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Palliativmedizin

Palma Pelaj

Palliativmedizin
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Palliativmedizin wird durch die Weltgesundheitsorganisation wie folgt definiert: Palliativmedizin ist die medizinische Behandlung von Patienten zur Verbesserung ihrer Lebensqualität und der ihrer Angehörigen, die dem Problem einer lebensbedrohlichen Erkrankung gegenüberstehen. Sie dient der Prävention und Linderung von Schmerzen durch rechtzeitiges Erkennen und idealer Beurteilung sowie der Behandlung von Schmerzen und anderen Problemen körperlicher oder psychosozialer Art (1). Auch die Erfüllung spiritueller Bedürfnisse fällt in das Aufgabengebiet der palliativmedizinischen Versorgung. Die interdisziplinäre und multiprofessionelle Vernetzung aller in der Palliativmedizin tätigen Personen wird insbesondere durch die Aktivitäten der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) unterstützt (2).
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Was ist Palliativmedizin?

Palliativmedizin ist eine spezialisierte medizinische Versorgung für schwerkranke Menschen. Die palliative Therapie wird in der Regel bei Patienten mit unheilbaren Erkrankungen eingesetzt. Sie kann jedoch auch begleitend zu einer kurativen Therapie zur Anwendung kommen. Diese Art der Behandlung zielt darauf ab, die Symptome und die psychischen und körperlichen Beschwerden der Krankheit zu lindern. Ziel ist es, die Lebensqualität sowohl für den Patienten als auch für die Familie zu verbessern.

Die Palliativmedizin wird von einem speziell ausgebildeten Team von Ärzten, Krankenschwestern und anderen Fachleuten geleistet, die mit den behandelnden Ärzten des Betroffenen zusammenarbeiten, um eine zusätzliche Unterstützung zu bieten. Die Palliativmedizin richtet sich individuell nach den Bedürfnissen des Patienten oder der Patientin, nicht nach der Prognose. Sie ist in jedem Alter und in jedem Stadium einer schweren Krankheit geeignet. Vor allem in der Onkologie nimmt die Palliativversorgung eine wichtige Rolle ein, da eine Heilung bei einigen Krebspatientinnen und Krebspatienten mit fortgeschrittener Erkrankung nicht mehr möglich ist. Auch Patienten mit heilbaren Krebserkrankungen können eine Palliativversorgung parallel zur eigentlichen Krebstherapie erhalten. Die palliative Versorgung kann sowohl ambulant als auch stationär stattfinden.

Die möglichen Therapien sind breit gefächert. Je nach Bedarf kann beispielsweise eine palliative Chemotherapie oder Strahlentherapie bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung eingesetzt werden, obgleich für den Krebspatienten oder die -patientin keine Heilungschance besteht.
 
 

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Was ist das Ziel der Palliativmedizin?

Ziel der Palliativmedizin ist es, das Leiden zu lindern und die bestmögliche Lebensqualität für die Patienten und ihre Familien zu erreichen. Typische Begleiterscheinungen der Erkrankung sind Schmerzen, Depressionen, Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Verstopfung, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Angstzustände. Das Team wird Ihnen helfen, die Kraft zu finden, um Ihren Alltag weiter zu bewältigen. Kurz gesagt, die Palliativmedizin trägt dazu bei, Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Jüngste Studien, darunter eine, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, haben gezeigt, dass Patienten mit einer schweren Krankheit, die palliativmedizinisch betreut wurden, länger lebten als Patienten, die nicht palliativmedizinisch betreut wurden.

Wann wird die Palliativmedizin eingesetzt?

Palliativmedizin kann Menschen jeden Alters angeboten werden, die an einer schweren oder lebensbedrohlichen Krankheit leiden. Sie kann Erwachsenen und Kindern helfen, die mit Krankheiten wie den folgenden leben:
 
  • Krebs
  • Blut- und Knochenmarkerkrankungen, die eine Stammzelltransplantation erfordern
  • Herzerkrankungen
  • Mukoviszidose
  • Demenz
  • Lebererkrankung im Endstadium
  • Nierenversagen
  • Lungenkrankheit
  • Parkinson
  • Schlaganfall
Zu den Symptomen, die durch Palliativmedizin verbessert werden können, gehören:
 
  • Schmerzen
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Ängstlichkeit oder Nervosität
  • Depression oder Traurigkeit
  • Verstopfung
  • Schwierigkeiten beim Atmen
  • Anorexie
  • Müdigkeit
  • Schlafschwierigkeiten
     
     

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    Erschienen am 15.12.2020Lesen Sie jetzt auf www.journalonko.de: Palliativmedizin - In der letzten Lebensphase spielen vor allem die Betreuung und die Lebensqualität der Patienten, aber auch die Unterstützung...

