Journal Onkologie

Hämatologie | Beiträge ab Seite 10

Überblick

Hämatologie

Was ist Hämatologie? Die Hämatologie (altgriech. haima=Blut, logos=Lehre) ist die Lehre der Blutkrankheiten und des blutbildenden Systems. Hämatologie (als Facharztdisziplin oft gepaart mit Onkologie) ist als Teilgebiet der Inneren Medizin ein interdisziplinäres Gebiet: Einerseits gibt es benigne (gutartige) Bluterkrankungen, die vom Hausarzt/Allgemeinmediziner behandelt werden können (z.B. Eisenmangelanämie, Blutgerinnungsstörungen). Andererseits gehört die Therapie maligner Bluterkrankungen (z.B. Leukämien) in die Hände eines auf die Behandlung spezialisierten Hämatologen/Onkologen.
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Die chronische Neutrophilenleukämie (CNL) ist eine seltene hämatologische Neoplasie, die sich durch eine Leukozytose (> 25.000/µL) mit reifzelliger Neutrophilie ohne relevante Linksverschiebung und Dysplasiezeichen im peripheren Blut auszeichnet. In der Mehrzahl der Patient:innen ist eine aktivierende Mutation im CSF3R-Gen (meist T618I) nachweisbar, begleitende somatische Mutationen (u.a. ASXL1, SETBP1, SRSF2) können prognostisch relevant sein. Die myelodysplastische/myelooproliferative Neoplasie mit Neutrophilie (MDS/MPN-N, syn. atypische chronische myeloische Leukämie (aCML)), bei der ebenfalls CSF3R mutiert sein kann, und die chronische myelomonozytäre Leukämie sind wichtige Differentialdiagnosen. Aufgrund des hohen medianen Erkrankungsalters von 70 Jahren ist die allogene Stammzelltransplantation nur selten durchführbar und die Prognose (medianes Überleben < 2 Jahre) häufig schlecht. Der Off-label-Einsatz des JAK1/2-Inhibitors Ruxolitinib kann zu anhaltenden hämatologischen und molekularen Remissionen führen.
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Hämatologie

Aktuelles zur Erstlinientherapie der chronischen lymphatischen Leukämie

Bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) hat ein besseres Verständnis der Biologie der Erkrankung, v.a. die molekulargenetische Identifizierung von Treibermutationen sowie der betroffenen Signalübertragungswege, neue und individualisierbare therapeutische Optionen erschlossen. Derzeit steht v.a. die Hemmung des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs (insbesondere der Bruton-Tyrosinkinase, BTK) sowie des Apoptose-Signalwegs (v.a. das BCL2-Protein) im Vordergrund. Inhibitoren dieser Proteine können das progressionsfreie und teilweise auch das Gesamtüberleben (OS) signifikant verlängern. Davon profitieren insbesondere die bisherigen Hochrisikogruppen, sprich Patient:innen mit unmutiertem IGHV (uIGHV) sowie mit Deletion 17p (del17p) und/oder Mutationen im TP53-Tumorsuppressor-Gen. Diese Marker sind aber nach wie vor prognostisch relevant, sodass eine Risikostratifizierung v.a. bei der Erstlinientherapie sinnvoll erscheint. Darüber hinaus unterscheiden sich BTK- und BCL2-Inhibitoren hinsichtlich ihrer Nebenwirkungsprofile, sodass Begleit-erkrankungen und -medikationen bei der Wahl der Therapie berücksichtigt werden sollten.
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Medizin

Kutanes Lymphom – Das Chamäleon der Dermatologie

Sieht harmlos aus, ist aber Krebs – ein Hautlymphom. Mit einer Neuerkrankung im Jahr pro 100.000 Einwohner:innen ist diese Form von Hautkrebs relativ selten, die Diagnose aber oft nicht einfach. Lymphome gelten als Chamäleon in der Dermatologie, weil sie wie andere Hauterkrankungen aussehen können. Zur Diagnose wird eine Biopsie der Hautveränderung feingeweblich und molekulargenetisch untersucht. Die Prognose ist sehr unterschiedlich. Im Rahmen des Deutschen Hautkrebskongresses, der vom 25. bis 28. September in Würzburg stattfand, gab Prof. Dr. Marion Wobser, Hautklinik am Universitätsklinikum Würzburg, Einblicke in neue Erkenntnisse zum Hautlymphom.
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Medizin

