Fernrezidiv beim frühen HR+ Brustkrebs auch noch nach vielen Jahren möglich
Mit einem Anteil von 29% aller Neuerkrankungen ist das
Mammakarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Frauen (1). In 70% der Fälle wird ein HR+/HER2- Brustkrebs diagnositiziert. 41% der Betroffenen erhalten die Diagnose im frühen Erkrankungsstadium IIA bzw. IIB, wenn sich der Krebs noch nicht über die Axilla-Lymphknoten hinaus ausgebreitet und nicht in andere Organe gestreut hat (2). Das Risiko für ein Fernrezidiv ist in den ersten 5 Jahren nach der Erstdiagnose am höchsten und besteht auch nach Beginn der endokrinen Standardbehandlung unabhängig vom Lymphknotenstatus der Patient:innen: 11% der Patient:innen ohne Nodalbeteiligung (N0), 13% der Patient:innen mit einer N1- und 24% mit einer N2-/N3- Erkrankung erleiden innerhalb von 3 Jahren nach Therapiebeginn ein Rezidiv (3-5). Späte Rezidive sind allerdings nicht selten: Über die Hälfte aller Rückfälle ereignet sich erst nach 5 Jahren oder noch später innerhalb von 20 Jahren nach der Diagnosestellung (5). Die Mortalität nach lokalem Wiederauftreten variiert dabei je nach Krankheitsstadium. Die 15-Jahres-Mortalitätsraten liegen bei 16, 32 und 59% für Stadium 0, I und II (1).
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Erschienen am 15.05.2024 • Experten zufolge ist eine Testung auf eine BRCA1/2-Keimbahnmutation beim HR+/HER2- Mammakarzinom therapierelevant. Mehr dazu hier!
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Rezidivrisiko: Hoher Informationsbedarf bei den Patient:innen
Die Ergebnisse einer Ende 2023 von Novartis in Deutschland durchgeführten Befragung von Patient:innen mit frühem Brustkrebs (n = 181) unterstreichen den hohen Informationsbedarf der Patient:innen zum Thema Rückfallrisiko (6). So gaben 57% der Befragten an, mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin über dieses Thema gesprochen zu haben, gleichzeitig waren 42% der Patient:innen jedoch der Meinung, noch nie mit ihren Ärzt:innen darüber gesprochen zu haben oder sich zumindest nicht mehr daran erinnern zu können. 75% der Patient:innen waren zudem nicht davon überzeugt, ein gutes Verständnis für ihr Rückfallrisiko zu haben und 85% wissen nicht genau, wie sie ein Rezidiv verhindern können. 27% der befragten Patient:innen gehen fälschlicherweise davon aus, dass bei einer Brustkrebserkrankung im Frühstadium II ohne Nodalbeteiligung (N0) kein bzw. nur ein minimales Risiko besteht, ein Rezidiv zu entwickeln.
Arzt-Patienten-Gespräch wichtiger Baustein für die Therapieentscheidung
Die Arzt-Patienten-Kommunikation ist daher ein wichtiges Mittel, um Patient:innen über ihr individuelles Rückfallrisiko zu informieren und so gemeinsam eine adäquate Behandlungsentscheidung zu treffen. Eine umfassende Aufklärung kann auch dazu beitragen, die Therapieadhärenz zu stärken, Therapieabbrüche zu verringern und dadurch das Risiko für einen Rückfall einzudämmen (7). Perspektivisch werden zudem für Patient:innen mit frühem Brustkrebs zusätzliche Therapieoptionen benötigt, die es ermöglichen könnten, das Rezidiv-Risiko nach einer initialen Behandlung so gering wie möglich zu halten (4).
(1) Fasching PA et al. Identification of Patients with Early HR+ HER2- Breast Cancer at High Risk of Recurrence. Geburtshilfe Frauenheilkd. 2024 Feb 8;84(2):164–184.
(2) Pan H et al. N Engl J Med 2017; 377(19):1836-1846.
(3) Bria E et al. Early recurrence risk: aromatase inhibitors versus tamoxifen. Expert Rev Anticancer Ther. 2010 Aug;10(8):1239–1253.
(4) O’Shaughnessy J et al. SABCS 2022; P3-03-12.
(5) Johnston SR et al. Lancet Oncol. 2023;24:77–90.
(6) EBC Survey – Germany Report. Datenerhebung von 181 ausgefüllten Online-Fragebögen von Erwachsenen Brustkrebspatient:innen in Deutschland vom 08.11.2023 bis 14.12.2023, durchgeführt und
bereitgestellt von Novartis Pharma GmbH.
(7) Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Juni 2021; AWMF-Registernummer: 032-045OL.