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Wer führt die palliative Behandlung durch?

Ein Palliativpflegeteam besteht aus verschiedenen Fachleuten, die mit dem Patienten, der Familie und den anderen Ärzten des Patienten zusammenarbeiten, um medizinische, soziale, emotionale und praktische Unterstützung zu leisten. Das Team besteht aus auf Palliativmedizin spezialisierten Ärzten und Krankenschwestern und umfasst auch andere Personen wie Sozialarbeiter, Ernährungsberater und Seelsorger. Das Team einer Person kann je nach ihren Bedürfnissen und ihrem Pflegegrad variieren. Um mit der palliativen Betreuung zu beginnen, kann der Gesundheitsdienstleister einer Person diese an einen Palliativmediziner überweisen. Wenn er oder sie dies nicht vorschlägt, kann die Person einen Gesundheitsdienstleister um eine Überweisung für eine spezialisierte Palliativversorgung bitten.

Mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativpflege in Deutschland (Hospiz- und Palliativgesetz – HPG) soll auch das Angebot in strukturschwachen und ländlichen Regionen berücksichtigt werden. „Ziel des Gesetzes ist es deshalb, durch Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung in ganz Deutschland ein flächendeckendes Angebot zu verwirklichen, damit alle Menschen an den Orten, an denen sie ihre letzte Lebensphase verbringen, auch im Sterben gut versorgt und begleitet sind“ (3).

Wo wird die palliative Versorgung angeboten?

Es gibt 4 Optionen für Menschen, die eine palliativmedizinische Betreuung benötigen:
 
  • Betreuung auf der Palliativstation
  • Palliative Versorgung im Hospiz
  • Palliativmedizin zu Hause (ambulant)

Betreuung auf der Palliativstation

Die Versorgung auf einer Palliativstation in einer Klinik ist in der Regel zeitlich begrenzt. Ziel ist es, die belastenden Symptome der Betroffenen soweit zu lindern, dass die weitere palliative Pflege in einem Hospiz oder im eigenen Zuhause erfolgen kann. Die Kosten für eine Betreuung auf der Palliativstation in der Klinik werden in Deutschland von gesetzlichen Krankenkassen übernommen. 15% aller deutschen Kliniken verfügen über eine solche Station, insgesamt sind es bundesweit ca. 300. Hier können Sie sich über die Palliativstationen in Deutschland informieren.

Palliative Versorgung im Hospiz

Patienten, die sich bereits ein einem sehr fortgeschrittenen Krankheitsstadium oder in der Sterbephase befinden, können in einem Hospiz bis zu ihrem Lebensende palliativmedizinisch versorgt werden. In Deutschland gibt es circa 200 stationäre Hospize. Einen Überblick finden Sie hier.

Palliativmedizin zu Hause

Besteht der Wunsch, die letzte Lebensphase im eigenen Zuhause zu verbringen, können behandelnde Ärzte eine Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) anordnen. Patienten stehen in diesem Fall Pflegekraft und Arzt 24 Stunden am Tag zur Verfügung (palliativmedizinischer Dienst, mobile Palliativteams). So kann die Behandlung in den eigenen 4 Wänden erfolgen.

Palliativmedizin und Sterbehilfe

Häufig wird die Palliativmedizin in Verbindung mit aktiver bzw. passiver Sterbehilfe gebracht. Tatsächlich handelt es sich jedoch um grundlegend verschiedene Therapieoptionen. Anders als die aktive oder passive Sterbehilfe, besteht das Ziel der Palliativmedizin darin, das Leben des Betroffenen zu verlängern. Patient:innen steht es selbstverständlich frei palliative Behandlungen abzulehnen, auch wenn das zu einem verfrühten Tod führen kann. Die Sterbehilfe ist in Deutschland bislang verboten. Erlaubt ist jedoch eine Begleitung der Patient:innen in der Sterbephase, sodass diese mit der Situation nicht allein gelassen werden.

Weitere Informationen zur palliativen Pflege und Behandlung finden Sie in der erweiterten S3-Leitlinie Palliativmedizin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.
 
 

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Redaktion journalonko.de

Literatur:

(1) http://www.who.int/cancer/palliative/definition/en/.
(2) https://www.dgpalliativmedizin.de/.
(3) http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/051/1805170.pdf.

Beiträge zum Thema:

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