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Medizin

Bauchfellkrebs: Fortschritte bei der Behandlung einiger Patient:innen-Gruppen

Bauchfellkrebs: Fortschritte bei der Behandlung einiger Patient:innen-Gruppen
© Damian – stock.adobe.com
Krebs des Bauchfells ist eine besonders bösartige Erkrankung mit oft tödlichem Ausgang. Meist handelt es sich um Metastasen von Krebs des Dickdarms, Mastdarms, Magens oder der Eierstöcke. Doch bei einzelnen Betroffenen kann die Kombination mehrerer Therapieverfahren die Überlebensdauer deutlich verbessern. Die Behandlung ist jedoch äußerst belastend und komplikationsträchtig. Damit es möglichst gar nicht erst zu den peritonealen Metastasen komme, ist es von zentraler Bedeutung, den Ersttumor möglichst frühzeitig zu erkennen und umfassend zu entfernen. Deshalb solle man seine Krebserkrankung in Zentren behandeln lassen, die auf chirurgische Onkologie spezialisiert sind.
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Fast alle Bauchtumore können in das Bauchfell metastasieren

Jedes Jahr erhalten zehntausende Menschen die Diagnose Bauchfellkrebs. Dies bedeutet meist, dass ihre Krebserkrankung schon weit fortgeschritten ist. Dann haben sich Zellen von bösartigen Geschwülsten aus Magen, Darm oder Eierstöcken auf das Bauchfell, Peritoneum genannt, ausgebreitet und dort Tochtergeschwülste gebildet. „Grundsätzlich können fast alle Bauchtumore Metastasen am Bauchfell verursachen“, sagt Prof. Dr. Dr. Pompiliu Piso, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). „Am häufigsten ist dies beim Magenkarzinom der Fall. Fast die Hälfte der Rückfallerkrankungen nach der Operation finden sich hier.“ Auch bei etwa 10% der Patient:innen mit Darmkrebs treten Metastasen im Bauchfell auf. „Aber selbst Tumore außerhalb des Bauchraumes, etwa Brustkrebs, können im Verlauf Bauchfellkrebs verursachen“, so Piso. In seltenen Fällen können auch Zellen des Bauchfells selbst bösartig entarten. In der Vergangenheit galt Bauchfellkrebs als nicht heilbar. Die Operation wurde abgebrochen und die Betroffenen wurden rein palliativ behandelt. Die Restlebenszeit betrug nur wenige Monate.

Multimodale Behandlung von Krebs des Bauchfells

Doch mittlerweile gibt es für Patient:innen mit wenigen und gut operierbaren Metastasen im Bauchfell Therapieangebote, die ihre Prognose deutlich verbessern können. Meist werden mehrere Behandlungen miteinander kombiniert. Der erste und wichtigste Schritt ist dabei die zytoreduktive Chirurgie (CRS). Hier entfernen Chirurg:innen das Bauchfell und alle sichtbaren Tumoren so radikal wie möglich aus dem Körper. Dies CRS wird begleitet durch die hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC). Dabei handelt es sich um eine maschinelle Spülung des Bauchraums mit einer auf 42 Grad Celsius erwärmten Lösung. Sie enthält Zytostatika, die weitestmöglich auf die Merkmale des Tumors zugeschnitten sind. „Gegenüber einer intravenösen Chemotherapie können die Medikamente viel höher dosiert werden, weil die eingesetzten Therapeutika kaum in den Blutkreislauf gelangen“, so Piso. Daher ist mit weniger Nebenwirkungen zu rechnen. Ein weiterer Pluspunkt betrifft die Wärme der Spülung, sie verstärkt die Wirkung der Zellgifte. OP und Spülung können zusätzlich mit einer intravenösen Chemotherapie kombiniert werden.
 
 

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Personalisierte Therapie von Anfang an

Piso betont die Notwendigkeit einer personalisierten Krebstherapie von Anfang an, denn: „Krebs ist nicht gleich Krebs.“ Eine Generalisierung der Therapie sei deshalb nicht möglich: „Die Prognose und beste Behandlung variieren stark und erfordern eine Diskussion in einem fachübergreifenden Tumorboard.“ Wichtig sei die Orientierung an den vielfältigen genetischen Merkmalen der Tumortypen und den individuellen Patientenfaktoren. Zu letzteren zählen die spezifischen anatomischen Gegebenheiten, etwa Ausbreitung des Tumors und Voroperationen, Begleiterkrankungen und der Patientenwille. Piso empfiehlt deshalb allen Betroffenen mit Bauchfellkrebs, eine zweite Meinung in einem anerkannten Kompetenz- oder Referenzzentrum einzuholen.

Bessere Prognose in auf Krebschirurgie spezialisierten Zentren

Prof. Dr. Christiane Bruns, Direktorin der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Tumor- und Transplantationschirurgie der Uniklinik Köln und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) 2023/2024, betont: „Es ist wichtig, zur Erstbehandlung in ein auf Krebschirurgie spezialisiertes Zentrum zu gehen. Dort können alle Möglichkeiten der Behandlung auf die Erkrankten maßgeschneidert und zielgerichtet ausgeschöpft und mit den Möglichkeiten einer modernen Chirurgie – von KI-gestützter Vorhersage der Erfolgsaussichten bis hin zu robotisch unterstützter Chirurgie – kombiniert werden“. Denn sind Metastasen erst einmal da, sei die Gefahr groß, dass sie zurückkehren. „Aber auch wenn bei Bauchfellkrebs eine Heilung eher selten ist, können wir die Erkrankung je nach Tumorart heute deutlich häufiger so kontrollieren, dass eine gute Lebensqualität über die verbleibende Lebenszeit möglich ist“, so die Viszeralchirurgin, die auch stellvertretende Direktorin des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) Köln ist.

Auf dem 141. Deutschen Chirurgie Kongresses (DCK 2024) diskutieren Expert:innen über den aktuellen Stand der chirurgischen Optionen und perioperativen Therapien bei Krebs und wie diese, eingebettet in multimodale Behandlungspläne, die Überlebenschancen verbessern können – von der Analyse der molekularen Besonderheiten des jeweiligen Tumors über KI-gestützte Einschätzung von Risiken, virtuelle Operationsplanung bis hin zu robotergestützter Chirurgie.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Chirurgie e. V.


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