Hämophilie A und B: Zulassungsempfehlung für Marstacimab

Wie der Hersteller bekannt gibt, hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung von Marstacimab zur Routineprophylaxe (RP) von Blutungsepisoden bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit schwerer Hämophilie A (definiert als FVIII-Aktivität < 1 %) oder schwerer Hämophilie B (definiert als FIX-Aktivität < 1 %) ohne Hemmkörper empfohlen (1, 2). Im Falle einer Zulassung durch die EMA wäre Marstacimab der erste zugelassene Antikörper gegen den Tissue Factor Pathway Inhibitor (Anti-TFPI) zur einmal wöchentlichen subkutanen Anwendung bei geeigneten Patienten mit Hämophilie A oder B ohne Hemmkörper.
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Hämatologie

Hämophilie A: Neue Faktortherapie-Klasse verfügbar

Für die Behandlung und Prophylaxe von Blutungen bei Patienten mit Hämophilie A ist Efanesoctocog alfa seit Juni 2024 zugelassen und ab sofort verfügbar: Der erste Vertreter einer neuen Faktor-VIII-Klasse führt laut Studiendaten bei wöchentlichen Dosierungsintervallen für etwa 4 Tage zu normalisierten bis fast normalen Faktor-VIII-Aktivitätswerten von über 40% und durch den signifikant höheren Blutungsschutz zu besserer Lebensqualität und langfristig mehr Gelenkgesundheit (1-4).
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Medizin

Myelofibrose: Überlebensvorteil durch JAK-Inhibition

Die Myelofibrose ist eine aggressive Erkrankung mit reduzierter Lebenserwartung.1 Das Gesamtüberleben kann jedoch durch gezielte JAK-Inhibition mit Ruxolitinib* signifikant verlängert werden – insbesondere bei rechtzeitigem Therapiestart.
*Ruxolitinib ist angezeigt für die Behandlung von krankheitsbedingter Splenomegalie oder Symptomen bei Erwachsenen mit primärer Myelofibrose, Post-Polycythaemia-vera-Myelofibrose oder Post-Essentieller-Thrombozythämie-Myelofibrose.
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Medizin

CHMP-Empfehlung für Daratumumab-VRd beim neu diagnostizierten Multiplen Myelom

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat die Zulassungserweiterung für Daratumumab als subkutane Formulierung empfohlen. Der Antikörper soll in Kombination mit Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason (D-VRd) zum Einsatz kommen, um erwachsene Patient:innen mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom (NDMM) zu behandeln, die für eine autologe Stammzelltransplantation in Frage kommen (1).
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Medizin

ESMO 2024: Überlebensvorteil für ältere RRMM-Patient:innen durch BCMA-CAR-T-Zellen

Der bisher größte Vergleich von Überlebensdaten, der auf dem diesjährigen ESMO-Kongress vorgestellt wurde, zeigt, dass gegen das B-Zell-Reifungsantigen gerichtete CAR-T-Zell-Therapien (BCMA-CAR-T) das Gesamtüberleben (OS) von Patient:innen mit rezidiviertem/refraktärem Multiplen Myelom (RRMM) im Vergleich zum bispezifischen Antikörper Teclistamab verbessern, insbesondere bei älteren Patient:innen und solchen ohne vorherige Transplantation (1).
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Hämatologie

EHA: Belantamab-Mafodotin + Pd verbessert PFS gegenüber Standard bei RRMM signifikant

Die Addition des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) Belantamab-Mafodotin (Belamaf) zu Pomalidomid und Dexamethason (BPd) verbesserte bei Erkrankten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplen Myelom (RRMM) gegenüber dem derzeitigen Standard Bortezomib + Pd (PVd) das progressionsfreie Überleben (PFS) signifikant und klinisch relevant. Das Risiko für Progression oder Tod wurde unter der neuen Kombination im Vergleich zum Therapiestandard fast halbiert (HR=0,52). Das zeigen die Interimsdaten der noch laufenden Phase-III-Studie DREAMM-8, die Prof. Dr. Meletios Dimopoulos, Athen, Griechenland, im Rahmen des Jahreskongresses der European Hematology Association (EHA) 2024 präsentierte (1). Die Daten werden möglicherweise in absehbarer Zeit den Therapiestandard verändern.
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Hämatologie

EHA: Vitamin C-Supplementierung verbessert OS bei MDS und CCUS in Phase-II-Studie

In der Phase-II-Studie EVI-2, in der eine Vitamin C-Supplementierung bei Patient:innen mit Myelodysplastischen Neoplasien (MDS) bzw. klonalen Zytopenie unklarer Herkunft (CCUS) untersucht wurde, war der primärer Endpunkt (Variant-Allelfrequenz) nicht signifikant und möglicherweise nicht geeignet, jedoch verbesserte sich das Gesamtüberleben (OS) signifikant gegenüber Placebo. Die Ergebnisse präsentierte Stine U. Mikkelsen von der Universität Kopenhagen als Late Breaking Abstract auf dem EHA 2024 (1).
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Epcoritamab als Add-on für Pola-R-CHP beim DLBCL?

