Was versteht man unter Krebs-Nachsorge?
Die Ziele einer Nachsorgeuntersuchung können unterschiedlich sein. So dient sie beispielsweise dem (frühzeitigen) Erkennen eines Wiederauftretens der Erkrankung (Rezidive). Außerdem können bei einigen Krebsarten auch nach Ende der Therapie Komplikationen auftreten, die dann behandelt werden müssen. Des Weiteren sind viele Patientinnen und Patienten durch die Erkrankung selbst oder die Strapazen der Behandlung (z.B. nach einer Brustamputation) regelrecht traumatisiert und benötigen psychologische Unterstützung und Hilfestellungen im Alltag (z.B. Ernährungstipps). Auch hier sind Nachsorgetermine bei einem Arzt oder einer Ärztin unerlässlich, denn es liegt auch in deren Verantwortung, die Betroffenen bei der Krankheitsverarbeitung zu unterstützen. Bei Bedarf können sie Kontakte zu sozialrechtlichen Ansprechpartnern, Krebsberatungsstellen, Psychoonkologen/-onkologinnen oder Selbsthilfegruppen vermitteln.
Mehrere Krebsarten erfordern darüber hinaus eine Dauertherapie. Diese muss an die Bedürfnisse der jeweiligen Person und den Krankheitsverlauf angepasst werden. Um dies bewerkstelligen zu können, sind regelmäßige Gespräche und Untersuchungen der Betroffenen notwendig.
Die Häufigkeit der erforderlichen Nachsorgetermine variiert stark – je nach vorliegender Grunderkrankung und angewandter Therapie. Ein Nachsorgeplan sollte somit immer individuell erstellt werden. Der Übergang von Behandlung, Verlaufskontrolle und Nachsorge geht oft fließend vonstatten. In vielen Fällen kann der Hausarzt bzw. die Hausärztin einige Nachsorgetermine übernehmen, für spezielle Untersuchungsmethoden sollte man sich allerdings meist an eine Klinik oder ein spezialisiertes Zentrum wenden (z.B. wenn bestimmte bildgebende Methoden wie MRT erforderlich sind).
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Wann ist eine Nachsorge bei Krebserkrankungen nötig?
Die Betreuung von an Krebs Erkrankten endet nicht mit dem Ende der aktiven Therapie. Nach Beendigung der Krebsbehandlung wird zunächst eine onkologische Rehabilitation durchgeführt. Im Anschluss wird dann ein individueller Plan zur Krebs-Nachsorge erarbeitet. In den meisten Fällen erstreckt sich die medizinische Nachsorge über einen Zeitraum von circa 5 Jahren. Sie wird aber tatsächlich so lange weitergeführt, bis das Risiko für ein Rezidiv deutlich sinkt.
Die Teilnahme an der Nachsorge hilft vielen Überlebenden, die Kontrolle über ihren Alltag wiederzuerlangen. Die Aufrechterhaltung eines medizinischen Unterstützungssystems ist für die Erhaltung der körperlichen und seelischen Gesundheit von entscheidender Bedeutung.
Wie verläuft die Ausarbeitung eines Nachsorgeplans?
Im Anschluss an die onkologische Rehabilitation wird gemeinsam mit dem Team der behandelnden Ärzte und Ärztinnen ein auf die Situation zugeschnittener Nachsorgeplan erstellt. Dieser Plan dient als Leitfaden für die Überwachung die Gesundheit des Patienten oder der Patientin in den folgenden Monaten und Jahren. Dieser Plan kann regelmäßige körperliche Untersuchungen und medizinische Tests beinhalten. Er basiert in der Regel auf medizinischen Richtlinien für eine bestimmte Diagnose. Auch die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben der Betroffenen werden hierbei berücksichtigt.
Die Empfehlungen für die Nachsorge der jeweiligen Tumorarten sind in Patientenleitlinien festgelegt.
Was beinhaltet die Krebs-Nachsorge?
Rechtzeitige Erkennung von Tumorrezidiven
Ein Ziel der Nachsorge ist die Überprüfung auf ein Rezidiv. Ein Krebsrezidiv ist eine Krebserkrankung, die nach der Behandlung wieder aufgetreten ist. Krebs kehrt zurück, weil kleine Bereiche von Krebszellen im Körper unentdeckt bleiben können. Diese Zellen können sich vermehren, bis sie in den Testergebnissen auftauchen oder Anzeichen oder Symptome verursachen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krebserkrankung wieder auftritt, hängt von der Tumorentität ab, die ursprünglich diagnostiziert wurde. Die Art des Krebses beeinflusst auch den wahrscheinlichen Zeitpunkt und den Ort eines Wiederauftretens. Es gibt keine Möglichkeiten mit Sicherheit vorherzusagen, bei welchem Patienten oder bei welcher Patientin ein Rezidiv auftreten wird. Das Team der behandelnden Ärzte und Ärztinnen kann aber, basierend auf der jeweiligen Krankheitsgeschichte, Prognosen über das Rezidivrisiko stellen. Gemeinsam können dann Maßnahmen zur Verringerung des Rezidivrisikos getroffen werden.
Bei den Nachuntersuchungen werden spezielle Fragen zum Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin beantwortet. Bei manchen Menschen werden im Rahmen der regelmäßigen Nachsorge Blutuntersuchungen oder bildgebende Untersuchungen durchgeführt.
