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Medizin
Zum Welt-HPV-Tag am 4. März

HPV: Impfquote in Deutschland noch immer zu niedrig

HPV: Impfquote in Deutschland noch immer zu niedrig
© Kt Stock – stock.adobe.com
Humane Papillomaviren (HPV) verursachen Krebsvorstufen und verschiedene Krebsarten wie Gebärmutterhals- oder Analkrebs und Kopf-Hals-Tumoren. Diese Erkrankungen könnten zu einem großen Teil verhindert werden, wenn mehr Menschen in Deutschland gegen diese sexuell übertragbaren Viren geimpft wären. Die HPV-Impfung ist für alle Kinder und Jugendliche von 9 bis 14 Jahren empfohlen und soll idealerweise vor dem ersten Sexualkontakt erfolgen. Angesichts der niedrigen Impfquoten in Deutschland machen die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) und die Deutsche STI Gesellschaft (DSTIG) anlässlich des Welt-HPV-Tages am 4. März 2024 auf die Bedeutung der HPV-Impfung aufmerksam.
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HPV-Impfung wird für Kinder ab 9 Jahren empfohlen

Die HPV-Impfung gibt es bereits seit bald zwei Jahrzehnten für den Schutz vor Gebärmutterhals- oder Analkrebs und Kopf-Hals-Tumoren. Die Schutzimpfung ist wirksam, verträglich und wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Mädchen seit 2007 und für Jungen seit 2018 ab dem Alter von 9 Jahren empfohlen. „Manchen Eltern mag die Altersempfehlung für die HPV-Impfung ab 9 Jahren recht früh erscheinen. Hier muss man bedenken, dass HPV-Viren auch durch enge körperliche Kontakte, wie sie bei Kindern häufig erfolgen, und nicht nur durch Geschlechtsverkehr übertragen werden können“, erklärt Prof. Dr. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI Gesellschaft (DSTIG).

HPV-Impfquote in Deutschland zu niedrig

Die Impfquote in Deutschland ist jedoch immer noch zu niedrig: Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sind nur 54% der 15-jährigen Mädchen und 27% der gleichaltrigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. „HPV-Infektionen gehören zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Meist führen HPV-Infektionen nur zu gutartigen Warzen im Anal- und Genitalbereich. Aber es gibt auch Hochrisiko-HPV-Typen, die zu Krebsvorstufen führen“, sagt Brockmeyer. Dazu gehören HPV16 und HPV18, die besonders gefährlich sind, den größten Teil der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verursachen und gegen die beide aktuell verfügbaren Impfstoffe schützen. Aus den Genitalwarzen können sich nach einigen Jahren ebenfalls invasive Karzinome bilden.

Verschiedenen Krebsarten werden durch HPV verursacht

In Deutschland erkranken nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) jedes Jahr etwa 4.600 Frauen neu an Gebärmutterhalskrebs, etwa 2.300 Männer und Frauen bekommen einen Analkrebs. Die Sterberaten bei diesen beiden Erkrankungen sind mit jährlich über 1.600 und über 600 hoch. Gebärmutterhals- oder Analkrebs werden fast komplett durch HPV verursacht, aber auch Vaginal-, Peniskarzinome und Karzinome der Mund-, Rachen- und Nasenschleimhaut sind zu einem nicht unbeträchtlichen Teil HPV-assoziiert.
 
 

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HPV erhöht das Risiko für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die HPV-Impfung reduziert möglicherweise auch das Risiko, an einer atherosklerotischen kardiovaskulären Erkrankung zu sterben. Darauf weisen die Ergebnisse einer aktuellen südkoreanischen Studie hin. Frauen, die sich an einem HPV-Hochrisikostamm infizierten, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko für einen tödlich endenden Herzinfarkt oder Schlaganfall. „Auch wenn dies nur eine einzelne Studie ist, so bestätigt sich an dieser Stelle etwas, was wir bereits verlässlich wissen: Viren im Allgemeinen und HPV im Besonderen erhöhen das Risiko für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Brockmeyer. „Das ist ein zusätzliches Argument für eine Impfung gegen HPV, Influenzaviren und SARS-CoV-2.“

Deutschland schneidet bei der HPV-Impfung im europäischen Vergleich schlecht ab

Nach Angaben der Europäischen Kommission sind etwa 40% der Krebsfälle in der EU vermeidbar. In einer Empfehlung der Kommission von Ende Januar 2024 wird explizit auf die Impfungen gegen HPV und Hepatitis-B-Viren (HBV) hingewiesen. Bis 2030 soll die HPV-Impfrate 90% bei Mädchen betragen und die Rate bei Jungen stark ansteigen. Das sind bezogen auf Deutschland ambitionierte Ziele, denn im europäischen Vergleich schneidet die Bundesrepublik bei der HPV-Impfung schlecht ab. Laut RKI belegt sie Platz 17 (Stand: 2019). Auf den vorderen Plätzen bezüglich der vollständigen HPV-Impfung bei 15-jährigen Mädchen liegen Portugal, Island, Norwegen, Malta und Großbritannien mit einer Impfquote von 80 bis 95%. Der Erfolg im Falle Portugals könnte darauf zurückgeführt werden, dass dort Impfungen grundsätzlich eine große Akzeptanz in der Bevölkerung haben. In Norwegen und Island wurden Schulimpfprogramme durchgeführt, die sehr erfolgreich waren. Vergleichbare schulbasierte Programme haben in Großbritannien, Spanien und Schweden zu Impfquoten von über 80% geführt. Eine aktuelle Umfrage des DKFZ in Deutschland ergab, dass mehr als zwei Drittel der Bevölkerung für ein freiwilliges Impfangebot in Schulen sind. Bis dahin sind Aufklärung und Eigeninitiative gefragt.

Ärzt:innen sollten auf die HPV-Impfung aufmerksam machen

„Der große Nutzen der HPV-Impfung muss Kindern und Jugendlichen, Eltern und auch Ärztinnen und Ärzten noch deutlicher gemacht werden“, sagt Prof. Dr. Julia Welzel, Präsidentin der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Da die Impfung mit den derzeit verfügbaren Impfstoffen nicht gegen alle potenziell onkogenen HPV-Typen schützt, sollten Frauen die empfohlenen gynäkologischen Früherkennungsuntersuchungen weiterhin wahrnehmen, so Welzel, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg, Medizincampus Süd. „Jeder Termin beim Arzt oder der Ärztin sollte zum Anlass genommen werden, über die HPV-Impfung zu sprechen – es ist wichtig“, appelliert Welzel. Jeder Arzt und jede Ärztin darf impfen. Vor allem niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aus dem hausärztlichen Bereich, der Gynäkologie und Kinderheilkunde impfen in Deutschland. „Auch der Besuch bei der Hautärztin oder dem Hautarzt ist eine gute Gelegenheit, nach der HPV-Impfung zu fragen“, so Welzel. Das Erreichen des EU-Kommissionsziels von 90% HPV-Impfquote gelingt nur, wenn sich alle an der Aufklärung und aktiv am Impfen beteiligen. Daher rufen DDG und DSTIG gemeinsam zur HPV-Impfung auf. Der Appell richtet sich auch an Ärzt:innen, die jeden Kontakt mit Kindern und Jugendlichen dieser Altersgruppe nutzen sollten, um das Thema HPV-Impfung anzusprechen und die „Impflücke“ dann zu schließen.

Quelle: Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG)


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