Entitätsübergreifend | Beiträge ab Seite 64
Ramucirumab jetzt in drei Indikationen zugelassen
Neue App beim Nierenzellkarzinom: Ständig auf aktuelles Wissen zugreifen
Neue Antiemese-Leitlinien der MASCC/ESMO: Bessere Lebensqualität durch Dreifach-Antiemese unter Carboplatin
Therapien und neue Therapiemöglichkeiten bei Myelodysplastischen Syndromen
Die P4-Medizin – Krebstherapie der Zukunft?
Die Versorgung von krebskranken Menschen befindet sich in einem grundlegenden Wandel. Die Entwicklung neuer diagnostischer Methoden und individueller Therapien verändert die onkologische Medizin, wie wir sie bisher kennen. Das jüngst gewonnene Wissen über den Krebs und seine molekularbiologische Vielfalt verlangt nach neuen Antworten. In dem vom amerikanischen Biomediziner Leroy Hood geprägten Konzept der P4-Medizin wird die mögliche Krebstherapie der Zukunft umrissen: Präventiv, personalisiert, präzise und partizipativ.
Fortgeschrittenes Weichteilsarkom: Hohe Evidenz für Pazopanib
Die Zahl zugelassener Therapieoptionen zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen Weichteilsarkomen ist nach wie vor limitiert. Pazopanib (Votrient®) ist eine von nur zwei zugelassenen Optionen für die Zweitlinientherapie dieser Tumoren (1). Für nicht-adipozytische Weichteilsarkome ist Pazopanib die einzige Substanz, die von der European Society for Medical Oncology (ESMO) mit dem Evidenzgrad I, B empfohlen wird (2).
Pankreaskarzinom: nab-Paclitaxel + Gemcitabin firstline bewährt sich
Die Kombination nab-Paclitaxel (Abraxane®) + Gemcitabin erweist sich als bewährte Firstline-Therapie des metastasierten Pankreaskarzinoms, auf deren Basis Folgetherapien aufbauen können. Das zeigen auf dem ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium (ASCO GI) präsentierte Daten: In einer Post-hoc-Analyse der MPACT-Zulassungsstudie war eine Second-Line-Therapie im Anschluss an nab-Paclitaxel + Gemcitabin mit einem signifikant längeren Gesamt-überleben (OS) verbunden als nach einer Gemcitabin-Monotherapie (1). Eine retrospektive Kohortenstudie zeigte bei Patienten unter nab-Paclitaxel + Gemcitabin gefolgt von 5-FU-basierten Therapien ein längeres OS (angegeben als Datenbank-Persistenz) als unter FOLFIRINOX gefolgt von Gemcitabin-basierten Regimen (2).
Medikamentöse Therapie des fortgeschrittenen und metastasierten Zervixkarzinoms
Es gibt derzeit drei Indikationen für eine medikamentöse Systemtherapie bei Patientinnen mit Zervixkarzinom. Dies ist zum Einen die Radiochemotherapie, die in Form einer Bestrahlung mit gleichzeitiger Gabe von Cisplatin durchgeführt werden sollte. Die zweite Option ist eine neoadjuvante Chemotherapie. Diese ist indiziert, wenn im Rahmen der präoperativen Diagnostik bereits Risikofaktoren dokumentiert wurden, die die Notwendigkeit einer postoperativen Radiochemotherapie definieren. Durch eine neoadjuvante Chemotherapie wird die Operabilität verbessert, die Wahrscheinlichkeit einer notwendigen postoperativen Radiochemotherapie reduziert und in Untergruppen eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens erzielt. Die dritte Indikation einer medikamentösen Therapie ist eine adjuvante Chemotherapie, nach der vorliegenden Datenlage führt diese zu keiner Verbesserung des Gesamtüberlebens und wird daher nicht empfohlen. Bei metastasierter Erkrankung oder Lokalrezidiven, die nicht lokal behandelt werden können, besteht die Option einer kombinierten Chemotherapie mit Cisplatin und Paclitaxel bzw. Topotecan, ggf. in Kombination mit Bevacizumab.
