Forschung zu Therapieresistenz bei Prostatakrebs: Fokus auf Tumorumgebung
Die Therapieresistenz ist der Hauptgrund dafür, dass
Prostatakrebs nach wie vor eine der häufigsten Krebstodesursachen bei Männern ist. Der Wissenschaftsfonds FWF unterstützt das Forschungsprojekt „Therapieresistenz beim Prostatakarzinom“ unter der Leitung von Natalie Sampson an der Universitätsklinik für Urologie der Medizinischen Universität Innsbruck (1). Das Vorhaben ist Teil einer Kooperation mit einer Forschungsgruppe aus Bern, das die Mechanismen der Resistenz erforscht. Sampsons Team ist es gelungen, eine umfangreiche Biobank mit Patientenmaterial aufzubauen. Dabei untersuchen sie nicht die Tumorzellen selbst, sondern Zellen aus dem umgebenden Bindegewebe. Die Erkenntnisse könnten auch für andere Krebsarten wegweisend sein.
Biobank ermöglicht Forschung zu krebsassoziierten Fibroblasten und Resistenzmechanismen
„Unsere Biobank umfasst mehr als 400 Zelllinien von tumorassoziierten Bindegewebszellen, Fibroblasten, aus über 100 Patientenproben. Das bietet uns eine Plattform, um das Fortschreiten des Krebses zu untersuchen und neue Medikamente zu testen“, sagt Sampson. Bereits jetzt konnte das Team in dem Probenmaterial bestimmte Subtypen der krebsassoziierten Fibroblasten identifizieren. Die Forschenden vermuten, dass die entdeckten Zelltypen einen entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf und die Resistenzentwicklung haben. Die Ergebnisse werden derzeit zur Publikation aufbereitet.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Prostatakarzinom: Triple-Therapie mit Darolutamid wird für Chemotherapie-geeignete Patienten empfohlen
Erschienen am 02.07.2024 • Darolutamid wird in Dreifach-Kombination mit Docetaxel und ADT für mHSPC empfohlen. Lesen Sie mehr zur Aktualisierung der S3-Leitlinie auf journalonko.de!
Erschienen am 02.07.2024 • Darolutamid wird in Dreifach-Kombination mit Docetaxel und ADT für mHSPC empfohlen. Lesen Sie mehr zur...
© Julien Tromeur - stock.adobe.com
Gesammelte Zelllinien zeigen Stadien des Krebsfortschritts
Insgesamt verdeutlichen die gesammelten Zelllinien, welche dynamischen Veränderungen das Tumorumfeld durchläuft. So schütten die umgebenden Bindegewebszellen im frühen Tumorstadium entzündungsfördernde Botenstoffe aus und tragen eher dazu bei, die Krebsentwicklung zu bremsen. Im weiteren Verlauf wandeln sie sich jedoch in tumorfördernde Subtypen um und bilden unter anderem das Matrixgewebe des Tumors, das ihm seine Festigkeit verleiht, vor dem Zugriff von Immunzellen schützt und die Medikamentenaufnahme durch die Tumorzellen beeinträchtigt. Gleichzeitig verändern sich die Bindegewebszellen hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenüber aktuellen Therapieansätzen.
Der Androgen-Rezeptor als Schlüsselfaktor
„Die Prostata ist ein Zielorgan im Hormonsystem und hängt von männlichen Steroidhormonen wie Androgen ab.
Deshalb versucht man in der Therapie, die Wirkung dieses Hormons auf die Tumorzellen zu hemmen“, erläutert Sampson eine der wichtigsten verbleibenden Optionen, wenn Operation oder Bestrahlung erfolglos bleiben. Es zeigt sich aber, dass der früh aktivierte Subtyp der krebsassoziierten Fibroblasten ebenfalls den Rezeptor für Androgen trägt. In späteren Stadien der Aktivierung von Fibroblasten wird die Produktion dieses Rezeptors unterdrückt, wodurch dieser tumorfördernde krebsassoziierte Fibroblasten-Subtyp resistent gegen Androgen-gerichtete Therapien macht.
Somit könnten Therapieansätze, die auf den Androgen-Rezeptor der Krebszellen abzielen, ungewollt zum Fortschreiten des Tumorumfelds führen, vermutet Sampson. Die Forscherin plädiert für ganzheitliche Therapieansätze: „Tumoren sind komplexe Ökosysteme, die auf Kommunikationsnetzwerke zwischen verschiedenen Zelltypen angewiesen sind. Es reicht nicht aus, nur die Tumorzellen zu behandeln. Wir müssen auch die Interaktionen mit dem umliegenden Gewebe kappen, um den Tumorzellen diese kritischen Fluchtwege zu entziehen, damit die verfügbaren Therapien besser wirken können.“