Sonntag, 22. Dezember 2024
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Triple-negativer Brustkrebs (TNBC)

Dr. rer. nat. med. habil. Eva Gottfried

Triple-negativer Brustkrebs (TNBC)
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Brustkrebs tritt in verschiedensten Formen auf, die sich in molekularen und Gewebemerkmalen unterscheiden. Neben dem TNM-Stadium sind Oberflächenmoleküle wie Östrogen- und Progesteron-Rezeptoren (ER-/PR) sowie Wachstumsfaktor-Rezeptoren (HER2) für die unterschiedlichen Subtypen kennzeichnend und klinisch für die Therapieentscheidung von Bedeutung.
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Was ist Triple-negativer Brustkrebs (TNBC)?

Etwa jeder 6. Brustkrebs ist ein sog. triple-negatives Mammakarzinom (TNBC), auch dreifach-negativer Brustkrebs genannt.

Es ist gekennzeichnet durch

•    aggressives Wachstum
•    Fehlen der Marker ER-/PR-Rezeptoren und HER2-Moleküle
•    hohes Risiko der Metastasenbildung
•    oftmals schlechterer Prognose
•    Auftreten häufig bei jüngeren Patient:innen.

Die Behandlung eines TNBC ist bisher meist beschränkt auf Chemotherapie und Operation, weil das Fehlen der beschriebenen Biomarker eine Antihormontherapie und eine zielgerichtete Anti-HER2-Therapie wirkungslos macht. Allerdings sprechen die Patient:innen individuell sehr unterschiedlich auf die bekannten Chemotherapien an, sodass neue Behandlungsmöglichkeiten untersucht werden. Studien zu Checkpoint-Inhibitoren lassen hier hoffen.
 
 

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Wie wird TNBC behandelt?

Zur systemischen, d.h. körperweiten Chemotherapie werden häufig Wirkstoffe gewählt, die auch bei anderen Mammakarzinom-Typen zum Einsatz kommen, wie

•    Anthrazyklin-basierte und/oder
•    Taxan-basierte Therapien.

Bei einem TNBC im Frühstadium kann die Chemotherapie neoadjuvant, d.h. vor der Operation eingesetzt werden, um die Tumorlast schon vorab zu verringern. Viele TNBC-Patient:innen sprechen hierauf besonders gut an und zeigen eine besonders hohe pathologische Komplettremissionsrate (pCR). Diese gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass nach der Behandlung keine Tumorzellen mehr in der Brust nachweisbar sind. Die Betroffenen haben eine gute Langzeitprognose, die von der Größe des nach der Operation verbliebenen Resttumors abhängt. Untersucht wird auch, ob beim TNBC andere Wirkstoff-Kombinationen als bei anderen Formen von Brustkrebs erfolgreicher sind. Laut einer Studie für das metastasierte erbliche Mammakarzinom, das häufig als TNBC auftritt, könnte speziell die Zugabe von Platinanaloga wie Carboplatin das Überleben der Patient:innen verbessern.

Welche Medikamente werden in der Therapie des TNBC eingesetzt?

Neben Chemotherapie und Operation ist der Einsatz der Substanz Bevacizumab in Kombination mit den Chemotherapeutika Paclitaxel oder Capecitabin als Erstlinientherapie möglich. Dieser monoklonale VEGF-Antikörper wird als sog. Angiogenesehemmer eingesetzt, um die Gefäßversorgung und damit die Nährstoffe und Sauerstoffversorgung der Tumorzellen zu hemmen.  Allerdings konnte in Studien beim TNBC wie bei anderen Mammakarzinomen nur das progressionsfreie Überleben (Überleben ohne Fortschreiten des Tumors) und nicht das Gesamtüberleben verbessert werden.
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Welche neuen Therapien gibt es für TNBC?

Die Gruppe der TNBC ist sehr heterogen und es gibt verschiedene Subtypen. Nicht alle haben eine gleichermaßen schlechte Prognose. Die Wirkung neuer zielgerichteter Therapien wird bei einzelnen Typen untersucht. So ist inzwischen der Wirkstoff Atezolizumab für bestimmte Formen des metastasierten TNBC in Kombination mit dem Chemotherapeutikum nab-Paclitaxel zugelassen. Atezolizumab ist ein monoklonaler Antikörper aus der Substanzgruppe der Immun-Checkpoint-Inhibitoren, der bei Tumoren mit PD-L1-Expression in Betracht gezogen werden kann. Das Molekül PD-L1 hindert die körpereigenen Immunzellen daran, den Tumor zu erkennen und effektiv zu bekämpfen. Durch die Gabe von Atezolizumab bei PD-L1-positiven TNBC kann dies aufgehoben und das Immunsystem gegen den Krebs aktiviert werden. Auch für den Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab wurde vor kurzen die Wirksamkeit bei frühem TNBC in Kombination mit Chemotherapie als adjuvante (unterstützende) und neoadjuvante (vor Operation) Therapie in einer Studie gezeigt (KEYNOTE-522-Studie, Phase-III-Studie). Der monoklonale Antikörper Pembrolizumab bindet an den PD1-Rezeptor und entfesselt ebenfalls das Immunsystem. Die Entwicklung solcher Krebsimmuntherapeutika lässt auf neue signifikant wirksame Therapiemöglichkeiten insbesondere für prognostisch schlechtere Formen des Mammakarzinoms hoffen. 

Was sind Brustkrebsgene?

Der triple-negative Brustkrebs trifft häufiger jüngere Frauen und Mitglieder sog. Hochrisikofamilien, bei denen der Tumor in seiner erblichen Form auftritt. Etwa 5-10% aller Brustkrebserkrankungen sind genetisch bedingt. Bei den Patient:innen finden sich DNA-Veränderungen nicht nur in den Krebszellen selbst, sondern auch im Erbgut derer Keimzellen. Für verschiedene Gene (BRCA1 und BRCA2, BARD1, PALB2, RAD51D) wurde festgestellt, dass sie das Risiko für Brustkrebs bis zu fünffach erhöhen. Weil erblicher Brustkrebs häufig in Form eines TNBC auftritt, wurden auch PARP-Inhibitoren (Poly-ADP-Ribose-Polymerase-Inhibitoren) getestet, die bereits bei Betroffenen mit BRCA1- oder BRCA2-Mutationen untersucht wurden. PARP-Inhibitoren greifen in die defekten DNA-Reparaturmechanismen der Krebszellen ein, konnten aber in einer Studie klinisch signifikant keinen Effekt beim TNBC erreichen.
 
 

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In der Gruppe der TNBC sind sehr verschiedene Formen von aggressivem Mammakarzinom zusammengefasst, die aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften und Prognosen unterschiedlich behandelt werden müssen. Die Entdeckung neuer Biomarker ist wichtig, um in Zukunft das Ansprechen auf einzelne Therapien besser vorhersagen zu können.

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