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Glioblastom

Dr. rer. nat. Marion Adam

Glioblastom
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Jährlich erkranken 3 von 100.000 Menschen an einem Gliblastom. Bei Erwachsenen stellt diese Krebserkrankung die häufigste Form eines bösartigen Hirntumors dar. Im Gegensatz zu vielen gutartigen Tumoren, gehört das Glioblastom zu den schnell wachsenden Tumoren. Die ersten Symptome der Erkrankung äußern sich meist in unspezifischen Kopfschmerzen. Derzeit ist keine Heilung dieser Krebserkrankung möglich, die Überlebenschancen der Patient:innen haben sich allerdings in den letzten Jahren durch geeignete Therapien verbessert.
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Was ist ein Glioblastom?

Das Glioblastom ist der häufigste aggressive Hirntumor bei Erwachsenen. Das Erkrankungsalter der Patient:innen liegt meist zwischen 55 und 65 Jahren, aber auch bei jüngeren Patient:innen kann dieser bösartige Tumor auftreten. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Das aggressive Wachstum dieses Gehirntumors führte zur Einstufung in den WHO-Grad IV, dem höchsten WHO-Grad in der Klassifikation für Hirntumoren. Das Glioblastom zählt zur Tumor-Gruppe der Gliome.
 

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Erschienen am 14.12.20215 CME Punkte und der aktuelle Stand bei Glioblastomen, NSCLC und Tumorkachexie – das und mehr lesen Sie in der neuen Ausgabe von JOURNAL ONKOLOGIE!

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Gliome sind bösartige Tumoren, die im Gehirn und im Rückenmark auftreten. Es handelt sich um primäre hirneigene Tumoren. Das bedeutet, sie entstehen im Gegensatz zu Hirnmetastasen, direkt im Hirngewebe. Gliome sind primäre Tumoren, die sich aus den Gliazellen, den klebrigen Stützzellen, die die Nervenzellen umgeben, bilden. Normalerweise unterstützen diese Zellen die Nerven und helfen dem zentralen Nervensystem normal zu funktionieren. Bei Gliom-Patient:innen geraten die Gliazellen außer Kontrolle. Der Typ des Glioms bestimmt die Behandlung und die Prognose der Patient:innen. Gliome werden nach der Art der am Tumor beteiligten Gliazellen sowie durch eine WHO-Klassifikation nach ihrem Differenzierungsgrad eingeteilt:

Zu den Gliom-Typen gehören:

  • Astrozytome: diffuses Astrozytom, anaplastisches Astrozytom und Glioblastom
  • Ependymome: anaplastische Ependymome, myxopapilläre Ependymome und Subependymome
  • Oligodendrogliome: Oligodendrogliom, anaplastisches Oligodendrogliom und anaplastisches Oligoastrozytom
Das Glioblastom ist eine Form des Astrozytoms, eines bösartigen Hirntumors, der sich aus sternförmigen Zellen im Gehirn, den Astrozyten, bildet. Bei Erwachsenen beginnt das Wachstum dieses Tumors meist im Großhirn, dem größten Teil des Gehirns. Diese Gehirntumoren bilden ihre eigene Blutversorgung, die ihnen das Wachstum erleichtert. Aus diesem Grund wachsen sie schnell und aggressiv in das umliegende Hirngewebe ein. Der Tumor kann die Gehirnfunktion beeinträchtigen. Obwohl sich manche Symptome wie Kopfschmerzen ähneln und es sich um einen bösartigen schnell wachsenden Hirntumor handelt, ist ein Glioblastom nicht mit Hirnmetasatasen zu verwechseln. Hirnmetastasen sind bösartige sekundäre Tumoren, die in einem anderen Gewebe entstehen. Obwohl Glioblastome im Vergleich zu zahlreichen anderen Krebserkrankungen selten auftreten, kann die Erkrankung je nach Lage und Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors lebensbedrohlich sein. Eine operative Entfernung dieser Hirntumoren ist aufgrund ihrer Lage oft schwierig.

