Was ist Leberkrebs?
Weltweit ist Leberkrebs die häufigste tödlich verlaufende bösartige Erkrankung. Bei den meisten Patient:innen wird Leberkrebs häufig im fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert, was zu seiner schlechten Prognose beiträgt. Bei mehr als 90% aller Leberkrebsfälle handelt es sich um hepatozelluläre Karzinome (HCC).
Primärer Leberkrebs ist eine der am schnellsten wachsenden Krebsarten. Bei den meisten primären Leberkrebsarten handelt es sich um Krebs in der Leber und Krebs in den Gallengängen der Leber. Beide Krebsarten haben gemeinsame Ursachen, Risikofaktoren, Symptome und Behandlungen. Für Patient:innen ist es wichtig, dass primärenr Leberkrebs so früh wie möglich erkannt und behandelt wird.
Welche Arten von Leberkrebs gibt es?
In der Leber können verschiedene gutartige und bösartige Tumoren entstehen. Zu den gutartigen Lebertumoren (benigne Neoplasien), die vor allem bei jungen Frauen vorkommen, gehören:
- Leberhämangiom
- Leberzelladenom
- fokale noduläre Hyperplasie
Die häufigste Form des Leberkarzinoms ist das hepatozelluläre
Karzinom, das in der Hauptzelle der Leber (Hepatozyt) entsteht. Dieser maligne Tumor (bösartige Tumor) wird auch als Leberzellkarzinom bezeichnet. Das Leberzellkarzinom und das Gallengangskarzinom sind die häufigsten primären bösartigen Lebertumoren. Bei den meisten Fällen von Leberkrebs handelt es sich jedoch um sekundäre Tumoren. Das bedeutet, dass der Krebs nicht in der Leber, sondern durch
Metastasen anderer Organe entsteht.
In diesem Übersichtsartikel wird speziell das Leberzellkarzinom behandelt.
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Hepatozelluläres Karzinom (HCC)
Beim Leberzellkarzinom (Hepatozelluläres
Karzinom, HCC) handelt es sich um die häufigste Form von Leberkrebs bei Erwachsenen. Hepatozelluläre Karzinome können unterschiedliche Wachstumsmuster aufweisen:
- Unifokal: Manche beginnen als einzelnes Karzinom, das immer größer wird. Erst in einem späten Stadium der Erkrankung breitet er sich auf andere Teile der Leber aus.
- Multifokal: Ein zweiter Typ beginnt als viele kleine Krebsknötchen, verteilt in der gesamten Leber. Dieser Typ tritt am häufigsten bei Menschen mit Leberzirrhose (chronische Leberschäden) auf.
- Diffus infiltrativ: Das HCC wächst diffus über die das gesamte Lebergewebe.
Intrahepatisches Cholangiokarzinom (Gallengangskrebs)
Etwa 10% bis 20% der Krebserkrankungen, die in der Leber beginnen, sind intrahepatische Cholangiokarzinome. Diese Krebsarten entstehen in den Zellen, die die kleinen Gallengänge (Röhren, die die Galle zur Gallenblase transportieren) in der Leber auskleiden. Die meisten Cholangiokarzinome haben ihren Ursprung jedoch in den Gallengängen außerhalb der Leber.
Der Rest dieser Informationen bezieht sich auf hepatozelluläre Karzinome. Hier gelangen Sie zu weiteren Informationen zum
Gallengangskrebs.
Was ist die Ursache für die Entstehung von Leberkrebs?
Obwohl mehrere Risikofaktoren für die Entstehung eines Leberkarzinoms bekannt sind, ist nur teilweise erschlossen, wie diese dazu führen können, dass normale Leberzellen zu Krebszellen werden. Einige dieser Risikofaktoren wirken sich auf die DNA der Leberzellen aus, was zu abnormalem Zellwachstum und möglicherweise zur Entstehung von Leberkrebs führt.
Häufige Gründe für die Entstehung von Leberzellkarzinomen sind:
- Leberzirrhose: Eine Leberzirrhose stellt grundsätzlich ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für das hepatozelluläre Karzinom dar.
- Virushepatitiden B und C: Chronische Infektion mit HBV oder HCV. Eine chronische Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) oder dem Hepatitis-C-Virus (HCV) erhöht das Risiko für die Entstehung eines Leberkarzinoms. Tritt die Leberzirrhose als Folge einer dieser Virusinfektionen auf, erhöht das das Risiko signifikant.
- Hämochromatose: Die Hämochromatose bezeichnet eine Eisenspeicherkrankheit, bei der zu viel Eisen im Körper gelagert wird. Dieses Eisen befindet sich meist im Herz oder in der Leber der Betroffenen. Eine Kombination aus Hämochromatose und Leberzirrhose stellt ein hohes Erkrankungsrisiko dar.
