Lieferengpass von Tamoxifen: Brustkrebsexperte rät zu Therapiealternativen
Seit Jahrzehnten ist das Brustkrebsmedikament mit dem Wirkstoff Tamoxifen unentbehrlich in der Krebstherapie. Rund 150.000 Patient:innen in Deutschland sind dauerhaft auf das Medikament angewiesen und nun sehr besorgt, da sie keinen Nachschub mehr dafür in der Apotheke bekommen. Prof. Dr. med. Michael Untch, Chefarzt der Gynäkologie/Geburtshilfe und Leiter des Brustzentrums im Helios Klinikum Berlin-Buch sowie Leiter der AG Gynäkologische Onkologie und Senologie im Helios Konzern, empfiehlt Therapiealternativen.
Tamoxifen-Therapie bei Brustkrebs keinesfalls abbrechen
„Das Abbrechen der Tamoxifen-Therapie ist das schlechteste aller Szenarien“, sagt Chefarzt der Gynäkologie Prof. Dr. med. Michael Untch und rät den Patient:innen zum Gespräch mit ihren behandelnden Ärzt:innen. „Wichtig ist, dass eine Alternativtherapie gefunden wird. Niemand muss Angst haben“, betont Prof. Dr. Untch.Alternativen zu Tamoxifen bei Brustkrebs prüfen
Es gibt für die unterschiedlichen Patient:innen wissenschaftlich bewiesene Alternativen, die es zu prüfen gilt, um Risiken wie Rückfälle und Metastasenbildung zu vermeiden“, sagt Prof. Dr. Untch. „Für Tamoxifen direkt gibt es zwar keinen alternativen Wirkstoff, aber je nach Brustkrebstyp und Fall besteht die Möglichkeit, die Dosierung zu variieren, durch Aromatasehemmer zu ersetzen oder auf diese für eine gewisse Zeit auszuweichen.Aromatasehemmer + eierstockunterdrückende Spritze bei jüngeren Brustkrebspatientinnen wirksamer als Tamoxifen
Bei jüngeren Frauen mit hohem Rückfallrisiko belegen neueste Studien, dass eine Kombination aus Aromatasehemmern und eierstockunterdrückender Spritze sogar wirkungsvoller als Tamoxifen ist“, erklärt der Brustkrebsexperte.Aromatasehemmer bei Brustkrebs: Nebenwirkungen gut handhabbar
„Bei Aromatasehemmern können Nebenwirkungen wie Gelenkschmerzen auftreten, aber diese Nebenwirkungen lassen sich in der Regel gut in den Griff bekommen und sind eine bessere Option als die Therapie über einen längeren Zeitraum zu unterbrechen“, ergänzt Prof. Dr. Untch.Tamoxifen hemmt das Wachstum von Tumorzellen bei Brustkrebs
Tamoxifen ist ein Antihormon: Es blockiert das östrogenbedingte Wachstum der Krebszellen durch die Besetzung des entsprechenden Rezeptors auf der Zelle, sodass die Zellvermehrung und das Wachstum der Krebszellen gestoppt werden. Das Medikament wird in der Regel 5 bis 10 Jahre von den Patient:innen eingenommen.Tamoxifen wird seit 5 Jahrzehnten bei hormonbedingtem Brustkrebs eingesetzt
Tamoxifen wird seit über 50 Jahren bei unterschiedlichen Stufen des hormonbedingten Brustkrebses eingesetzt: bei Vorstufen, nach einer Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie und bei Metastasen. Dies betrifft rund 70% aller an Brustkrebserkrankten.Lieferengpass von Tamoxifen kann Monate dauern
Der Versorgungsengpass wurde durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erklärt. Der Lieferengpass könne im schlimmsten Fall einige Monate andauern.Quelle:Helios Klinikum Berlin-Buch