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Immuntherapie

Palma Pelaj

Immuntherapie
© Juan Gärtner - stock.adobe.com
Die Immuntherapie ist ein wichtiges Feld in der Krebsbehandlung. Was die Immuntherapie genau ist, wie sie funktioniert und welche Risiken sie birgt, erfahren Sie hier. 
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Was ist eine Immuntherapie?

Die Immuntherapie (auch Immunonkologie) ist eine Behandlung, die das eigene Immunsystem zur Krebsbekämpfung einsetzt. Die Immuntherapie kann die Funktionsweise des Immunsystems so verstärken oder verändern, dass es Krebszellen finden und angreifen kann.

Die Immuntherapie kann:
 
  • das Immunsystem dazu bringen, bestimmte Krebszellen zu erkennen und anzugreifen
  • Immunzellen stärken, um sie bei der Beseitigung des Krebses zu unterstützen
  • den Körper mit zusätzlichen Komponenten versorgen, um die Immunantwort zu verstärken
     
     

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Die Krebsimmuntherapie (KIT) gibt es in verschiedenen Formen, darunter gezielte Antikörper wie Checkpoint-Inhibitoren, Krebsimpfstoffe, adoptiver Zelltransfer, tumorinfizierende Viren, Checkpoint-Inhibitoren, Zytokine und Adjuvantien. Immuntherapien sind eine Form der Biotherapie (auch biologische Therapie oder Biological Response Modifier (BRM)-Therapie genannt), da sie Materialien aus lebenden Organismen zur Krankheitsbekämpfung verwenden. Einige immuntherapeutische Behandlungen nutzen die Gentechnik, um die Fähigkeiten der Immunzellen zur Krebsbekämpfung zu verbessern, und können als Gentherapien bezeichnet werden. Viele immunonkologische Behandlungen zur Vorbeugung, Kontrolle oder Behandlung verschiedener Krebsarten können auch in Kombination mit Chirurgie, Chemotherapie, Bestrahlung oder zielgerichteten Therapien eingesetzt werden, um ihre Wirksamkeit zu verbessern.

Wie funktioniert die Immuntherapie?

Das menschliche Immunsystem erkennt und bekämpft automatisch abnorme Zellen. Das Immunsystem hat es allerdings schwerer, Krebszellen zu bekämpfen. Das liegt daran, dass Krebs entsteht, wenn normale, gesunde Zellen verändert werden und unkontrolliert zu wachsen beginnen. Da Krebszellen eigentlich aus gesunden Zellen entstehen, werden sie vom Immunsystem nicht immer als fremd erkannt.
 
  • Manchmal erkennt das Immunsystem die Krebszellen nicht als fremd an, weil sich die Zellen nicht genügend von normalen Zellen unterscheiden.
  • Manchmal erkennt das Immunsystem zwar die Krebszellen, aber die Immunreaktion ist möglicherweise nicht stark genug, um den Krebs zu zerstören.
  • Auch Krebszellen selbst können Stoffe abgeben, die das Immunsystem daran hindern, sie zu finden und anzugreifen.
  • Krebszellen können genetische Veränderungen aufweisen, die sie für das Immunsystem weniger sichtbar machen.
  • Krebszellen können Proteine auf ihrer Oberfläche haben, die Immunzellen ausschalten.
  • Krebszellen können die gesunden Zellen um den Tumor herum so verändern, dass sie die Reaktion des Immunsystems auf die Krebszellen beeinträchtigen.
Um diese Probleme zu lösen, haben Forschende Wege gefunden, dem Immunsystem zu helfen, Krebszellen zu erkennen und seine Reaktion zu verstärken, sodass es sie zerstört.
 
 

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Welche Formen gibt es?

Zytokine

Zytokine (kleine Proteine, die Nachrichten zwischen Zellen übermitteln) werden eingesetzt, um die Immunzellen zum Angriff auf den Krebs anzuregen.

Immun-Checkpoint-Inhibitoren

Immun-Checkpoint-Inhibitoren (Immun-Checkpoint-Hemmer) sind Medikamente, die Immun-Checkpoints blockieren. Diese Checkpoints sind ein normaler Bestandteil des Immunsystems und verhindern, dass Immunreaktionen zu stark ausfallen. Der Körper nutzt Checkpoints für den Austausch von Immunzellen untereinander oder mit anderen Zellen über Eiweiße wie PD-1, PD-L1 und CTLA-4. Gerade PD-L1 wird vermehrt von Tumoren gebildet und hemmt somit Immunzellen, die für die Erkennung und Bekämpfung des Tumors sorgen könnten. Immun-Checkpoint-Inhibitoren (z.B. PD-1-Inhibitor) wirken solchen Hemmungen entgegen.