Polatuzumab vedotin zusätzlich zu Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison (Pola-R-CHP) verbessert das progressionsfreie Überleben (PFS) beim neu diagnostizierten diffus-großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) gegenüber R-CHOP (Rituximab + Cyclosphosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison). Aktuell wird geprüft, ob die Kombination von Pola-R-CHP mit Epcoritamab die Effektivität dieser Erstlinientherapie weiter verbessern kann.
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EHA: TKI der STAMP-Klasse Asciminib ist klassischen TKI in puncto Wirksamkeit und Verträglichkeit bei CML-CP in der Firstline überlegen

Seit August 2022 ist Asciminib als bislang einziger zugelassener Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) der STAMP (specifically targeting the ABL myristoyl pocket)-Klasse zur Behandlung erwachsener Patient:innen mit Philadelphia-Chromosom-positiver CML in der chronischen Phase (PhChr+ CML-CP) nach mindestens 2 TKI zugelassen, basierend auf den Daten der Phase-III-Studie ASCEMBL (1, 2). Nun wurde der Inhibitor in der Phase-III-Studie ASC4FIRST auch im Erstliniensetting bei Erkrankten mit neu diagnostizierter CML gegenüber Standard-Erstlinien-TKI klinisch geprüft. Prof. Andreas Hochhaus, Jena, präsentierte die mit Spannung erwarteten Daten bei der Jahrestagung der European Hematology Association (EHA) 2024. Sie zeigen ein signifikant überlegenes gutes molekulares Ansprechen (MMR) und frühe, tiefe Remissionen unter Asciminib bei gleichzeitig guter Verträglichkeit (3).
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Hämatologie

EHA: ATRA/ATO auch bald Standard bei Hochrisiko-Patient:innen mit akuter Promyelozyten-Leukämie?

Die akute Promyelozyten-Leukämie (APL) ist die akute Leukämie mit den mit Abstand höchsten Heilungsraten – bei Patient:innen mit niedrigem oder intermediärem Risiko sogar ohne Chemotherapie. Die Kombination aus All-trans-Retinsäure (ATRA) und Arsentrioxid (ATO) stellt hier mittlerweile den akzeptierten Erstlinienstandard dar. Sie wurde nun auch erstmals bei Patient:innen mit hohem Risiko randomisiert gegen den bisherigen Standard aus ATRA und einer Idarubicin-Chemotherapie (AIDA) getestet. Die Ergebnisse dieser APOLLO-Studie konnte Uwe Platzbecker, Leipzig, in der Plenarsitzung der Jahrestagung der European Hematology Association (EHA) in Madrid vorstellen (1).
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Hämatologie

EHA: Ibrutinib + Venetoclax bei CLL wohl besser als Venetoclax + Obinutuzumab

Sowohl Ibrutinib in Kombination mit Venetoclax (I+V) als auch Venetoclax in Kombination mit Obinutuzumab (V+G) sind in der Europäischen Union als zeitlich befristete Behandlungen für erwachsene Patient:innen mit zuvor unbehandelter chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) zugelassen. Der Vergleich der Wirksamkeit dieser Behandlungen ist für die klinische Praxis durchaus von Interesse, aber leider gibt es derzeit keine direkten klinischen Studien zum Vergleich dieser Schemata, besonders auch für Patient:innen mit Komorbiditäten. Eine während der EHA-Tagung 2024 vorgestellte Studie widmete sich der Bewertung der relativen Wirksamkeit von I+V mit fester Dauer und V+G mit fester Dauer bei zuvor unbehandelten erwachsenen CLL-Patient:innen mit Komorbiditäten (1).
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Medizin

Gewebeverträglichkeit beeinflusst weiterhin die Überlebensrate nach Blutstammzelltransplantation

Die Transplantation von Blutstammzellen gesunder Spender:innen kann für Patient:innen mit aggressiven Blutkrebserkrankungen lebensrettend sein. Bei dieser Behandlung können im Transplantat vorhandene Immunzellen der Spender:innen die gesunden Gewebe der Patient:innen schädigen. Um dieses Risiko zu vermindern, erhalten die Patient:innen nach der Transplantation immunsupprimierende Medikamente, darunter seit jüngster Zeit vermehrt das hochwirksame Cyclophosphamid. Auch unter dieser Behandlung trägt eine zwischen Spender:in und Empfänger:in fein abgestimmte Verträglichkeit von Gewebemerkmalen entscheidend zur Überlebensrate der Betroffenen bei. Das zeigt eine von Forschenden der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen geleitete internationale Studie, die kürzlich im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht wurde.
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