- langjährige / missbräuchliche Anwendung von Androgenen (männliche Sexualhormone)
- Einnahme von Aflatoxinen (hauptsächlich in kontaminierten Nahrungsmitteln wie Nüsse und Getreide)
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Studie zu Leberkrebs: neue therapeutische Ansätze
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Was sind weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Leberkrebs?
Weitere Faktoren, die das Risiko eines primären Leberkrebses erhöhen, sind:
- Bestimmte vererbte Leberkrankheiten. Zu den Lebererkrankungen, die das Risiko für die Entstehung eines Leberkarzinoms erhöhen können, gehören Hämochromatose und Morbus Wilson.
- Diabetes. Patient:innen mit dieser Blutzuckerkrankheit haben ein höheres Risiko für Leberkrebs als Menschen ohne Diabetes.
- Nichtalkoholische Fettlebererkrankung. Eine Fettansammlung in der Leber erhöht das Risiko für Leberkrebs.
- Übermäßiger Alkoholkonsum. Wenn Sie über viele Jahre hinweg täglich mehr als eine mäßige Menge Alkohol konsumieren, kann dies zu irreversiblen Leberschäden führen und das Risiko für Leberkrebs erhöhen.
- Geschlecht. Männer erkranken häufiger an einem hepatozellulären Karzinom als Frauen.
- Übergewicht kann das Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom erhöhen.
- Seltene Krankheiten. Studien haben einen Zusammenhang zwischen Leberkarzinomen und einigen seltenen Krankheiten wie Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, Tyrosinämie und Morbus Wilson festgestellt.
- Rauchen
Was sind die Symptome von Leberkrebs?
Erste Anzeichen und Symptome eines Leberkarzinoms zeigen sich oft erst in späteren Stadien der Krankheit, manchmal aber auch schon früher.
Einige der häufigsten Symptome von Leberkrebs sind:
- Gewichtsverlust (ohne Anstrengung)
- Appetitlosigkeit
- starkes Völlegefühl nach einer kleinen Mahlzeit
- Übelkeit oder Erbrechen
- vergrößerte Leber
- vergrößerte Milz
- Schmerzen im Abdomen (Bauch)
- Schwellung oder Flüssigkeitsansammlung im Abdomen (Bauch)
- Juckreiz
- Gelbfärbung der Haut und der Augen (Gelbsucht)
Weitere Symptome können Fieber, vergrößerte Venen am Bauch, die durch die Haut zu sehen sind, sowie ungewöhnliche Blutergüsse oder Blutungen sein.
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Einige Lebertumoren bilden Hormone, die auf andere Organe als die Leber wirken. Diese Hormone können Folgendes verursachen:
- erhöhte Kalziumwerte im Blut (Hyperkalzämie), die Übelkeit, Verwirrung, Verstopfung, Schwäche oder Muskelprobleme verursachen können
- niedrige Blutzuckerwerte (Hypoglykämie), die zu Müdigkeit oder Ohnmacht führen können
- Brustvergrößerung (Gynäkomastie) und/oder Schrumpfung der Hoden bei Männern
- erhöhte Anzahl roter Blutkörperchen (Erythrozytose)
- hoher Cholesterinspiegel
Wie wird Leberkrebs diagnostiziert?
Anamnese und körperliche Untersuchung beim HCC
Für die Diagnose führt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin im ersten Schritt eine allgemeine körperliche Untersuchung durch. Außerdem wird das Risiko für eine Leberkrebserkrankung im Rahmen einer Familienanamnese erhoben.
Wenn bereits Symptome auftreten, oder die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung auf ein Leberkarzinom hindeuten, werden weitere Tests zur Sicherung der Diagnose durchgeführt.
Bildgebende Untersuchungen beim HCC
Bildgebende Untersuchungen verwenden Röntgenstrahlen, Magnetfelder oder Schallwellen, um Bilder aus dem Inneren des Körpers zu erstellen.
Folgende Untersuchungen können zur Sicherung der Diagnose Leberkrebs durchgeführt werden:
- Ultraschall
- Sonographie (kontrastmittelgestützte Sonographie, CEUS)
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
Andere Tests und Verfahren beim HCC
Andere Tests können durchgeführt werden, um eine Diagnose zu stellen, wenn die Ergebnisse der
Bildgebung nicht sicher sind.
- Leberfunktionstests (LFTs)
- Blutgerinnungstests
- Nierenfunktionstests
- Vollständiges Blutbild (CBC)
Biopsie beim HCC
Bei einer Biopsie wird eine Gewebeprobe entnommen, um festzustellen, ob es sich um Krebs handelt. Manchmal ist die einzige Möglichkeit, sicher zu sein, dass ein Leberkarzinom vorliegt, die Entnahme einer Biopsie und deren Untersuchung im Pathologielabor. In einigen Fällen können Ärzt:innen jedoch aufgrund der Ergebnisse
bildgebender Untersuchungen wie CT- und MRT-Scans ziemlich sicher sein, dass eine Person Leberkrebs hat. In diesen Fällen ist eine Biopsie möglicherweise nicht erforderlich. Der Arzt oder die Ärztin stellt dann eine Diagnose.