Operative Therapieoptionen bei ossärer Metastasierung
Bei vielen Tumorerkrankungen liegt zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits eine multiple Metastasierung vor. Eine der häufigsten Lokalisationen ist dabei das muskuloskelettale System. Osteolysen reduzieren die Stabilität des Knochens teils beträchtlich, osteoblastische Läsionen können durch Elastizitätsverlust zu pathologischen Frakturen führen. Die operative Versorgung ossärer Metastasen kann so aus palliativen Gründen notwendig werden. Eine weite Resektion der Läsionen kann aber auch bei selektierten Patienten die Prognose wesentlich verbessern. Zur chirurgischen Versorgung der Läsionen steht eine breite Palette an Versorgungsmöglichkeiten, abhängig von Primärtumor, Therapieziel, Prognose und Allgemeinzustand des Patienten zur Verfügung. Entsprechend muss auch die operative Therapie differenziert und interdisziplinär erfolgen. Außer im z.B. neurologischen Notfall ist es deshalb notwendig, bereits präoperativ ein Gesamttherapiekonzept zu erstellen.
Leitliniengerechte Neutropenie-Prophylaxe – quo vadis?
Eine Chemotherapie-induzierte febrile Neutropenie (FN) erhöht das Risiko von Komplikationen, Morbidität und Mortalität, beeinträchtigt die Lebensqualität, macht Dosisreduktionen notwendig und gefährdet damit die Effektivität der Chemotherapie. Eine primäre Neutropenie-Prophylaxe mit Granulozyten-stimulierenden Wachstumsfaktoren (G-CSF) wird in der Leitlinie empfohlen, wenn das FN-Risiko unter der Chemotherapie ≥ 20% beträgt oder bei intermediärem FN-Risiko (≥ 10-20%), wenn zusätzliche Patienten-bezogene Risikofaktoren vorliegen, und somit das Gesamtrisiko über 20% ansteigt. Eine retrospektive Analyse zur leitliniengerechten Neutropenie-Prophylaxe bei Krebspatienten in Deutschland, unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin (ASORS) und der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), die im Januar 2016 in Supportiv Cancer Care voll publiziert wurde, ist insgesamt ziemlich ernüchternd ausfallen (1). Der Erstautor Prof. Dr. Hartmut Link, Kaiserslautern, sprach mit JOURNAL ONKOLOGIE über die Ergebnisse der ersten Analyse und über die der zweite Analyse, die er erstmals auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin vorstellte.
Kommunikation verbessert die Patientenversorgung
Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist die molekular am besten charakterisierte und therapierbare maligne Erkrankung. Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Imatinib, Nilotinib, Dasatinib, Bosutinib und Ponatinib konnten die Prognose der Patienten mit BCR-ABL-positiver CML erheblich verbessern, und viele CML-Patienten haben heute eine normale Lebenserwartung. Erfolge in der Therapie der CML bieten inzwischen sogar die Chance, die Therapie beenden zu können. Prof. Dr. Andreas Hochhaus, Jena, sprach mit JOURNAL ONKOLOGIE über die Versorgungssituation der Patienten mit einer CML in Deutschland, die Ziele der CML-Allianz, aktuelle Therapiekonzepte und neue Entwicklungen in der CML-Therapie.
News und Perspektiven vom ASH
Einen „Paradigmenwechsel“ in der Therapie der Leukämie versprach Prof. Martin Dreyling, München, dem Auditorium beim 32. Münchener Fachpresse-Workshop bei der Vorstellung aktueller Daten vom amerikanischen Hämatologie-Kongress ASH 2015. Mit ihm diskutierten weitere Experten auf dem Gebiet der Hämatoonkologie aktuelle Entwicklungen in der Therapie der AML, CLL und des MCL.
Prophylaxe und Früherkennung des Zervixkarzinoms
Das Zervixkarzinom wird in bis zu 99,8% der Fälle durch eine Infektion mit bestimmten Hochrisiko-HPV-Typen verursacht. Eine persistierende Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) ist eine notwendige Voraussetzung für die Entstehung des Zervixkarzinoms. Rund 14 humane Hochrisiko-Papillomviren (hrHPV) können den Gebärmutterhalskrebs auslösen – darunter die HPV-Typen 16 und 18, die für die Entstehung von etwa 70% der weltweiten Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Mehr als die Hälfte der Frauen durchlaufen während ihres Lebens eine hrHPV-Infektion, aber dank der Vorsorge entwickelt sich daraus nur in einigen Fällen ein Karzinom.
