Körpereigene T-Zellen werden mit chimären Antigen-Rezeptoren ausgestattet
T-Zellen sind für die Immunabwehr zuständig, finden kranke oder defekte Zellen und zerstören sie. Doch Krebszellen können sich für das Immunsystem unsichtbar machen. Die
CAR-T-Zelltherapie verwandelt nun körpereigene T-Zellen in erfolgreiche „Krebsjäger“. Konkret läuft die Behandlung so ab: „Bei einer Art Blutwäsche werden Lymphozyten aus dem Blut der Patient:innen herausgefiltert und tiefgefroren an spezialisierte Labors pharmazeutischer Unternehmen weitergegeben“, erklärt Oberärztin Dr. Kerstin Schäfer-Eckart. Dort werden sie durch gentechnische Veränderungen mit chimären Antigen-Rezeptoren (CAR) ausgestattet, die die „getarnten“ Krebszellen erkennen können. Über eine Infusion bekommen die Patient:innen einige Wochen später ihre aufbereiteten Lymphozyten wieder zurück. „Diese neuen Abwehrzellen verfügen dann über ein Ankermolekül, das im Körper zielgerichtet an den Tumorzellen andockt und sie vernichtet“, erläutert Prof. Stefan Knop das Prinzip. Es umfasst also Eigenschaften einer Gen- und einer Immuntherapie. Diese T-Zellen bleiben dann als eine Art lebendes Arzneimittel im Körper.
Einsatz der CAR-T-Zelltherapie bei Lymphdrüsenkrebs und multiplen Myelomen
Eingesetzt wird die Therapie bislang bei bestimmen Formen von Leukämie, bei Lymphdrüsenkrebs und multiplen Myelomen – und auch nur bei Betroffenen, bei denen andere Behandlungen wie etwa Chemotherapie oder
Blutstammzelltransplantationen nicht angeschlagen haben. „Solchen Hochrisikopatient:innen, für die es noch vor ein paar Jahren keine weiteren Möglichkeiten gegeben hat, können wir nun dieses komplett neue Verfahren anbieten“, meint Schäfer-Eckart. Für die behandelnden Ärzt:innen bedeutet es eine große Herausforderung, die weit fortgeschrittenen Erkrankungen so lange in Schach zu halten, bis die zeitaufwändige Aufbereitung der Lymphozyten abgeschlossen ist.
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Erschienen am 27.01.2023 • Lesen Sie hier, welches Potenzial in der CAR-T-Zell-Technologie über den Einsatz in der Hämatologie hinaus steckt!
Erschienen am 27.01.2023 • Lesen Sie hier, welches Potenzial in der CAR-T-Zell-Technologie über den Einsatz in der Hämatologie hinaus...
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Zytokinsturm als Nebenwirkung der CAR-T-Zelltherapie
Vor der Rückübertragung steht noch eine leichte
Chemotherapie an, um das Abwehrsystem so zu unterdrücken, dass die neuen T-Zellen bestmögliche Startbedingungen vorfinden. Nach der Infusion müssen die Patient:innen etwa 14 Tage in der Klinik bleiben, denn die Therapie kann heftige Nebenwirkungen auslösen. In wenigen Fällen reagiert das Immunsystem so stark, dass eine Entzündung des gesamten Körpers, ein Zytokinsturm, mit hohem Fieber und Kreislaufreaktion entsteht. „Deshalb ist es unabdingbar, dass wir rund um die Uhr Zugriff auf alles haben, was die Akut- und Notfallmedizin zu bieten hat. Aber die nötige enge Zusammenarbeit mit allen beteiligten medizinischen und pflegerischen Disziplinen wird hier am Klinikum bereits vorbildlich gelebt“, meint Knop, der im November 2021 vom Universitätsklinikum Würzburg nach Nürnberg wechselte.
Überlebensrate von Patient:innen steigt deutlich mit CAR-T-Zelltherapie
Die noch relativ junge Therapieform sichert etwa 40% der Patient:innen ein Überleben. „Das ist sehr viel für eine Erkrankung, für die man vorher gar keine Optionen mehr hatte“, gibt Schäfer-Eckart zu bedenken. Die Kosten – sie liegen im 6-stelligen Bereich – werden von den Krankenkassen übernommen. Allerdings muss dazu vorher ein Antrag gestellt werden. Für die nächsten beiden „CAR-T-Zell-Kandidaten“ – ein junger Mann und eine Frau mittleren Alters – wurde die Therapie ohne Probleme genehmigt.
CAR-T-Zelltherapie noch nicht für andere Krebsarten einsetzbar
Bei anderen Krebsarten wie zum Beispiel
Brust - oder
Darmkrebs kann die Therapie noch nicht eingesetzt werden. Solche Tumoren weisen auf ihrer Oberfläche viele Ähnlichkeiten mit gesundem Gewebe auf. Die für solche Krebsarten programmierten T-Zellen würden dann nicht allein den Tumor angreifen. Wissenschaftler:innen suchen aber bereits nach Möglichkeiten, wie gesundes Gewebe verschont bleibt. „Die jetzt eingesetzten CAR-T-Zellen dagegen sind nur im immun- und blutbildenden System unterwegs, ihre Ankermoleküle sind gezielt auf die charakteristischen Oberflächeneigenschaften von Blutkrebszellen programmiert“, verdeutlicht Knop, der in seiner Zeit in Würzburg an der 1. Zulassungsstudie für die neue Therapie beteiligt war.
Nur leichte Nebenwirkungen bei der 1. CAR-T-Zell-Patientin in Nürnberg
Die 1. CAR-T-Zell-Patientin am Klinikum in Nürnberg hat die Prozedur relativ gut überstanden, sie bekam nur leichtes Fieber. Aktuell kommt die Studentin jetzt 1x in der Woche zur Kontrolle in die Ambulanz. Sie ist voller Pläne: Als begeisterte Fußballspielerin hofft sie, dass sie bald wieder ins Training kann. Wenn sie es etwas langsamer angehen lässt, so Oberärztin Kerstin Schäfer-Eckart, spricht bislang da nichts dagegen.
Das
Klinikum Nürnberg ist eines der größten kommunalen Krankenhäuser in Deutschland und bietet das gesamte Leistungsspektrum der Maximalversorgung an. Mit 2.233 Betten an 2 Standorten (Klinikum Nord und Klinikum Süd) und 8.400 Beschäftigten versorgt es knapp 100.000 stationäre und 170.000 ambulante Patient:innen im Jahr. Zum Klinikverbund gehören 2 weitere Krankenhäuser im Landkreis Nürnberger Land.