Sonntag, 24. November 2024
Navigation öffnen
Anzeige:
Wefra Programatic
 
Medizin

Prostatakrebs-Screening: Tastuntersuchung nicht geeignet

Prostatakrebs-Screening: Tastuntersuchung nicht geeignet
© Khunatorn - stock.adobe.com
Die rektale Tastuntersuchung ist nicht zur Früherkennung von Prostatakrebs bei Männern im Alter von 45 Jahren geeignet. Der Grund dafür ist eine zu geringe Empfindlichkeit und eine zu hohe Falsch-Positiv-Rate. Die Tastuntersuchung verbessert auch die Detektionsrate des PSA-Screenings nicht. Basierend auf den Daten der PROBASE-Studie konnten Wissenschaftler:innen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nun erstmals die diagnostische Aussagekraft der Tastuntersuchung bei jüngeren Männern untersuchen (1).
Anzeige:
Wefra Programatic
 

Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs ab 45 Jahren

Zur Früherkennung von Prostatakrebs wird Männern noch heute empfohlen, ab einem Alter von 45 Jahren jährlich einmal eine rektale Tastuntersuchung vornehmen zu lassen. Die Untersuchung ist seit 1971 Teil des Früherkennungsprogramms der gesetzlichen Krankenkassen. Die diagnostische Aussagekraft der rektalen Tastuntersuchung gilt allerdings seit Langem als gering. Insbesondere für jüngere Männer lagen jedoch bislang keine Daten dazu vor. Nun hat die PROBASE-Studie diese Ergebnisse geliefert.

PROBASE-Studie: Tastbefunde wurden durch Prostata-Gewebebiopsie überprüft

PROBASE ist eine bevölkerungsbezogene, randomisierte Prostatakrebs-Screening-Studie, die die Wirksamkeit eines risikoangepassten PSA-Screenings untersucht, das entweder im Alter von 45 Jahren oder 50 Jahren beginnt. Die PROBASE-Studie wird in an den Universitätskliniken in Düsseldorf, Hannover, München (TU) und Heidelberg durchgeführt, durch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) koordiniert und von der Deutschen Krebshilfe gefördert. 6.537 Teilnehmer im Kontrollarm von PROBASE, deren PSA-Werte zunächst nicht bestimmt wurden, hatten sich bei Studieneintritt im Alter von 45 Jahren einer rektalen Tastuntersuchung unterzogen. Dabei wurden 57 verdächtige Befunde ermittelt. Bei der Mehrzahl der betroffenen Männer konnten die verdächtigen Tastbefunde anschließend durch die Untersuchung einer Prostata-Gewebeprobe überprüft werden. Dadurch hatte das Team um Studienleiter Prof. Dr. Peter Albers die Möglichkeit, die Rate an falsch-positiven Ergebnissen der Tastuntersuchung zu errechnen. Albers leitet eine Forschungsabteilung am DKFZ und ist Direktor der Urologischen Universitätsklinik Düsseldorf.
 
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Fortgeschrittenes Prostatakarzinom: PSMA-Theranostik – Immer wichtiger in Diagnostik und Therapie

Erschienen am 10.10.2023Die nuklearmedizinischen Bildgebung und die PSMA-Radioligandentherapie werden beim Prostatakarzinom immer wichtiger. Details hier!

Erschienen am 10.10.2023Die nuklearmedizinischen Bildgebung und die PSMA-Radioligandentherapie werden beim Prostatakarzinom immer...

© SciePro – stock.adobe.com

Geringe Sensitivität und hohe Falsch-Positiv-Rate bei der Tastuntersuchung

Nur bei 3 Teilnehmern (Detektionsrate 0.05%) fand sich tatsächlich ein Karzinom. Die übrigen Befunde erwiesen sich als falsch-positiv, was belastende und unnötige Biopsien nach sich zieht. Zum Vergleich: Bei einem PSA-Test liegt die Detektionsrate 4x höher. Das Ergebnis konnte auch dadurch abgesichert werden, dass fast alle Teilnehmer dieses Studienarms inzwischen den ersten PSA-Wert erhielten, was 5 Jahre nach Studieneintritt vorgesehen war. Zudem gaben sie bis zum ersten PSA Test jedes Jahr Auskunft zum eventuellen Auftreten von Prostatakarzinomen. Die Aussagekraft der Tastuntersuchung konnte dann zusätzlich bei denjenigen Studienteilnehmern untersucht werden, deren Prostatakarzinome beim PSA-Test aufgefallen waren. 86% dieser Männer hatten einen unauffälligen Tastbefund, obwohl ihre Tumoren zum großen Teil in potenziell zugänglichen Regionen der Prostata lagen.

Rektale Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs ungeeignet

„Die rektale Tastuntersuchung als Screening-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs kann gleich in zweierlei Richtungen Schaden anrichten“, sagt Agne Krilaviciute vom DKFZ, die Erstautorin der Studie: „Aufgrund der geringen Sensitivität könnten sich Teilnehmer bei einem negativen Testergebnis in falscher Sicherheit wiegen. Und durch die hohe Falsch-Positiv-Rate werden viele Männer unnötig in Angst versetzt. Außerdem entstehen vermeidbare Kosten für die diagnostische Abklärung des Krebsverdachts.“

Erhöhte Teilnahmebereitschaft durch PSA-Test zur Prostatakrebsfrüherkennung

„Angesichts der geringen Akzeptanz der rektalen Tastuntersuchung würde ein Prostatakrebs-Screening auf der Basis eines PSA-Tests möglicherweise sogar die Teilnahmebereitschaft der Männer steigern“, so Peter Albers. „Der PSA-Test hat sich in großen randomisierten Studien als eindeutig überlegen erwiesen. Wir sollten mit großem Nachdruck eine risikoadaptierte, bevölkerungsweite Einführung vorbereiten, die bei abklärungsbedürftigen Befunden die Möglichkeit einer MRT-Untersuchung beinhaltet.“

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Literatur:

(1) Krilaviciute A. et al. Digital rectal examination is not a useful screening test for prostate cancer Europ J Urol Oncol 2023, abrufbar unter: https://euoncology.europeanurology.com/article/S2588-9311(23)00203-1/fulltext , Letzter Zugriff: 27.10.2023.


Stichwörter

Sie können folgenden Inhalt einem Kollegen empfehlen:

"Prostatakrebs-Screening: Tastuntersuchung nicht geeignet"

Bitte tragen Sie auch die Absenderdaten vollständig ein, damit Sie der Empfänger erkennen kann.

Die mit (*) gekennzeichneten Angaben müssen eingetragen werden!

Die Verwendung Ihrer Daten für den Newsletter können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft gegenüber der MedtriX GmbH - Geschäftsbereich rs media widersprechen ohne dass Kosten entstehen. Nutzen Sie hierfür etwaige Abmeldelinks im Newsletter oder schreiben Sie eine E-Mail an: rgb-info[at]medtrix.group.