Erhebliche Nebenwirkungen durch die systemische Chemotherapie
Die besten Chancen auf Heilung eines
Bauchspeicheldrüsenkrebses bietet die chirurgische Entfernung der bösartigen Tumormasse. Ist dies nicht möglich, zum Beispiel weil der Krebs zu spät entdeckt wird oder an einer Stelle wächst, die chirurgisch nicht gut zu erreichen ist, kommt als derzeitige Standardtherapie in der Regel die systemische Chemotherapie zum Einsatz, die jedoch häufig von erheblichen Nebenwirkungen begleitet wird.
Neue Therapieansätze mit lokaler Wirkung direkt am Tumor
Das Augenmerk der aktuellen klinischen Forschung liegt deshalb auf neuen Therapieansätzen, die direkt am Tumor und den Metastasen wirken und im gesamten Körper entsprechend weniger Nebenwirkungen verursachen. Die interventionelle Onkologie umfasst Therapietechniken, welche den Tumor entweder über die arterielle Blutversorgung oder über Sonden erreichen. In beiden Fällen ist der Eingriff meist minimal invasiv.
Elektroporation macht Tumorzellen durchlässig
Erste vielversprechende Ergebnisse zeigt die Elektroporation, bei der mit Sonden im Tumorgewebe eine elektrische Spannung erzeugt wird, welche die Zellmembranen des Tumors porös werden lässt. Bei der irreversiblen Elektroporation werden die Zellhüllen dauerhaft zerstört und die Tumorzellen sterben ab. Von Elektrochemotherapie spricht man, wenn nur vorübergehend Poren in den Zellmembranen erzeugt werden. Die Chemotherapie kann damit direkt in die Zelle eindringen und ihre Wirkung direkt am Tumor entfalten. Ein großer Vorteil: Bei verbesserter Wirksamkeit der Chemotherapie kann die Dosierung stark herabgesetzt werden, wodurch auch die Nebenwirkungen geringer ausfallen.
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Regionale Chemotherapie – Anwendung der isolierten hypoxischen Beckenperfusion beim fortgeschrittenen Zervixkarzinom
Erschienen am 18.09.2023 • Informieren Sie sich hier über die isolierte hypoxische Beckenperfusion, die beim fortgeschrittenen Zervixkarzinom eine Therapiemöglichkeit sein kann!
Erschienen am 18.09.2023 • Informieren Sie sich hier über die isolierte hypoxische Beckenperfusion, die beim fortgeschrittenen...
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Isolierte Perfusion: Spezielle Form der regionalen Chemotherapie
Wächst das Pankreaskarzinom an einer Stelle, die sich gefährlich nahe an Blutgefäßen oder anderen empfindlichen anatomischen Strukturen befindet, die auch mit Sonden schwer erreichbar sind, ist auch die Elektroporation oft nicht möglich. Für diese Fälle hat das Medias Klinikum eine spezielle Form der
regionalen Chemotherapie (RCT) entwickelt: die Isolierte Perfusion. Hierbei werden über die Blutgefäße in der Leistengegend Katheter in Tumornähe platziert, über die Zytostatika unverdünnt am Tumor gespritzt werden, wo sie direkt wirken können.
Ballonkatheter schirmen die Tumorgegend vom Blutkreislauf ab
Bei diesem Verfahren können auch Ballonkatheter eingesetzt werden, welche die Tumorgegend kurzzeitig vom restlichen Blutkreislauf isolieren. Die Zytostatika können dadurch besonders gut in das bösartige Gewebe eindringen. Durch das mit Ballonkathetern verkleinerte Behandlungsvolumen können mit einer geringen Dosis um ein Vielfaches höhere Wirkstoffkonzentrationen erreicht werden, als es mit systemischer Chemotherapie möglich wäre.
Studie untersuchte den Einfluss der regionalen Chemotherapie beim Pankreaskarzinom
In einer am
Medias Klinikum Burghausen unter Leitung von Prof. Karl R. Aigner durchgeführten Beobachtungsstudie von 2019 (1) wurde der Einfluss der regionalen Chemotherapie beim Pankreaskarzinom im Hinblick auf Überlebenszeit, Tumoransprechen und Lebensqualität untersucht. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass das ewige Dilemma der Chemotherapie, die richtige Balance zwischen Wirksamkeit und Nebenwirkung zu finden, mit der isolierten Perfusion gelöst werden kann.
(1) Aigner KR. et al. Intra-arterial infusion chemotherapy versus isolated upper abdominal perfusion for advanced pancreatic cancer: a retrospective cohort study on 454 patients. J Cancer Res Clin Oncol. 2019, abrufbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00432-019-03019-6, Letzter Zugriff: 15.11.2023.