HMA-Therapie der AML ist besser verträglich als intensive Chemotherapien
Bisher stellte die Behandlung der
akuten myeloische Leukämie bei älteren Patient:innen eine große Herausforderung dar: intensive Chemotherapien mit längeren Krankenhausaufenthalten sind in höherem Alter aufgrund von Begleiterkrankungen und reduziertem Allgemeinzustand häufig nicht möglich. In den letzten Jahren konnten jedoch entscheidende Verbesserungen in der Therapie älterer AML-Patient:innen erzielt werden. Zum einen führt die Behandlung mit niedrigdosierten, epigenetisch wirksamen Medikamenten zu einer Re-Programmierung der bösartigen Zellen, die dadurch in die Ausreifung getrieben werden. Dieser Wirkmechanismus unterscheidet diese hypomethylierenden Substanzen (HMAs) von den bisher in der AML-Behandlung eingesetzten Chemotherapeutika. HMA-Monotherapie ist somit besser verträglich als intensivere AML-Therapien, entfaltet ihre volle Wirkung allerdings häufig erst nach Monaten, und nicht bei jedem Patient:innen.
Venetoclax + HMA: Lebensverlängerung, aber keine Heilung
In der
Kombination mit Venetoclax tritt diese Wirkung schneller und häufiger ein. Diese Beschleunigung und Vertiefung des Ansprechens der AML geht mit einer signifikanten Lebensverlängerung einher. Daher wurde die Kombination dieser beiden medikamentösen Prinzipien seit 2021 in Europa für die Behandlung bestimmter AML-Patient:innen zugelassen. Allerdings führt die Medikamenten-Kombination bisher nicht zur Heilung, da mit fortgesetzter Therapie in der Regel ein Krankheitsrückfall eintritt, wenn die Patient:innen nicht vorher eine Stammzelltransplantation erhalten.
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DECIDER-1: Decitabin + ATRA verlängert das Überleben ohne zusätzliche Nebenwirkungen
In einer Vorstudie (DECIDER-1) konnte durch das Team um Prof. Dr. Michael Lübbert gezeigt werden, dass die Kombination des hypomethylierenden Wirkstoffes Decitabin mit dem Vitamin-A Präparat All-trans-Retinsäure (ATRA) ebenfalls zu einem signifikant verlängerten Überleben von älteren AML-Patient:innen führte, ohne zusätzliche Nebenwirkungen. Dieser Überlebensvorteil konnte auf eine Verlängerung der Behandlungsdauer bis zur Resistenzentwicklung zurückgeführt werden. Somit lag es nahe, als nächstes die Kombination aller 3 Wirkprinzipien, eine chemotherapiefreie Behandlung der AML, ebenfalls in diesem Studienkonsortium zu untersuchen.
DECIDER-2-Studie untersucht Decitabin + Venetoclax + ATRA bei älteren AML-Patient:innen
Dieses geschieht aktuell im Rahmen der multizentrischen Studie DECIDER-2, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, an ca. 35 deutschen Zentren. Hier erhalten AML-Patient:innen, deren Erkrankung neu diagnostiziert wurde, nach Randomisierung entweder Decitabin + Venetoclax + ATRA oder Decitabin + Venetoclax + Placebo. Erfasst wird in dieser Studie bei den meist älteren Patient:innen nicht nur das Überleben und die Verbesserung der Blutbildung unter der Behandlung, sondern auch die Verbesserung der Lebensqualität, wie auch die Zeit, die die Patient:innen nicht in der Klinik behandelt werden müssen. Interessanterweise zeigt sich, dass bei einem Teil der Patient:innen im Zuge dieser Behandlung die Blutstammzelltransplantation, durchführbar wurde. Hier ermöglicht also die weniger intensive Behandlung eine Krankheitskontrolle bis zur Transplantation.
Bisher konnten 67 Patient:innen in die Studie aufgenommen werden. In den nächsten Jahren sollen insgesamt 256 Patient:innen teilnehmen.
Interessierte AML-Patient:innen können sich beim Projektmanagement-Team unter der Telefonnummer 0761 270 77880 oder per E-Mail an decider-2@uniklinik-freiburg.de informieren.