27. Juli 2024
Urologische Tumorerkrankungen machen in Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI) etwa 39% aller Krebserkrankungen bei Männern bzw. 4% bei Frauen aus (1). Voraussetzung für die Erfassung und wissenschaftliche Auswertung der Versorgungsqualität urologischer Tumorerkrankungen ist deren standardisierte Dokumentation. Seit Mai 2018 dokumentieren Mitglieder von d-uo (Deutsche Uro-Onkologen e.V.) urologische Tumorerkrankungen im Rahmen der prospektiven VERSUS-Studie (VERSorgUngsStudie). Es handelt sich bei VERSUS um eine nicht-interventionelle, prospektive, multizentrische Studie zur Dokumentation und deskriptiven statistischen Auswertung von Diagnostik, Behandlungsverlauf und Nachsorge uro-onkologischer Patienten. Eingeschlossen werden Patienten mit der Erstdiagnose einer urologischen Tumorerkrankung (2, 3).
d-uo vergütet seine Mitglieder
d-uo hatte bereits Anfang 2017 die Idee, eine Dokumentationsplattform zu konzipieren, mit der den Mitgliedern von d-uo einerseits die Meldung an das Krebsregister ermöglicht wird und andererseits Daten in die eigene d-uo-Datenbank überführt werden können – ohne doppelten Aufwand (4). Das Krebsregister vergütet die Erstmeldung einer uro-onkologischen Tumorerkrankung mit 18 € und seit Februar 2024 mit 19,50 €. Als weiterhin einziger Anbieter vergütet d-uo seinen Mitgliedern den mit der zusätzlichen Meldung an d-uo verbundenen Dokumentationsaufwand mit weiteren 18 € bzw. seit Februar 2024 mit 19,50 € (5, 6).
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Erschienen am 26.04.2024 • Es gibt mehr Geld für die Meldung von Krebserkrankungen an Krebsregister. Auch d-uo erhöht bei urologischen Tumorerkrankungen. Mehr dazu hier!
Erschienen am 26.04.2024 • Es gibt mehr Geld für die Meldung von Krebserkrankungen an Krebsregister. Auch d-uo erhöht bei...
Nach Fertigstellung des Studienprotokolls und Erteilung eines positiven Ethikvotums für die prospektive Registerstudie VERSUS wurden im Mai 2018 die ersten Patientendaten über die Dokumentationsplattform von d-uo eingegeben. d-uo stellt seinen Mitgliedern die Dokumentationsplattform kostenlos zur Verfügung. Ebenso kostenlos sind Wartung und Pflege der Software sowie eine Hotline. Bei allem ist sichergestellt, dass die Datenhoheit ausschließlich (!) bei den Mitgliedern von d-uo liegt (7).
Das Nierenzellkarzinom in der VERSUS-Studie
Von Mai 2018 bis Mai 2024 wurden 22.280 Patienten mit der Erstdiagnose einer urologischen Tumorerkrankung im Rahmen der VERSUS-Studie dokumentiert (Tab. 1).
Tab. 1 : Verteilung von 22.880 Patienten mit Erstdiagnose einer urologischen Tumorerkrankung (VERSUS-Studie, Zeitraum 5/2018-5/2024).
Bei 1.814 Patienten (7,9%) lag ein Nierenzellkarzinom vor. Ein Tumorstadium (TNM bzw. UICC) war bei 78,7% bzw. 75,9% dieser Patienten verfügbar (Tab. 2 und 3).
Tab. 2: Verteilung der UICC-Stadien bei Patienten mit einem Nierenzellkarzinom in Deutschland (RKI vs. DKG-zertifizierte Nierenkrebszentren vs. d-uo). *Mann/Frau; **das RKI kommt ohne Nachkommastellen aus, d-uo gibt eine Nachkommastelle an und die DKG benötigt immer 2 Nachkommastellen
Tab. 3: Verteilung der TNM-Stadien T1aN0M0 und T1bN0M0 bei Patienten mit einem Nierenzellkarzinom in Deutschland (d-uo).
Andere Daten zum Nierenzellkarzinom (RKI, DKG)
Demgegenüber beträgt der Anteil des Nierenzellkarzinoms an allen urologischen Tumorerkrankungen beim RKI im Jahr 2020 13,5% (1). Das RKI kann allerdings nur für 60% der Patienten ein Tumorstadium liefern (und dann auch nur als UICC-Stadium angegeben wie in Tabelle 2 gezeigt) (1).
