Koloskopie: Entfernte Darmpolypen werden in einer pathologischen Analyse untersucht
Bei einer Koloskopie können Darmpolypen, die sich im Laufe mehrerer Jahre zu
Darmkrebs entwickeln können (Adenome) direkt entfernt werden. Bei der Untersuchung werden häufig kleine Polypen (≤ 5 mm) gefunden, die etwa 80% der Darmpolypen ausmachen. Etwa 40% dieser kleinen Darmpolypen sind hyperplastisch, was bedeutet, dass ihr Entartungsrisiko äußerst gering ist. Sie gelten daher nicht als Krebsvorstufe. Das Standardverfahren bei einer Koloskopie sieht dennoch vor, entfernte Polypen in eine pathologische Analyse zu geben. Anhand der Ergebnisse der Analyse wird entschieden, ob eine intensivere Überwachung mit einem kürzeren Überwachungsintervall notwendig ist.
Resect-and-discard-Strategie: Pathologische Untersuchungen bei kleinen Darmpolypen vermeiden
Mit der „resect-and-discard“-Strategie wird versucht, unnötige pathologische Untersuchungen bei kleinen Darmpolypen zu vermeiden. Hierbei wird bereits während der Koloskopie entschieden, ob es sich bei kleinen Polypen (≤ 5 mm) um hyperplastische Polypen handelt oder nicht. Ist der Polyp hyperplastisch muss er nicht in die formale pathologische Untersuchung gegeben werden. So werden Kosten und Arbeitsaufwand gespart.
Koloskopie und Darmpolypen: Was leistet künstliche Intelligenz?
In einer klinischen Studie wurde untersucht, ob ein durch
künstliche Intelligenz (KI) unterstütztes optisches Diagnoseverfahren für die Koloskopie genau genug ist, um die „resect-and-discard“-Strategie bei kleinen Polypen anzuwenden (1). Für die Studie wurden insgesamt 596 Polypen von 389 Patient:innen entnommen. Als primärer Endpunkt wurde ein negativer Vorhersagewert für Adenome von ≥ 90% festgelegt. Dieser Wert sagt aus, mit welcher Genauigkeit vorausgesagt werden kann, dass es sich bei dem entfernten Polypen um kein Adenom handelt, das eine intensivere Überwachung erforderlich macht.
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Vergleich von pathologischer Untersuchung und Resect-and-discard-Strategie mit KI-Support
Der primäre Endpunkt der Studie wurde erreicht. Zusätzlich wurde auch untersucht, ob das empfohlene Überwachungsintervall auf Grundlage der optischen KI-unterstützten Untersuchung und der pathologischen Analyse gleich war. Hierbei galt eine Deckungsgleichheit von ≥ 90% als ausreichend. Die Überwachungsintervalle wurden anhand von 2 Richtlinien berechnet, auf Basis der European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) und der United States Multi-Society Task Force (USMSTF). In beiden Fällen wurde ein ausreichender Deckungsgrad erreicht.
- Negativer Vorhersagewert für Adenome: 91,0%; 95% Konfidenzintervall, KI: 87,1 – 93,9
- Deckungsgrad Überwachungsintervall nach ESGE: 97,4%; 95% KI: 95,7 – 98,9
- Deckungsgrad Überwachungsintervall nach USMSTF: 92,6%; 95% KI: 90,0 – 95,2
KI-Diagnoseverfahren bei Experten deutlich genauer
Die Studie zeigte zudem, dass das Diagnoseverfahren bei Expert:innen deutlich genauer war als bei Nicht-Expert:innen (91,9% versus 82,3%). Gleichzeitig war die Unterstützung durch die KI jedoch bei Nicht-Expert:innen mit einer größeren Verbesserung der Genauigkeit assoziiert.
KI-Unterstützung: Kein Ersatz für Expertise und Erfahrung
Die Autor:innen schlussfolgerten, dass das KI-assistierte optische Diagnoseverfahren geeignet sei, um die „resect-and-discard“-Strategie bei kleinen Darmpolypen anzuwenden. Gleichzeitig sei die KI-Unterstützung jedoch kein Ersatz für Expertise und Erfahrung.
(1) Rondonotti E. et al. Artificial intelligence-assisted optical diagnosis for the resect-and-discard strategy in clinical practice: the Artificial intelligence BLI Characterization (ABC) study. Endoscopy. 2023, abrufbar unter: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1852-0330, letzter Zugriff: 04.04.2024.