Digitale Gesundheitsanwendungen unterstützen Ärzt:innen bei der Behandlung
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können einen wichtigen Beitrag in der Bewältigung von Krankheiten leisten, Ärzt:innen bei ihrer Behandlung unterstützen und Betroffenen zu einem besseren Lebensgefühl verhelfen – und das Gesundheitssystem dadurch entlasten. Zwar ist laut Prof. Dr. Volkmar Müller, stellvertretendem Klinikdirektor der Frauenklinik des UKE Hamburg, „die Qualität der Behandlung in Deutschland besser als in allen anderen Ländern der Welt, aber es gibt einen Teil, den wir auch mit ganz viel Geld nicht lösen können: Eine noch bessere Einbindung und Unterstützung von Patient:innen.“ Dies kann
durch DiGAs gewährleistet werden.
Datenschutz ist für die Zulassung einer DiGA wichtig
Auf dem Weg zur DiGA sind jedoch einige Hürden zu überwinden: Neben dem Nachweis eines positiven Versorgungseffektes durch große Studien mit Patient:innen zählen hierzu auch Leitlinien- und Datenschutzkonformität, eine hinreichende Benutzerfreundlichkeit und höchste Datensicherheit. Letztere ist für die Zulassung als DiGA unerlässlich. Malte Bornholdt, einer der Gründer der Bornholdt Lee GmbH, betonte in seinem Vortrag: „Wir müssen bei der Entwicklung einer DiGA immer den sichersten Weg nehmen, um die höchste Sicherheitsstufe u.a. in Bezug auf den Datenschutz einzuhalten, was aber dazu führt, dass die Kosten enorm steigen.“
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Erste DiGA gegen Tumor-assoziierte Fatigue bei Brustkrebs
Erschienen am 01.02.2024 • Die Gesundheits-App Untire für Brustkrebspatient:innen ist vorläufig in das DiGA-Verzeichnis des BfArM aufgenommen worden. Mehr dazu hier!
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DiGAs zukünftig Bestandteil der Regelversorgung
Im Fokus der Vorträge und anschließenden Diskussionen stand die Debatte darüber, wie DiGAs die bestehenden Versorgungslücken im Gesundheitssystem schließen können, welche Chancen sich durch DiGAs für Patient:innen und Fachpersonal ergeben und welche Kriterien vor allem für eine faire Preisgestaltung ausschlaggebend sein könnten. Herr Prof. Dr. Matusiewicz sieht die DiGA zukünftig als Bestandteil der Regelversorgung und führte aus: „Ich bin mir sicher, dass DiGAs in Zukunft zur breiten Regelversorgung gehören werden und gehe sogar so weit, zu sagen, dass DiGAs Arzneimittel in der Zukunft sogar ersetzen werden.“
Mängel bei der Bepreisung von DiGAs
Im Rahmen der Diskussion wurde die Rolle einer onkologischen DiGA in der Brustkrebsbehandlung am Beispiel der
Brustkrebs-App PINK! Coach näher beleuchtet. PINK! -Gründerin
Prof. Dr. Pia Wülfing lag vor allem ein Themenbereich besonders am Herzen: „Im Kontext der bisher verhandelten endgültigen Preise zeigt sich, dass es noch keine Ansätze in der Preisgestaltung gibt, die die Komplexität einer DiGA bzw. des behandelten Krankheitsbildes adäquat berücksichtigen.“ Bei der Bepreisung von DiGAs müssten die Schwere der verschiedenen Krankheitsbilder, der medizinische Need, der medizinische Wert und der gesundheitsökonomische Nutzen aber ebenso mitberücksichtigt werden wie die Häufigkeit des Auftretens einer Krankheit. Sonst bestünde das Risiko, dass es in Zukunft nur DiGAs für häufig auftretende Krankheiten geben werde. Eine Einschätzung, die auch die anwesenden Expert:innen teilten.
Kriterien für eine faire Preisgestaltung bei DiGAs
Zukünftig sollte die Preisgestaltung von DiGAs verschiedene Ansätze berücksichtigen, so bspw. Inzidenzen/Prävalenzen der betroffenen Patientengruppen, die Vorteile der Lösungen in der Versorgung, gesundheitsökonomische Aspekte und Gestehungs- und Compliance-Kosten. Dies ließe auch Raum für die Diskussion von degressiven Preismodellen.