Kehlkopfkrebs: Erhalt des Kehlkopfes durch Immun-Checkpoint-Inhibitoren
Seit etwa 5 Jahren haben Immun-Checkpoint-Inhibitoren Einzug in die Krebstherapie im Kopf-Hals-Bereich gehalten. Wurden bislang nur wiederkehrende Krebserkrankungen nach erfolgter Standardtherapie damit behandelt, konnte man auch feststellen, dass der frühe Einsatz vor einer Krebsoperation oder Krebsbestrahlung die Ergebnisse deutlich verbessern kann. Dieses Prinzip soll jetzt bei fortgeschrittenem Kehlkopf- und Rachenkrebs in einer bundesweiten Studie an renommierten Kopf-Hals-Krebszentren unter Federführung der Leipziger HNO-Universitätsklinik geprüft werden, um den Patient:innen einen
Verlust des Organs zu ersparen. Die Studie trägt den Namen „Europäische Larynx-Organ-Erhalt-Studie (ELOS)“ und wurde gemeinsam mit europäischen Spitzenzentren nach Vorstudien der UKL-HNO-Klinik entwickelt. Geprüft wird das Immuntherapeutikum Pembrolizumab in Kombination mit einer Chemo- und Strahlentherapie.
Hohe Anzahl von Patient:innen mit guter Schluck- und Sprechfunktion erwartet
Das Prinzip der neuen Therapie beruht auf der schon sehr frühzeitigen Beobachtung des Ansprechens auf selbige, um dann zielgerichtet weiter zu behandeln. Spricht der Tumor nämlich nicht auf Pembrolizumab an, würde eine notwendige Operation zur Heilung vorgezogen werden – um möglichst wenig Zeit zu verlieren. „Wir erwarten mit der Immuntherapie eine deutlich höhere Ansprechrate, als bei einer herkömmlichen
Chemotherapie bisher“, sagt Prof. Dr. Andreas Dietz, Studienleiter und Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO) am UKL. „Die frühe Ansprechrate ist ein erstes wichtiges Signal für eine gute Krebsheilung mit Erhaltung des Kehlkopfs, der so immens wichtig für das Schlucken und das Sprechen ist“, erklärt er. Verlief das Ansprechen zufriedenstellend, wird dann durch eine Strahlentherapie das restliche Tumorgewebe vernichtet. „Wir hoffen so auf eine hohe Zahl von Patient:innen mit nicht nur erhaltenem Kehlkopf, sondern auch mit guter Schluck- und Sprechfunktion“, betont Prof. Dr. Nils Nicolay, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie am UKL.
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Neun zertifizierte Kopf-Hals-Tumor-Zentren nehmen teil
Die sehr aufwendige klinische Studie wurde über mehrere Jahre vorbereitet und durchlief das neue, von der Europäischen Union geforderte CETIS-Verfahren (Clinical Trials Information System) der European Medicines Agency (EMA) mit der EU-CT Nummer 2022-502751-61-00. Bundesweit nehmen insgesamt 9 renommierte zertifizierte Kopf-Hals-Tumor-Zentren der Universitätsklinika Leipzig, Regensburg, München, Ulm, Würzburg, Mannheim, Köln, Jena und des Klinikums Potsdam teil. „Um den Stellenwert der neuen Therapie statistisch sauber nachweisen zu können, werden 140 Patient:innen in die Studie eingeschlossen“, so Dr. Gunnar Wichmann aus der HNO-Universitätsklinik Leipzig. Die Studie ist Februar 2024 angelaufen. Sie steht offen für alle Patient:innen mit fortgeschrittenem Kehlkopf- und Schlund-Rachen (Hypopharynx)-Krebs.
Kontaktmöglichkeit bei Interesse:
Prof. Dr. Andreas Dietz
Studienleiter
HNO-Universitätsklinik Leipzig
andreas.dietz@medizin.uni-leipzig.de
Telefon Sekretariat: 0341 / 97-21700