Was ist Nierenkrebs?
Unter dem Begriff Nierenkrebs werden verschiedene Krebserkrankungen der Niere zusammengefasst. Nierenkrebs entsteht, wenn sich abnorme Zellen in einer der Nieren unkontrolliert zu teilen und zu wachsen beginnen. Die Zellen können in umliegende Gewebe oder Organe einwachsen und sich auf andere Körperregionen ausbreiten (
metastasieren). Der maligne Nierentumor (bösartiger Tumor) kann von verschiedenen Zelltypen ausgehen und sich in oder an der Niere befinden. In manchen Fällen können sogar mehrere Tumoren in der Niere entstehen. Die häufigste Form der Nierentumoren ist das Nierenzellkarzinom (renal cell carinoma, RCC).
Die Nieren sind Teil des Harnsystems. Dieses System filtert Abfallprodukte aus dem Blut und produziert Urin.
Es umfasst:
- 2 Nieren
- 2 Harnleiter
- Blase
- Prostata (bei Männern)
- Harnröhre
Welche Arten von Nierenzellkarzinomen gibt es?
Was ist das klarzellige Nierenzellkarzinom?
Dies ist die häufigste Form des Nierenzellkarzinoms. Etwa 7 von 10 Menschen mit RCC haben diese Art von Krebs. Im Labor sehen die Zellen, aus denen das klarzellige Nierenzellkarzinom besteht, sehr blass oder klar aus.
Was ist das nicht-klarzellige Nierenkarzinom?
- Papilläres Nierenzellkarzinom: Das papilläre Nierenzellkarzinom ist der zweithäufigste Subtyp. Etwa 1 von 10 Nierenzellkarzinomen ist von diesem Typ. Diese Karzinome bilden häufig kleine fingerartige Fortsätze (Papillen) in den Tumoren. Manche Ärzt:innen bezeichnen diese Krebsarten als chromophil, weil die Zellen bestimmte Farbstoffe aufnehmen und unter dem Mikroskop rosa aussehen.
- Chromophiles Nierenzellkarzinom: Dieser Subtyp macht etwa 5% der Nierenzellkarzinome aus. Die Zellen dieser Krebsarten sind wie die klaren Zellen ebenfalls blass, aber sie sind viel größer.
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Seltene Formen des Nierenzellkarzinoms
Folgende Subtypen sind sehr selten und machen jeweils weniger als 1% der Nierenzellkarzinome aus:
- Kollektorkanal-RCC
- Multilokuläres zystisches RCC
- Medulläres Karzinom
- Muzinöses tubuläres und spindelzelliges Karzinom
- Neuroblastom-assoziiertes RCC
- Ductus-Bellini-Karzinom
- nicht klassifiziertes Nierenzellkarzinom: In seltenen Fällen werden Nierenzellkarzinome als unklassifiziert bezeichnet, weil sie vom Aussehen her in keine der anderen Kategorien passen oder weil mehr als ein Typ von Krebszellen vorhanden ist.
Andere Arten von Nierenkrebs
Zu den anderen Arten von Nierenkrebs gehören Übergangszellkarzinome, Wilms-Tumoren und Nierensarkome.
- Übergangszellkarzinome haben ihren Ursprung nicht in der Niere selbst, sondern in der Auskleidung des Nierenbeckens (wo die Harnleiter auf die Nieren treffen). Diese Auskleidung besteht aus Zellen, die als Übergangszellen bezeichnet werden und wie die Zellen aussehen, die die Harnleiter und die Blase auskleiden. Krebs, der sich aus diesen Zellen entwickelt, sieht bei näherer Betrachtung im Labor wie andere Urothelkarzinome, z.B. Blasenkrebs, aus. Wie Blasenkrebs werden diese Krebsarten häufig mit Zigarettenrauchen und der Exposition gegenüber bestimmten krebserregenden Chemikalien am Arbeitsplatz in Verbindung gebracht.
- Wilms-Tumor (Nephroblastom): Wilms-Tumoren treten fast immer bei Kindern auf. Diese Art von Krebs ist bei Erwachsenen sehr selten. Mehr über diese Krebsart erfahren Sie unter Wilms-Tumor.
- Nieren-Sarkom: Nierensarkome sind eine seltene Form von Nierenkrebs, die in den Blutgefäßen oder im Bindegewebe der Niere entstehen. Sie machen weniger als 1% aller Nierenkrebserkrankungen aus.
Was ist die Ursache für die Entstehung von Nierenkarzinomen?
Es ist nicht klar, was die meisten Nierenkrebserkrankungen verursacht. Nierenkrebs beginnt, wenn einige Nierenzellen Veränderungen (Mutationen) in der DNA entwickeln. Die Veränderungen veranlassen die Zellen, schnell zu wachsen und sich zu teilen. Die sich ansammelnden abnormen Zellen bilden einen Tumor, der sich über die Niere hinaus ausbreiten kann. Einige Zellen können sich abtrennen und in entfernte Teile des Körpers ausbreiten (metastasieren).
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Was sind weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Nierenzellkarzinomen?
Bestimmte Faktoren können das Risiko, an Nierenkrebs zu erkranken, erhöhen.
Dies sind einige Risikofaktoren für Nierenkrebs:
- Höheres Alter
- Rauchen
- Fettleibigkeit
- Hoher Blutdruck (Hypertonie)
- Therapie bei Nierenversagen
- Bestimmte vererbte Syndrome, z.B. von-Hippel-Lindau-Syndrom, Birt-Hogg-Dube-Syndrom, tuberöse-Sklerose-Komplex oder hereditäres papilläres Nierenzellkarzinom sind mti einem erhöhten Risiko für die Entstehung einer Krebserkrankung der Niere assoziiert.