P4-Konzept: Therapien für den individuellen Patienten
Auf dem diesjährigen Deutschen Krebskongress (DKK) in Berlin zieht sich das Konzept der sog. P4-Medizin des US-Biomediziners Leroy Hood als roter Faden durch das wissenschaftliche Programm. Er beschreibt eine moderne Medizin, deren Kerngedanke es ist, wirksam Krankheiten vorzubeugen, mittels fortschrittlicher Methoden präzise Diagnosen zu stellen und innovative, individuell auf den Patienten abgestimmte Therapien zu entwickeln. Der Patient selbst soll Teil des Behandlungsteams sein und aktiv an seiner Genesung mitwirken, beispielsweise bei wichtigen Therapieentscheidungen.
Melanom: Hinweise auf Langzeitüberleben unter Dabrafenib/Trametinib
Die Kombinationstherapie mit Dabrafenib (Tafinlar®) und Trametinib (Mekinist®) ist die erste in der EU zugelassene Kombinationstherapie für Patienten mit nicht-resezierbarem oder metastasiertem Melanom mit BRAF-V600-Mutation. In den Zulassungsstudien zeigte die Kombinationstherapie eine der BRAF-Inhibitor-Monotherapie überlegene Wirksamkeit, hohe Ansprechraten sowie ein kontrollierbares Verträglichkeitsprofil. Erste praktische Erfahrungen mit der Kombinationstherapie bestätigen die Studienergebnisse und stellen in Aussicht, dass bei einer Komplettremission ein Langzeitüberleben erreicht werden kann.
Cobimetinib plus Vemurafenib bei BRAF-mutiertem Melanom zugelassen
Daten der Zulassungsstudie (coBRIM) belegen eine erhöhte Wirksamkeit der Kombination von Vemurafenib und Cobimetinib, einem Inhibitor des MAPKSignalwegs für das progressionsfreie und das Gesamtüberleben gegenüber der Monotherapie mit Vemurafenib. Nun werden mit dieser Kombination neue vielversprechende Wege in der Melanom-Therapie beschritten, sagte Prof. Dirk Schadendorf, Essen.
Carfilzomib effektiver als bisherige Standardrezidivtherapien
Der Proteasom-Inhibitor (PI) Carfilzomib hat sich bei vorbehandelten Patienten mit Multiplem Myelom (MM) im Vergleich zu bisherigen Standardtherapien als hoch effektiv erwiesen. Auf der ASH-Jahrestagung wurden neue Analysen der zulassungsrelevanten Phase-III-Studien ASPIRE und ENDEAVOR vorgestellt. Sie sprechen für die gute Wirksamkeit der Substanz auch in Hochrisikokollektiven mit ungünstiger Zytogenetik und unabhängig von der Vortherapie.
Thrombose und Krebs – Was tun?
Ein Malignom ist ein wichtiger Risikofaktor für das Auftreten einer venösen Thromboembolie. Über die Zusammenhänge von Tumor und Thrombose, Prophylaxe und Therapie sprach JOURNAL ONKOLOGIE mit Prof. Dr. Hanno Riess, stellvertretender Direktor der Klinik und Leiter der Internistischen Onkologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Qualität in der niedergelassenen Uro-Onkologie
Die Behandlung krebskranker Menschen erfordert neben der medizinischen Kompetenz auch menschliche Attribute. Qualität bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur Qualität der Behandlung, sondern auch Qualität und Qualifizierung aller am Prozess Beteiligten. Professionelle Kommunikation und Umgang mit Patienten, Wahrung von Datenschutz und Diskretion, Psychoonkologie, Hygiene – all das sind Themen, die tagtäglich im Umgang mit schwer- und schwerstkranken Patienten auf der Agenda stehen und immer präsent sein müssen – bei allen in einer Praxis Tätigen.