Neu entdeckter Sarkom-Subtyp mit TFCP2-Fusionen
Weichteilsarkome sind bösartige Tumoren des Bindegewebes. Sie sind selten und zeichnen sich durch histologische Vielfalt sowie einen variablen klinischen Verlauf aus, der von langsam fortschreitend bis hin zu sehr aggressiv und metastasierend reicht. Hierzu gehört auch die Gruppe der Rhabdomyosarkome, die Eigenschaften von bösartig veränderten Skelettmuskelzellen haben. Forschende am DKFZ und am NCT Heidelberg haben einen erst kürzlich entdeckten Subtyp der Rhabdomyosarkome untersucht, der durch Fusionen des Gens TFCP2 mit verschiedenen Partnergenen charakterisiert ist.
Molekulare Entstehung des Sarkom-Subtyps bisher weitgehend unbekannt
Rhabdomyosarkome mit TFCP2-Fusionen treten insbesondere in der Kopf- und Halsregion auf, sind sehr aggressiv und verlaufen in der Regel tödlich, da sie nicht auf Standardtherapien ansprechen. Bisher war ihre molekulare Entstehung weitgehend unverstanden. Claudia Scholl, Leiterin der Abteilung für Angewandte Funktionelle Genomik am DKFZ und NCT Heidelberg, sagt: „Durch unsere sehr detaillierten funktionellen und mechanistischen Untersuchungen im Labor konnten wir die Entstehung dieser Erkrankung aufklären und so Schwachstellen in den Tumorzellen finden, die man therapeutisch ausnutzen kann.“
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Tumoren mit TFCP2-Fusionen stellen einen eigenen Sarkom-Subtyp dar
Der Ansatz zur Forschung im Labor hat sich aus dem Präzisionsonkologie-Programm DKFZ/NCT/DKTK MASTER ergeben, in dem der damals noch unbekannte Sarkom-Subtyp mehrfach aufgefallen war. Zusätzlich haben die Forschenden Patient:innen des INFORM-Projekts integriert, das krebskranke Kinder mit einem Rückfall aufnimmt. Auf diese Weise entstand eine altersgruppenübergreifende Betrachtung und Projektkooperation. Durch die molekulare Analyse von Patient:innen und detaillierte Laboruntersuchungen konnten die Forschenden zeigen, dass es sich bei den Tumoren mit TFCP2-Fusionen vermutlich um einen eigenständigen Sarkom-Subtyp handelt, der nicht als Rhabdomyosarkom klassifiziert werden sollte. Zudem konnten gleich mehrere potenzielle Ansätze zur zielgerichteten Behandlung dieser aggressiven Erkrankung aufgedeckt werden.
Ansatz für potenzielle neue Therapien
Stefan Fröhling, Geschäftsführender Direktor am NCT Heidelberg und Leiter der Abteilung für Translationale Medizinische Onkologie am DKFZ, sagt: „Die Studie liefert wichtige Ergebnisse und bildet zugleich ein Musterbeispiel für den gesamten Kreis der Translation. Klinisch verankerte Analysen in MASTER und INFORM führen zu eingehenden Untersuchungen im Labor. Die dort entdeckten neuen therapeutischen Ziele spielen wir in die Klinik zurück und verbessern so hoffentlich die Behandlung einer Patientengruppe, deren Erkrankung bisher zu wenig erforscht und versorgt war.“
(1) Schöpf J. et al. Multi-Omic and Functional Analysis for Classification and Therapeutic Targeting of Sarcomas with FUS-TFCP2 or EWSR1-TFCP2 Fusions; Nature Communications 2024, abrufbar unter: https://www.nature.com/articles/s41467-023-44360-2, Letzter Zugriff: 15.01.2024.