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Medizin

Blasenkrebs: Chemo-Tauglichkeit im 24-Stunden-Urin besser berechenbar

Blasenkrebs: Chemo-Tauglichkeit im 24-Stunden-Urin besser berechenbar
© Orawan - stock.adobe.com
Patient:innen mit muskelinvasivem Blasenkrebs (MIBC) profitieren von einer präoperativen Chemotherapie. Aufgrund einer grenzwertigen Nierenfunktion wird jedoch nur ein Teil der Patient:innen als Chemo-tauglich eingestuft. Mit der Berechnung der Nierenfunktion aus dem 24-Stunden-Urin bestätigen Forschende der Medizinischen Universität Innsbruck nun eine einfache Methode, mit der die Chemo-Tauglichkeit verlässlich festgestellt und zudem ein größerer Anteil an Patient:innen einer Chemotherapie vor der OP zugeführt werden kann.

 
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Kreatinin-Clearance als Schlüsselparameter für Chemotherapietauglichkeit bei MIBC

Bestimmte Laborwerte, wie die Kreatinin-Clearance, geben Aufschluss über die Nierenfunktion und ermöglichen Rückschlüsse auf die im Blutserum gemessene glomeruläre Filtrationsrate (GFR) – den wichtigsten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Bei Patient:innen mit MIBC spielt die Kreatinin-Clearance eine zentrale Rolle bei der Bewertung der Eignung für eine Chemotherapie (insbesondere Cisplatin) vor der operativen Entfernung der Harnblase. „In der klinischen Praxis gelten Patient:innen mit einer Kreatinin-Clearance über 60 ml/min als Cisplatin-tauglich. Die cisplatinhaltige Chemotherapie, gefolgt von einer operativen Komplettentfernung der Harnblase, ist der derzeitige Goldstandard beim MIBC. Die neoadjuvante Chemotherapie vor der radikalen Operation bietet einen zusätzlichen Überlebensvorteil von bis zu 8% in fünf Jahren“, erklärt Renate Pichler. Der Uro-Onkologin fiel auf, dass an der Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie, wo die Messung routinemäßig auch über den 24-Stunden-Harn erfolgt, ein im Vergleich zu anderen Zentren signifikant höherer Anteil an Chemo-tauglichen Patient:innen erfasst wird.

Um den Zusammenhang zwischen GFR-Messungen im Serum und der Kreatinin-Clearance aus dem Sammelurin zu untersuchen, initiierte sie gemeinsam mit Kolleg:innen aus den Fachbereichen Nephrologie (Andreas Kronbichler), Onkologie (Andreas Seeber) und Medizinischer Statistik (Josef Fritz) eine interdisziplinäre und retrospektive Multicenterstudie (1).
 
 

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Unterschätzung der Chemotherapietauglichkeit bei MIBC durch alleinige Serum-Messung

Knapp 1.000 Patient:innen mit muskelinvasivem Blasenkrebs, die zwischen 2011 und 2021 in verschiedenen europäischen Zentren einer radikalen Blasenentfernung mit oder ohne vorherige Chemotherapie unterzogen wurden, wurden in die Studie eingeschlossen. Auf Grundlage dieser Daten ermittelte das Team um Renate Pichler den Anteil Chemo-tauglicher Patient:innen basierend auf 4 verschiedenen Serumformeln zur Berechnung der Kreatinin-Clearance. Unabhängig von der verwendeten Serumformel wurden 25 bis 30% der Patient:innen als nicht Chemo-tauglich eingestuft. In einer Sub-Kohorte von 250 Proband:innen, deren Kreatinin-Clearance zusätzlich aus dem 24-Stunden-Urin gemessen wurde, lag der Schwerpunkt auf Patient:innen, deren Serumwerte im Graubereich zwischen 40 und 59 ml/min lagen. „Wir stellten fest, dass die aus dem 24-Stunden-Urin ermittelte Kreatinin-Clearance bei mehr als 80% dieser Patient:innen über 60 ml/min lag, was auf eine Chemo-Tauglichkeit hinwies. Dies deutet darauf hin, dass ein signifikanter Anteil der Patient:innen bei alleiniger Serum-Messung möglicherweise falsch eingestuft und im schlimmsten Fall untertherapiert wird“, erklärt Pichler.

Quelle: Medizinische Universität Innsbruck

Literatur:

(1) Pichler et al. (2024): Cisplatin eligibility in the neoadjuvant setting of patients with muscle-invasive bladder cancer undergoing radical cystectomy. The Oncologist, DOI: https://doi.org/10.1093/oncolo/oyae160


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