Überdiagnostik als Gefahr der Krebs-Früherkennung
Bei der Krebs-Früherkennung besteht die Gefahr der Überdiagnostik, wenn nicht aggressive Tumore entdeckt werden, die zu einer Behandlung führen, aber im Verlauf nicht die Lebensqualität wesentlich beeinflusst hätten oder nicht lebensbedrohlich geworden wären.
ToSyMa-Studie untersucht die Kombination aus digitaler Brust-Tomosynthese und synthetischer 2D-Mammografie
Die weltweit größte randomisierte diagnostische
Überlegenheitsstudie zur Brustkrebs-Früherkennung ToSyMa hat sich die Untersuchung und Verbesserung der systematischen Früherkennung bei invasivem Brustkrebs zur Aufgabe gemacht. In der Fachzeitschrift „Radiology“ haben die Forscher:innen der Universität Münster nun neue Ergebnisse zu ToSyMa veröffentlicht. Bei den fast 100.000 Studienteilnehmerinnen von ToSyMa kam eine Kombination aus digitaler Brust-Tomosynthese (DBT) und synthetischer 2D-Mammografie (SM) zum Einsatz.
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Verbessertes Verfahren zu Brustkrebs-Früherkennung
Erschienen am 20.07.2023 • Forschende wollen das Mammographie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs verbessern. Weitere Informationen dazu erhalten Sie hier!
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DBT+SM ist der digitalen Mammografie überlegen
Die interdisziplinäre Studiengruppe unter der Leitung von Prof. Walter Heindel, Direktor der Klinik für Radiologie in Münster, verglich die mit dem kombinierten DBT+SM-Verfahren gewonnenen Daten mit denen aus dem
Screening mit der herkömmlichen digitalen Mammographie (DM). Das Ergebnis: DBT+SM führt im Vergleich zum bislang gängigen Vorgehen mit DM zu einer signifikant höheren Entdeckung von Frauen mit invasivem Brustkrebs.
DBT+SM-Screening erkennt Tumoren, die für eine Senkung der Sterblichkeit relevant sind
In einer Subanalyse wurde anschließend überprüft ob der Vorteil des DBT+SM-Verfahren tatsächlich auch mit einer verbesserten Frauengesundheit zusammenhängt und nicht ein Effekt der Überdiagnostik ist. Die Forschenden Prof. Dr. Stefanie Weigel, Prof. Dr. Walter Heindel und Prof. Dr. Hans-Werner Hense prüften, welche Tumoren in einem früheren Brustkrebsstadium häufig entdeckt werden. Dabei erkannten sie, dass mittels DBT+SM-Screening Tumore, die potenziell für eine Senkung der Sterblichkeit an Brustkrebs relevant sind, identifiziert werden können. Stefanie Weigel resümiert: „Aus den Ergebnissen der Subanalyse folgern wir, dass die höhere Rate an frühen Tumorstadien der Tumorgrade 2 und 3 durch den Einsatz von DBT+SM den Screening-Effekt bezüglich der Brustkrebssterblichkeit erhöhen könnte“ – ein weiterer Pluspunkt für DBT+SM.
Auswertung von Krebsregister-Daten zur Überprüfung der Wirksamkeit von DBT+SM
In diesem Jahr sollen Daten der Krebsregister von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zur Nachbeobachtung ausgewertet werden, um den Screening-Effekt von DBT+SM gegenüber dem bisherigen Screening-Standard weitergehend zu prüfen. Das Projekt ToSyMa begann 2016, umfasst 17 Screening-Einheiten in Deutschland und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell unterstützt. Die aktuelle Förderperiode läuft bis 2025.
(1) Weigel S. et al. Digital Breast Tomosynthesis versus Digital Mammography for Detection of Early-Stage Cancers Stratified by Grade: A TOSYMA Subanalysis, RSNA Radiology 2023, abrufbar unter: https://pubs.rsna.org/doi/10.1148/radiol.231533, Letzter Zugriff: 18.01.2024.