CAR-T-Zellen lassen sich nach Übertragung nicht mehr kontrollieren
Bei der
CAR-T-Zell-Therapie werden T-Zellen gentechnisch so verändert, dass sie chimäre Antigenrezeptoren (CAR) auf der Zelloberfläche bilden, die gegen krebsspezifische Oberflächenproteine gerichtet sind. Im Körper der Patient:innen können sie so effektiv die erkrankten Zellen aufspüren und abtöten. CAR-T-Zellen sind lebende Zellen, die sich nach Übertragung in die Patient:innen nicht mehr direkt in ihrer Aktivität kontrollieren lassen. Insbesondere beim Auftreten von Nebenwirkungen kann dies problematisch werden.
UniCAR-T-Zell-Therapie: Bessere Kontrolle durch Adapter-Moleküle
Ein Team um Prof. Michael Bachmann, Direktor am Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), hat deswegen in enger Zusammenarbeit mit der Dresdner Hochschulmedizin die UniCAR-Technologie entwickelt, die auf der CAR-T-Zell-Therapie basiert und zu den vielversprechendsten Ansätzen der Immuntherapie zählt. Die Forscher:innen haben dafür einen zusätzlichen Schalter eingebaut, der eine direkte Therapiekontrolle im Körper der Patient:innen ermöglicht. Die veränderte CAR-T-Zelle bindet nun nicht direkt an die Tumorzelle. Vielmehr ist zwischen Immun- und Krebszelle ein Adapter-Molekül zwischengeschaltet, das das Abtöten der Krebszelle erst ermöglicht. Auf diese Weise lassen sich generische CAR-T-Zell-Produkte mit unterschiedlichen Zielantigenen herstellen. Da die Adapter-Moleküle schnell aus dem Körper ausgeschieden werden, lässt sich die Aktivität der UniCAR-T-Zellen steuern und somit Nebenwirkungen besser kontrollieren.
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Neue Angriffsziele für die CAR-T-Zell-Therapie bei AML
Erschienen am 15.03.2023 • Forschende haben neue Ansatzpunkte für die CAR-T-Zell-Therapie bei AML identifiziert. Mehr Informationen dazu erhalten Sie hier!
Erschienen am 15.03.2023 • Forschende haben neue Ansatzpunkte für die CAR-T-Zell-Therapie bei AML identifiziert. Mehr Informationen...
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Effektiver Einsatz der UniCAR-T-Zell-Therapie bei AML
Ein Forschungsteam unter Leitung von Dr. Claudia Arndt vom HZDR-Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung und dem Mediziner Dr. Frederick Faßlrinner von der Hochschulmedizin Dresden verwendet dafür ein Adapter-Molekül, das auf das Oberflächenmolekül FLT3 abzielt. So gelang es den Forscher:innen, sowohl AML-Zelllinien als auch primäre Proben von AML-Patient:innen in-vitro hochwirksam abzutöten. Dies konnte das Team auch im Tiermodell bestätigen. Analysen via Positronen-Emissions-Tomografie weisen zudem daraufhin, dass ein schnelles An- und Abschalten der UniCAR-T-Zellen und somit eine schnelle Kontrollierbarkeit der Therapie möglich ist.
Verringerte Therapieresistenz durch die UniCAR-Technologie
Um die AML mit einer Immuntherapie erfolgreich behandeln zu können, ist es entscheidend, die Therapieresistenz und die Erschöpfung der T-Zellen zu verhindern. Dies könnte die UniCAR-Technologie erreichen, wie Frederick Faßlrinner unterstreicht: „Die Kombination verschiedener Zielmoleküle ermöglicht, die AML-Zellen über verschiedene Zielstrukturen anzugreifen. So hat die Krebszelle weniger Chancen, sich der Therapie zu entziehen. Wir hoffen, so mehr Patient:innen heilen zu können.“ Die Forschenden sind zuversichtlich, dass Pausen zwischen den einzelnen Anwendungen den UniCAR-T-Zellen Zeit geben, sich zu erholen, um einer Erschöpfung vorzubeugen. „Insgesamt ermutigen die vorgestellten präklinischen Daten zur weiteren Entwicklung und klinischen Umsetzung von FLT3-spezifischen UniCAR-T-Zellen für die Therapie der AML“, schätzt Claudia Arndt ein. „Dies gilt insbesondere in Kombination mit der CD123-gerichteten UniCAR-T-Zell-Therapie, die derzeit in einer ersten Phase-I-Studie am Patienten erprobt wird.“