Journal Onkologie
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Definition von Shared Decision Making in der Onkologie

Shared Decision Making beschreibt den Prozess, bei dem Ärzt:innen und Patient:innen gemeinsam diagnostische und therapeutische Entscheidungen treffen. Dabei werden:

  • die bestverfügbare medizinische Evidenz,

  • die individuellen Werte und Präferenzen der Patient:innen sowie

  • das klinische Urteilsvermögen der Ärzt:innen integriert.

In der Onkologie hat SDM eine besondere Bedeutung, da Krebsbehandlungen oft komplex sind und erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine gut durchgeführte partizipative Entscheidungsfindung kann die Patientenautonomie stärken und zu einer besseren Adhärenz der Therapie führen.

Epidemiologie der Patientenpartizipation in der Onkologie

Studien zeigen, dass etwa 60-80% der Krebspatient:innen aktiv an Behandlungsentscheidungen beteiligt sein möchten. Dennoch variiert die Umsetzung von SDM stark, beispielsweise spielen Alter und Bildung eine Rolle: Jüngere und besser informierte Patient:innen sind oft aktiver in der Entscheidungsfindung.

Es bestehen kulturelle Unterschiede: In angelsächsischen Ländern wird SDM stärker praktiziert als in vielen europäischen und asiatischen Gesundheitssystemen. Patient:innen in frühen Krebsstadien sind oft engagierter als solche mit metastasierter Erkrankung.

Ätiologie: Einflussfaktoren auf die Implementierung von SDM

Die Implementierung von SDM hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Arztbezogene Faktoren: Fachwissen über SDM, Kommunikationsfertigkeiten und Zeitressourcen.

  • Patientenbezogene Faktoren: Gesundheitskompetenz, Entscheidungsfähigkeit und persönliche Präferenzen.

  • Systembezogene Faktoren: Vorhandensein von Entscheidungshilfen, institutionelle Unterstützung und Vergütungsstrukturen.

Pathogenese: Hindernisse und Barrieren bei der Umsetzung von SDM

Obwohl SDM empfohlen wird und ein Standard moderner Medizin sein sollte, bestehen Barrieren in der Praxis:

  • Zeitmangel: Onkolog:innen stehen oft unter Zeitdruck, sodass ausführliche Gespräche erschwert sind.

  • Fehlende Schulung: Viele Ärzt:innen erhalten während ihrer Ausbildung keine umfassende Schulung in SDM.

  • Komplexität der Information: Patient:innen können Schwierigkeiten haben, medizinische Informationen zu verstehen („Fachchinesisch“).

Klassifikation der Entscheidungsmodelle

In der Onkologie existieren unterschiedliche Entscheidungsmodelle:

  • Paternalistisches Modell: Der Arzt/die Ärztin entscheidet weitgehend allein.

  • Informiertes Modell: Der Patient/die Patientin entscheidet selbstständig nach umfassender Information.

  • Partizipatives Modell (SDM): Ärzt:innen und Patient:innen treffen die Entscheidung gemeinsam.

Studien belegen positive Effekte von SDM

Positive Effekte sind zum einen eine höhere Patientenzufriedenheit, da sich die Patient:innen gehört fühlen und ernst genommen werden. Zum anderen besteht eine bessere Therapieadhärenz: Die Patient:innen halten sich eher an die besprochenen Behandlungspläne. Und drittens berichten sie von weniger Ängsten und Unsicherheiten.

Die Rolle von SDM in der diagnostischen Entscheidungsfindung

Krebspatienten stehen oft vor der Wahl zwischen invasiven und nicht-invasiven diagnostischen Verfahren. SDM hilft, die individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen und die Patient:innen aktiv in die Entscheidung einzubeziehen.

Anwendung von SDM in der onkologischen Behandlung

SDM ist besonders wichtig bei der Auswahl zwischen kurativer versus palliativmedizinischer Therapie, verschiedenen chirurgischen Optionen sowie den unterschiedlichen Strahlen- oder medikamentösen Therapieansätzen.

Bedeutung von SDM in der Nachsorgeplanung

Nach Abschluss der Primärtherapie müssen Nachsorgepläne erstellt werden. Hier kann SDM dazu beitragen, patientenspezifische Bedürfnisse zu berücksichtigen und die Lebensqualität zu optimieren.

Prognose: Einfluss von SDM auf Behandlungsergebnisse

Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass SDM nicht nur die Zufriedenheit erhöht, sondern möglicherweise auch klinische Ergebnisse verbessert, indem Patient:innen eine aktive Rolle in ihrer Behandlung übernehmen.

SDM in der Prävention von Krebserkrankungen

SDM kann in der Prävention genutzt werden, z.B. bei der Entscheidung über Krebsvorsorgeuntersuchungen sowie Lebensstilinterventionen (Rauchstopp, Ernährung,...).

Literatur:

(1) https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/dateien/leitlinienkonferenzen/2022/AWMF_32_LL-Konferenz_2022_Scheibler.pdf

Häufig gestellte Fragen zum Shared Decision Making

Shared Decision Making bedeutet, dass Arzt und Patient gemeinsam Entscheidungen über medizinische Behandlungen treffen, basierend auf medizinischer Evidenz und den Wünschen des Patienten.

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