Die 2 verschiedenen Formen von Glioblastomen:

  • Primäres Glioblastom: In etwa 90% der Glioblastom-Fälle tritt diese Art des Hirntumors auf. Es entwickelt sich direkt aus der Vorläuferzelle und ist sehr aggressiv und schnell wachsend. Diese Tumoren zeigen eine schlechte Prognose.
  • Sekundäres Glioblastom: Dieser Hirntumor entwickelt sich im Allgemeinen aus einem niedriggradigen Gehirntumor, dem anaplastischen Astrozytom. Es betrifft eher jüngere Menschen und befindet sich meist im Frontallappen des Gehirns. Die Überlebensrate ist bei diesem Typ tendenziell besser als beim primären Glioblastom.
     
     

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Was sind die Ursachen für ein Glioblastom?

Die Ursachen oder Risikofaktoren für die Entstehung dieser Hirntumoren sind nicht ausreichend erforscht. Zu den Risikofaktoren für ein Gliblastom gehören:
  • Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken
  • Strahlenexposition: Menschen, die ionisierender Strahlung ausgesetzt waren, haben ein erhöhtes Risiko für einen Hirntumor.

Was sind die Symptome bei einem Glioblastom?

Je nachdem an welcher Stelle sich der Tumor im Gehirn befindet, können Glioblastome durch unterschiedliche neurologische Beschwerden auffällig werden. Die Symptome können im weiteren Verlauf variieren. Da diese Hirntumoren schnell wachsen, verursacht der Druck auf das Gehirn meist die ersten Symptome. Je nachdem, wo sich der Tumor befindet, können bei Glioblastom-Patient:innen folgende Beschwerden auftreten:
  • Kopfschmerzen
  • epileptische Anfälle
  • Lähmungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Gedächtnisstörungen
  • Gefühlsstörungen
  • Sehstörungen
  • Sprachstörungen
  • Veränderungen der Persönlichkeit

Wie erfolgt die Diagnose eines Glioblastoms?

Die Diagnosestellung des Gehirntumors erfolgt zunächst durch eine gründliche Befragung nach ersten Anzeichen und Symptomen, wie beispielsweise Kopfschmerzen, durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt. Durch bildegebende Verfahren wird die Lage und Größe des Hirntumors bestimmt. Zu den Tests und Verfahren, die zur Diagnose eines Glioblastoms eingesetzt werden, gehören:
  • Neurologische Untersuchung: Sehvermögen, Gehör, Gleichgewicht, Koordination und Reflexe der Patient:innen werden überprüft
  • Bildgebende Verfahren
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Dieses Verfahren wird standardmäßig zur Diagnose von Hirntumoren eingesetzt
    • Computertomographie (CT)
    • Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
  • Biopsie: Die Entnahme einer Gewebeprobe wird vor der Operation oder während der Resektion eines Glioblastoms durchgeführt. Die Probe des verdächtigen Gewebes wird in einem Labor mikroskopisch und gendiagnostisch analysiert, um die Art der Zellen und ihren Grad der Aggression zu bestimmen.

Ist ein Glioblastom heilbar?

Die Inzidenz des Glioblastoms ist unter allen Krebsarten sehr niedrig. Sie liegt bei 1 pro 10.000 Fällen. Mit einer Inzidenz von 16% aller primären Hirntumoren ist es jedoch die häufigste bösartige Erkrankung des Gehirns. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle sind Glioblastome und Gliome durch eine Therapie nicht heilbar. Die meisten niedriggradigen Gliome, wie beispielsweise anaplastische Astrozytome, entwickeln sich zu hochgradigen Gliomen, wie z.B. Glioblastomen, und führen fast immer zum Tod der Betroffenen. Selbst niedriggradige Gliome sind unheilbar, da sich der Krankheitsprozess zum Zeitpunkt der Diagnose bereits weit über die Grenzen der chirurgischen Resektion hinaus ausgedehnt hat.
 

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Welche Therapien gibt es für Glioblastome?