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Die Empfehlungen für Tests hängen von mehreren Faktoren ab:
- Art und Stadium des ursprünglich diagnostizierten Krebses
- Art der durchgeführten Therapie (z.B. Chemotherapie, Strahlentherapie oder Immuntherapie)
- Annahme, dass Durchführung von Tests den Gesundheitszustand und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert oder das Leben verlängert
Behandlung von Langzeit- und Spätnebenwirkungen
Die meisten Patienten und Patientinnen leiden während ihrer Krebstherapie an verschiedenen Nebenwirkungen. Für viele der Cancer Survivors ist es jedoch oft überraschend, dass einige Nebenwirkungen über den Behandlungszeitraum hinaus bestehen bleiben können. Diese werden als Langzeitnebenwirkungen bezeichnet. Wieder andere Nebenwirkungen, sog. Spätfolgen, können Monate oder sogar Jahre nach Ende der Krebsbehandlung auftreten. Zu den Langzeit- und Spätfolgen können körperliche und emotionale Beschwerden gehören.
Das Risiko, Langzeitnebenwirkungen zu entwickeln, hängt von der Tumorentität, dem individuellen Behandlungsplan und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Betroffenen ab. Bei Therapien, die häufig Spätfolgen verursachen, wird die regelmäßige Durchführung bestimmter Tests empfohlen.
Beispiele für diese Tests sind:
- jährliche Schilddrüsenuntersuchungen bei Personen, die eine Strahlentherapie im Kopf-, Hals- oder Rachenbereich erhalten haben.
- Lungenfunktionstests für Menschen, die Bleomycin (Blenoxan) oder eine Knochenmark-/Stammzellentransplantation erhalten haben
- regelmäßige Elektrokardiogramme (EKGs) bei Personen, die eine Strahlentherapie des Brustkorbs und/oder hohe Dosen von Anthrazyklinen erhalten haben.
- regelmäßige Mammografie ab einem frühen Alter bei Frauen, die in jungen Jahren eine Strahlentherapie der Brust hatten.
- regelmäßige bildgebende Untersuchungen, wie Röntgenaufnahmen oder Computertomografien (CT), oder Bluttests, um auf eine zweite Krebserkrankung zu achten.
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Wohin sollte man zur onkologischen Nachsorge gehen?
Einige Überlebende gehen weiterhin zu Onkologen bzw. Onkologinnen, andere zu Hausärzten bzw. Hausärztinnen oder einer anderen medizinischen Fachkraft. Diese Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab, darunter:
- Art und Stadium der Krebserkrankung
- Nebenwirkungen der Therapie
- Regeln der Krankenkasse
- persönliche Präferenzen
Erste Anlaufstellen sind der Kiliniksozialdienst, die Kranken- und Rentenversicherung sowie spezielle Beratungsstellen. Ambulant Behandelte können gemeinsam mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin einen Antrag auf eine onkologische Rehabilitation stellen. Eine Übersicht der Krebsberatungsstellen in Deutschland finden Sie hier (https://www.krebsinformationsdienst.de/service/adressen/krebsberatungsstellen.php).
Wie können Betroffene zum Erfolg der Nachsorge beitragen?
Persönliche Gesundheitsakten führen
Viele Überlebende füllen mit Hilfe eines Mitglieds ihres Behandlungsteams eine Zusammenfassung der Krebsbehandlung aus. Die American Society of Clinical Oncology (ASCO) bietet Formulare an, mit denen die Krebsbehandlung und die Empfehlungen des behandelnden Arztes oder der behandelnden Ärztin für die Nachbetreuung dokumentiert werden können.
Informationen über den Behandlungsplan und Empfehlungen zur Nachsorge sind für Hausärzte und Hausärztinnen besonders wichtig, da diese an vielen Teilen der Krebsbehandlung nicht beteiligt waren. Diese Formulare helfen, die Nachsorge zu überwachen. Es ist auch hilfreich, diese Informationen in der Krankenakte zu haben, wenn beispielsweise der Arzt oder die Ärztin gewechselt wird.
Ein Behandlungsbericht enthält in der Regel folgende Angaben:
- Datum der Diagnose
- Art des Krebses, einschließlich Gewebe-/Zelltyp, Stadium und Grad (falls bekannt)
- Behandlungsdaten und eine Liste der durchgeführten Behandlung (welche Art von Therapie, Dosis des Medikaments oder der Strahlentherapie, Anzahl der Behandlungszyklen etc.)
- alle entsprechenden medizinischen Befunde (z.B. Nebenwirkungen etc.)
- Ergebnisse aller diagnostischen Tests
- Zeitplan für die Untersuchungen, die zur Beurteilung des Gesundheitszustands nach der Krebsbehandlung erforderlich sind
- Risiken für die Entwicklung von Langzeitnebenwirkungen der Krebsbehandlung
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Welche Fragen sollten Krebsüberlebende ihrem Behandlungsteam stellen?
Folgenden Fragen zur Nachsorge können gestellt werden:
- Wie hoch ist das Risiko für einen Rückfall der Tumorerkrankung? Gibt es Anzeichen und Symptome, auf die ich achten sollte?
- Was sollte ich tun, wenn ich eines dieser Symptome bemerke?
- Welche Langzeitnebenwirkungen oder Spätfolgen sind aufgrund der Krebsbehandlung, die ich erhalten habe, möglich?
- Wer wird meine Nachsorge koordinieren? Hat er oder sie Erfahrung mit Krebsüberlebenden?
- Wie oft sollte ich zu einer Nachsorgeuntersuchung kommen?
- Welche Untersuchungen werden bei der Nachsorge erforderlich sein?
- Welche Früherkennungsuntersuchungen empfehlen Sie aufgrund meiner Vorgeschichte?
- Wie lange muss ich weiterhin zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen?
- Muss ich besondere Medikamente einnehmen oder eine spezielle Diät einhalten?
- Muss ich an einen Spezialisten überwiesen werden?
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