchung). Um Gewebe aus dem verdächtigen Bereich zu entnehmen, wird entweder ein Stückchen vom Gebärmutterhalskanal und der Portio herausgeschnitten (Konisation) oder die Schleimhaut an dieser Stelle ausgeschabt (Kürettage). Das hierbei gewonnene Gewebe wird im Labor auf Zellveränderungen untersucht, die zur Diagnose und Klassifikation dienen und für die Entscheidung über die weitere Behandlung wichtig sind. Konisation und Kürettage können häufig ambulant durchgeführt werden und können auch Teil der Therapie sein.

Wie wird die Diagnose Zervixkarzinom gestellt?

Zur Diagnostik wird eine Gewebeprobe des Tumors anhand verschiedener Klassifikationssysteme genau beschrieben. Hierzu zählen die WHO-Klassifikation von 2020, die Stadieneinteilung anhand des TNM-Systems mit Beurteilung von Tumor, Lymphknotenstatus und Metastasierung, sowie die FIGO-Klassifikation. Ein Grading, je nachdem wie gutartig der Tumor erscheint, ist für die Einteilung des Zervixkarzinoms in Stadien (Staging) bisher nicht relevant, dient aber zur genauen Dokumentation der Erkrankung.

Welche Therapie gibt es für Zervixkarzinome?

Bei der Entscheidung, welche Therapie eingeleitet werden soll, spielen die klinische und histologische Diagnose sowie der Allgemeinzustand und das Alter der Patientin eine wichtige Rolle. Insbesondere wird beachtet, ob die Patientin noch einen Kinderwunsch hegt oder bereits in den Wechseljahren ist. Das Durchschnittsalter der Frauen mit der Diagnose Gebärmutterhalskrebs in Form eines in-situ Karzinoms liegt bei 35 Jahren und damit im fortpflanzungsfähigen Alter. Das Durchschnittsalter bei Diagnose eines invasiven Zervixkarzinoms liegt bei 55 Jahren.

Je nach Alter der Patientin und ihrer Diagnose kommen zur Behandlung in Betracht:  
  Bei Patientinnen mit einem Zervixkarzinom im Frühstadium (FIGO-Stadium IA bis IIA) mit lokal begrenztem Karzinom wird der Tumor mittels operativer Therapie entfernt.
Bei jüngeren Patientinnen mit Kinderwunsch erfolgt die Therapie häufig als Operation unter Erhalt des Gebärmutterkörpers und wird als fertilitätserhaltende Behandlung bezeichnet. Bei älteren Patientinnen oder jenen mit abgeschlossener Familienplanung wird die Gebärmutter zur Therapie teilweise oder vollständig entfernt. Bei dieser Therapie spricht man auch von partieller Hysterektomie bzw. radikaler Hysterektomie.
 
 

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Neue Version der S3-Leitlinie Zervixkarzinom

Erschienen am 11.03.2021Empfehlungen für operative Therapien, Radiochemotherapie sowie Rezidiv- und Metastasierungssituation aktualisiert

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Im fortgeschrittenen Stadium des Krebs, ab FIGO-Stadium IIB und mit Metastasen in den Lymphknoten im Becken oder in der Nähe der Hauptschlagader (pelvine Lymphknoten oder paraortale Lymphknoten), ist die Therapie noch umfassender. Bei diesen Patientinnen wird nach der Operation oft noch eine Radiochemotherapie angeschlossen. Die Radiochemotherapie ist eine Kombination aus Strahlentherapie (Radiotherapie, Bestrahlung) und Chemotherapie. Die Chemotherapie erfolgt dabei häufig mit dem Medikament Cisplatin, ein Medikament das auch bei anderen Krebsarten zur Chemotherapie eingesetzt wird. Eine Behandlung durch Strahlentherapie kann von außen über die Haut oder von innen über die Scheide erfolgen.
Ab Stadium IVB ist auch eine medikamentöse palliative Systemtherapie möglich, die primär auf die Linderung der Beschwerden abzielt, wenn eine andere Behandlung nicht mehr erfolgversprechend ist.  


Weitere Informationen zur Diagnose, Therapie und Nachsorge eines Zervixkarzinoms finden Sie in der neuen S3-Leitlinie des Leitlinienprogramms Onkologie.

Redaktion von journalonko.de

Literatur:

 (1) S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom, Langversion 2.0, März 2021, AWMF-Registernummer: 032/033OL, https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-033OLl_S3_Diagnostik_Therapie_Nachsorge_Zervixkarzinom_2021-03.pdf.
(2) S3-Leitlinie „Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien“ der AWMF;  Registernummer 082 – 002; Stand: 01.05.2020 https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/082-002.html.
(3) Beckmann M. et al., Diagnose, Therapie und Nachsorge des Zervixkarzinoms, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 118, Heft 47, 26. November 2021.
(4) Zentrum für Krebsregisterdaten, Robert Koch-Institut,  https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterhalskrebs/gebaermutterhalskrebs_node.html.
(5) WHO Editorial Board, WHO Classification of Tumours: Female Genital Tumours, 5.Ed., Vol. 4, ISBN-13 (Print Book) 978-92-832-4504-9.
(6) Wittekind, C., TNM Klassifikation maligner Tumoren - Korrigierter Nachdruck 2020 mit allen Ergänzungen der UICC aus den Jahren 2017 bis 2019. 2020: Wiley-VCH, Weinheim.
(7) Horn, L.C., et al., FIGO-Klassifikation für das Zervixkarzinom 2019 – was ist neu?  The 2019 FIGO classification for cervical carcinoma-what's new? Der Pathologe, 2019. 40(6): p. 629-635.
(8) Patientenratgeber - Gynäkologische Tumoren - Bayerische Krebsgesellschaft e.V. Zuhören. Beraten. Helfen. Hrsg. dgk-web.gmbh, 2. Aufl. 2016,  https://www.bayerische-krebsgesellschaft.de. 
(9) Stiftung Deutsche Krebshilfe, Patientenleitlinie Gebärmutterhalskrebs,  2015, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/patientenleitlinien/gebaermutterhalskrebs/.

Beiträge zum Thema:

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