Die Behandlung eines Glioblastoms erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Die derzeitige Standardtherapie umfasst eine maximal sichere chirurgische Entfernung des Tumors, gefolgt von einer kombinierten Therapie nach dem Stupp-Schema, einer Behandlung durch Bestrahlung und einem oralen alkylierenden Chemotherapeutikum.

Diese Behandlungsmethoden stehen beim Glioblastom zur Verfügung:
 
  • Operation: Die wichtigste Methode in der Therapie von Glioblastomen ist die Operation. Diese Art von Hirntumoren befinden sich oft in einer Region des Gehirns, die für die normale neurologische Funktion benötigt wird. Das Hauptziel einer Resektion besteht darin, so viel wie möglich vom Tumor zu entfernen, ohne das umgebende normale Hirngewebe der Patient:innen zu verletzen. Da Glioblastome jedoch von einer Zone infiltrierender Tumorzellen umgeben sind, die in das umliegende Gewebe eindringen, ist es unmöglich, den Hirntumor vollständig zu entfernen. Die Behandlung durch Operation bietet den Betroffenen die Möglichkeit, die Menge an Tumorgewebe im Gehirn zu reduzieren, die Zellen im Zentrum des Tumors zu entfernen, die gegen eine Strahlen- oder Chemotherapie resistent sind, und den intrakraniellen Druck zu senken. Durch die chirurgische Entfernung des Tumors kann das Leben mancher Patient:innen verlängert und die verbleibende Lebensqualität verbessert werden. Da Glioblastome nie vollständig entfernt werden können, erhalten die meisten Patient:innen nach der Operation zusätzliche Behandlungen, um die verbleibenden Zellen zu bekämpfen.
  • Strahlentherapie: Nach der Operation, wenn die Wunde verheilt ist, kann die Strahlentherapie beginnen. Das Ziel der Strahlentherapie ist es, die verbleibenden Tumorzellen, die in das umgebende normale Hirngewebe eingedrungen sind, selektiv abzutöten. Bei der standardmäßigen externen Strahlentherapie wird der Hirntumor und ein Randbereich in mehreren Sitzungen bestrahlt, um die Zone der infiltrierenden Tumorzellen zu behandeln. Die Strahlentherapie führt bei den meisten Patient:innen zu besseren Ergebnissen und längeren Überlebensraten als eine alleinige Operation des Hirntumors. Die Strahlentherapie kann mit einer Chemotherapie kombiniert werden. Bei Betroffenen, die nicht operiert werden können, kann eine Strahlen- und Chemotherapie auch als Erstbehandlung eingesetzt werden.
  • Chemotherapie: Glioblastom-Patient:innen, die sich einer Chemotherapie unterziehen, erhalten spezielle Medikamente, die die Tumorzellen abtöten sollen. Das Medikament wird in der Regel täglich während der Strahlentherapie verabreicht und dann für 6 Zyklen nach der Bestrahlung während der Erhaltungsphase.
  • Tumor Treating Fields: Bei der Behandlung mit Tumor-Therapie-Feldern (TTF) wird ein elektrisches Feld verwendet, um die Teilungsfähigkeit der Tumorzellen zu stören. Klebepads, die auf die Kopfhaut der Patient:innen geklebt werden, erzeugen ein elektrisches Feld. Die Behandlung durch TTF wird mit einer Chemotherapie kombiniert und kann nach einer Strahlentherapie erfolgen.
  • Therapie des Rezidivs: Bei einem erneuten Auftreten des Glioblastoms können auch andere Arten der Chemotherapie erfolgen
  • Palliativmedizin und supportive Therapie: Hierbei konzentriert sich die Behandlung auf die Linderung von Schmerzen und anderen Symptomen, die der Hirntumor verursacht. Palliativmediziner:innen arbeiten mit Patient:innen, deren Familienmitgliedern und den behandlenden Ärzt:innen zusammen, um eine zusätzliche Unterstützung zu bieten und die laufende Behandlung zu ergänzen.
     
     

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