- genetische Veranlagung (Familienanamnese von Nierenkrebs)
Was sind die Symptome von Nierenkrebs?
In der Regel verursacht ein Nierenzellkarzinom in frühem Stadium keine Beschwerden. Bei fortgeschrittenem Nierenkrebs machen sich jedoch einige Symptome bemerkbar.
Folgende Symptome können auf ein Nierenkarzinom hindeuten:
- Blut im Urin
- Schmerzen im Bereich der Niere
- unbeabsichtigter Gewichtsverlust
- hohes Fieber
- von außen tastbare Verhärtung
- sehr starkes Schwitzen
- Blutdruckanstieg
- Blutarmut
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
- Brechreiz
Wie wird Nierenkrebs diagnostiziert?
Bei Verdacht auf ein RCC sind neben einer allgemeinen körperlichen Untersuchung und einer sorgfältigen Anamnese auch Laboruntersuchungen zur Bestimmung der Nierenfunktion notwendig. Außerdem werden verschiedene bildgebende Verfahren bei der Diagnose eingesetzt. In bestimmten Fällen ist eine Biopsie für die Diagnose indiziert.
Bildgebende Untersuchungen verwenden Röntgenstrahlen, Magnetfelder, Schallwellen oder radioaktive Substanzen, um Bilder aus dem Inneren des Körpers zu erstellen.
Folgende bildgebende Untersuchungen werden zur Diagnose eines Nierenzellkarzinoms durchgeführt:
Im Gegensatz zu den meisten anderen Krebsarten kann die Diagnose Nierenkrebs oft mit ziemlicher Sicherheit anhand von bildgebenden Untersuchungen ohne eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe des Tumors) gestellt werden. Bei einigen Patient:innen kann jedoch eine Biopsie zur Diagnose erforderlich sein.
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Welche Stadien von Nierenkrebs gibt es?
Nierenkrebs Stadium I
Der Tumor ist in diesem Stadium 7 cm groß oder kleiner und befindet sich nur in der Niere. Der Tumor hat sich nicht auf Lymphknoten oder entfernte Organe ausgebreitet.
Nierenkrebs Stadium II
In diesem Stadium ist der Tumor ist größer als 7 cm, befindet sich aber dennoch nur in der Niere. Der Tumor hat sich nicht auf Lymphknoten oder entfernte Organe ausgebreitet.
Wenn der Tumor in eine Hauptvene (z.B. Vena cava) oder in das Gewebe um die Niere herum wächst, sich aber nicht in die Nebenniere oder über die Gerota-Faszie hinaus ausbreitet, handelt es sich auch um eine Erkrankung im Stadium II.
Nierenkrebs Stadium III
Der Haupttumor kann beliebig groß sein und sich außerhalb der Niere befinden, hat sich aber noch nicht über die Gerota-Faszie hinaus ausgebreitet. Der Krebs hat sich auf nahe gelegene Lymphknoten ausgebreitet, aber nicht auf entfernte Lymphknoten oder andere Organe. Im Stadium III hat das fortgeschrittene RCC also noch keine Metastasen gebildet.
Nierenkrebs Stadium IV
In diesem Stadium wächst der Haupttumor über die Gerota-Faszie hinaus und kann in die Nebenniere einwachsen. Er kann sich auf nahe gelegene Lymphknoten ausgebreitet haben. Der Tumor hat sich entweder nicht auf entfernte Lymphknoten oder andere Organe ausgebreitet oder hat bereits Metastasen gebildet. In beiden Fällen wird die Erkrankung dem Stadium IV zugeordnet.
Wie wird ein Nierenkarzinom behandelt?
Die Behandlung von Nierenkrebs hängt von der Tumorgröße ab und davon, ob er bereits metastasiert hat. Die Behandlung des fortgeschrittenen bzw. metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC) hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Mittlerweile stehen verschiedene Optionen für eine medikamentöse Therapie zur Verfügung, die die Prognose der Patient:innen verbessern (1).
Die wichtigsten Behandlungen sind:
- Operative Therapie: operative Entfernung eines Teils oder der gesamten betroffenen Niere. Für die meisten Betroffenen ist dies die Hauptbehandlung.
- Kryotherapie oder Radiofrequenzablation: dabei werden die Krebszellen durch Gefrieren oder Erhitzen zerstört
- biologische Therapien: Medikamente, die das Wachstum oder die Ausbreitung des Krebses verhindern
- Embolisation: ein Verfahren zur Unterbrechung der Blutversorgung des Krebses
- Strahlentherapie: Einsatz hochenergetischer Strahlung, um Krebszellen zu bekämpfen und Symptome zu lindern
Weitere Informationen zur Behandlung des Nierenzellkarzinoms finden Sie in der S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms“.
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Wie kann Nierenkrebs vorgebeugt werden?
Verschiedene Faktoren verursachen verschiedene Arten von Krebs. Es wird weiterhin erforscht, welche Faktoren Nierenkrebs verursachen und wie man ihm vorbeugen kann. Obwohl es keine nachgewiesene Möglichkeit gibt, Nierenkrebs vollständig zu verhindern, kann das Risiko minimiert werden.
Folgende Punkte können das Risiko, an Nierenkrebs zu erkranken, verringern:
- mit dem Rauchen aufhören
- Senkung des Blutdrucks
- Aufrechterhaltung eines gesunden Körpergewichts
- Ernährung mit viel Obst und Gemüse und wenig Fett
Red. journalonko.de