Wenn eine Biopsie erforderlich ist, kann sie auf verschiedene Weise durchgeführt werden:
- Nadelbiopsie
- Laparoskopische Biopsie
- Chirurgische Biopsie
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Was sind die Stadien von Leberkrebs?
- Stadium I: Im ersten Stadium ist das HCC lokal begrenzt und noch nicht auf Lymphknoten, Blutgefäße oder andere Organe übergegangen.
- Stadium II: Im zweiten Stadium ist das HCC bereits auf benachbarte Blutgefäße übergegangen. Lymphknoten oder andere Organe sind jedoch noch nicht betroffen.
- Stadium III a: Im Stadium IIIa ist das HCC bereits innerhalb der Leber, jedoch nicht über ihre Grenzen hinaus gewachsen. Blutgefäße sind bereits betroffen.
- Stadium III b: Im Stadium IIIb ist das HCC bereits auf benachbarte Organe übergegangen. Lymphknoten sind in diesem Stadium noch nicht betroffen. Fernmetastasen in entfernten Organen haben sich noch nicht gebildet.
- Stadium III c: In diesem Stadium sind die Lymphknoten befallen. Das HCC hat noch keine Fernmetastasen gebildet.
- Stadium IV: Im vierten Stadium hat der Primärtumor Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen gebildet.
Wie wird Leberkrebs behandelt?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Therapie des hepatozellulären Karzinoms. Je nach allgemeinem Gesundheitszustand, Alter und Erkrankungsstadium des Patienten oder der Patienten wird ein Therapieverfahren oder eine Kombination aus verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt.
Zu den Behandlungsmöglichkeiten beim Leberkarzinom gehören:
- Operation (Leberteilentfernung oder Lebertransplantation) beim HCC: Ist nur ein Teil der Leber betroffen, kann eine Leberresektion durchführt werden. Hierbei wird der Teil des Organs entnommen, der von Krebs befallen ist. Wenn die gesamte Leber betroffen ist, der Krebs aber noch nicht metastasiert hat, kann die gesamte Leber entfernt werden. Im nächsten Schritt muss dann eine Lebertransplantation durchgeführt werden. Da die meisten Erkrankungen erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt werden, stellt der operative Eingriff nur für wenige Patient:innen eine Therapieoption dar.
- Radiofrequenz-Ablation (RFA, RFTA, RITA) beim HCC: Bei dieser Therapie wird eine Sonde in den Tumor eingeführt. Dieser wird dann durch Radiofrequenzwellen erhitzt, um den Tumor zu zerstören. Diese Behandlung kann nur bei Tumoren mit 3 bis 5cm Durchmesser eingesetzt werden.
- Mikrowellenablation (MWA) und irreversible Elektroporation (IRE) beim HCC: Diese Behandlung verläuft ähnlich wie die Radiofrequenz-Ablation. Jedoch können noch höhere Temperaturen erreicht werden. Sie wird bevorzugt bei HCC eingesetzt, die nahe an großen Blutgefäßen liegen.
- Perkutane Ethanol- oder Essigsäure-Injektion (PEI) beim HCC: Bei dieser Therapie wird ein 95%-iger Alkohol in den Tumor gespritzt, um ihn abzutöten.
- Selektive interne Strahlentherapie (SIRT) oder Radioembolisation (TARE) beim HCC: Bei dieser Therapie wird der Lebertumor von innen bestrahlt.
- Externe Strahlentherapie beim HCC: Hierbei erfolgt eine Behandlung mit einer externen Strahlentherapie. Das heißt, die Leber wird von außen bestrahlt.
- Transarterielle (Chemo-) Embolisation (TAE, TACE) beim HCC: Mithilfe eines Katheters werden bei dieser Therapie die Gefäße, die den Tumor mit Blut versorgen verstopft. Dadurch sterben Tumorzellen in den betroffenen Bereichen ab.
- medikamentöse Behandlung mit Sorafenib, Regorafenib oder Lenvatinib
- Immuntherapie mit PD1- / PD-L1-Inhibitoren
- Chemotherapie
oder eine Kombination dieser Therapieformen. Ist eine Heilung für den Patienten oder die Patientin ausgeschlossen, wird eine palliative Therapie eingeleitet.
Weitere Informationen zur Behandlung des HCC entnehmen Sie der
S3-Leitlinie.
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Wie kann Leberkrebs vorgebeugt werden?
Durch die Vermeidung von Risikofaktoren kann Leberkrebs vorgebeugt werden.
Folgende Maßnahmen können das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, minimieren:
- Impfung gegen Hepatitis B
- kein Alkoholkonsum
- kein Nikotinabusus
- regelmäßiges Screening bei Patientinnen und Patienten mit Leberzirrhose
- gesundes Gewicht
Red. Journal Onkologie