Ferner wurden von 73 von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten Nierenkrebszentren im Jahr 2022 insgesamt 4.359 Patienten mit einem neudiagnostizierten Nierenzellkarzinom dokumentiert (8). Die Verteilung auf die UICC-Stadien ist in Tabelle 2 dargestellt.
Es ist unschwer zu erkennen, dass sich etwa zwei Drittel aller Patienten mit einem Nierenzellkarzinom im UICC-Stadium I befinden. RKI und DKG liefern keine TNM-Stadien. In der VERSUS-Studie von d-uo zeigt sich demgegenüber, dass sich zwei Drittel aller Patienten mit einem Tumorstadium T1N0M0 im Tumorstadium T1aN0M0 und ein Drittel im Tumorstadium T1bN0M0 befinden (Tab. 3).
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Das symptomatische Nierenzellkarzinom: Ergebnisse aus der VERSUS-Studie von d-uo
Erschienen am 25.02.2024 • Informieren Sie sich hier zu den aktuellen Ergebnissen aus der VERSUS-Studie von d-uo zum symptomatischen Nierenzellkarzinom!
Erschienen am 25.02.2024 • Informieren Sie sich hier zu den aktuellen Ergebnissen aus der VERSUS-Studie von d-uo zum symptomatischen...
Es zeigt sich, dass in der VERSUS-Studie deutlich mehr Patienten mit einem UICC-Stadium I bzw. deutlich weniger Patienten mit einem UICC-Stadium III oder IV im Vergleich zur RKI-Analyse für das Jahr 2020 inkludiert waren (Tab. 2). Demgegenüber sind die Zahlen der VERSUS-Studie mit den Ergebnissen der DKG-zertifizierten Nierenkrebszentren vergleichbar (Tab. 2).
Dabei ist es ein ungelöstes Problem, dass das UICC-Stadium I die T-Kategorien T1a (Tumordurchmesser bis 4 cm) und T1b (Tumordurchmesser > 4 cm bis 7 cm) zusammenfasst. Hieraus ergeben sich verschiedene Nachteile:
Zwei Drittel aller Nierenzellkarzinome sind im UICC-Stadium I. Warum soll man diesen hohen Anteil nicht in die sinnvollen T-Kategorien T1a und T1b aufteilen?
Der Anteil benigner Läsionen ist bei einem Tumordurchmesser bis 4 cm relevant und damit deutlich höher als bei einem Tumordurchmesser > 4 cm bis 7 cm.
Die Prognose des Nierenzellkarzinoms wird ab einem Tumordurchmesser von 4-5 cm deutlich schlechter. Dies betrifft die Metastasierungsrate, die Rezidivrate, das tumorspezifische Überleben und das Gesamtüberleben.
Der Anteil (technisch machbarer) organerhaltender Operationen ist bei einem Tumordurchmesser bis 4 cm deutlich höher als bei einem Tumordurchmesser > 4 cm bis 7 cm (ca. 75% vs. ca. 50%) (9).
Schlussfolgerungen
In zwei Drittel aller Fälle handelte es sich bei Neudiagnose eines Nierenzellkarzinoms um ein UICC-Stadium I (entspricht T1N0M0). Der Verzicht auf eine weitere Aufteilung in die Tumorstadien T1aN0M0 und T1bN0M0 ist nicht nachvollziehbar und blockiert eine weiterführende Diskussion zur Prognose und Therapie des Nierenzellkarzinoms. Und dabei geht es doch um sehr unterschiedliche therapeutische Ansätze wie aktive Überwachung, fokale Ablation, partielle Nephrektomie und „radikale“ Nephrektomie. d-uo wird weiterhin die Daten der VERSUS-Studie zur „real world“ des Nierenzellkarzinoms in Deutschland erheben, interpretieren und publizieren.
Weiterhin sind auch Kliniken und Hämato-Onkologen aufgerufen, sich an den Projekten von d-uo zu beteiligen. Weiterführende Informationen erhalten Sie unter www.d-uo.de sowie in einem persönlichen Gespräch mit den Autoren.