Aktuell sind sie für die Behandlung folgender fortgeschrittener Krebserkrankungen zugelassen:
 

Monoklonale Antikörper

Monoklonale Antikörper sind im Labor hergestellte Proteine, die an bestimmten Andockstellen der Krebszellen oder Immun-Checkpoints binden sollen. Einige monoklonale Antikörper markieren Krebszellen, sodass sie vom Immunsystem besser erkannt und zerstört werden können.

Krebsarten, die mit monoklonalen Antikörpern behandelt werden können:
 

Modulatoren des Immunsystems

Immunmodulatoren

Immunmodulatoren (biological response modifiers (BRMs), immune response modiiers (IRMs)) verstärken die körpereigene Immunreaktion gegen Krebs. Zu den 2 Arten von Immunmodulatoren zählen die immunsupprimierenden Modulatoren und die immunstimulierenden Modulatoren. Immunsupprimierende Modulatoren unterdrücken die Immunreaktion des Körpers. Diese Wirkstoffe werden beispielsweise in der Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), Arthritis oder Psoriasis eingesetzt. In der Krebstherapie soll die Immunreaktion gestärkt werden, daher werden immunstimulierende Modulatoren eingesetzt.

Impfen gegen Krebs

Behandlungsimpfstoffe wirken gegen Krebs, indem sie die Reaktion des Immunsystems auf die Krebszellen verstärken. Behandlungsimpfstoffe unterscheiden sich von denen, die zur Vorbeugung von Krankheiten dienen.

Impfungen können vor der Entstehung folgender Krebsarten schützen:
 

HPV-Impfung

Die HPV-Impfung schützt vor einer Infektion mit humanen Papilloviren (HPV), die Zellveränderungen auslösen und dadurch Krebs verursachen können. HPV sind die Hauptursache für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Seltener entstehen durch die Infektion Krebserkrankungen im Schambereich, an der Scheide, an After und Penis sowie im Mund-Rachen-Bereich.
 
 

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Protein-/ Peptid-basierte Impfung

Dem Betroffenen wird ein als Antigen geeignetes Protein (Eiweiß) bzw. ein Peptid (Eiweißabschnitt) verabreicht. Körpereigene Antigen-präsentierende Zellen (APCs) können dieses Eiweiß aufnehmen und dann geeignete T-Zellen aktivieren und zur Teilung anregen. Die zytotoxischen T-Zellen greifen dann die Tumorzellen, die dieses Antigen tragen, direkt an.

DNA- oder RNA-basierte Impfungen

Bei diesem Verfahren wird nicht das fertige Eiweiß sondern ein „Bauplan“ verabreicht. Der Körper stellt das benötigte Eiweiß selbst her.

Dendritische Zell-Therapie

Dem Betroffenen wird eine Blutprobe entnommen. Darin enthalten sind dendritische Zellen, die außerhalb des Körpers vermehrt und mit dem richtigen Tumor-Antigen versetzt werden. Die bearbeiteten Zellen werden dem Betroffenen im Anschluss wieder verabreicht.

Adoptiver T-Zell-Transfer (T-Zell-Therapie)

Die T-Zell-Transfertherapie ist eine Behandlung, die die natürliche Fähigkeit der T-Zellen zur Krebsbekämpfung stärkt. Bei dieser Behandlung werden dem Tumor Immunzellen entnommen. Diejenigen, die am aktivsten gegen den Krebs sind, werden im Labor ausgewählt oder verändert, in großen Mengen gezüchtet und über eine Venennadel wieder in den Körper eingebracht.

CAR-T-Zelltherapie

Bei der CAR-T-Zelltherapie (CAR, chimärer Antigen-Rezeptor) werden die T-Zellen gentechnisch mit einem künstlichen Rezeptor versehen (T-Zell-Rezeptoren). Wieder im Körper führen die CAR-T-Zellen zu einem direkten Angriff auf das genau definierte Antigen.

Wann ist eine Immuntherapie sinnvoll?

Die Immunonkologie muss sicherstellen, dass die Immunaktivität so spezifisch wie möglich gegen Krebszellen gerichtet ist. In den meisten Fällen wird die Krebsimmuntherapie nur eingesetzt, wenn die herkömmliche Behandlung versagt. Wie erfolgreich sie ist, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist die Art des Krebses.
 
 

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Bei welchen Krebsarten wird eine Immuntherapie eingesetzt?

Jede Krebsart ist einzigartig. Die Immuntherapie wirkt nicht bei allen Krebsarten oder bei allen Menschen mit Krebs. Einige Arten der Immunonkologie sind bei bestimmten Krebsarten zu einem Standard der Behandlung geworden.

Ärztinnen und Ärzte können sie anwenden:
 
  • vor anderen Behandlungsarten (adjuvante Immuntherapie)
  • allein oder zusammen mit anderen Behandlungsarten wie Chemotherapie
  • wenn andere Behandlungsmethoden versagen, z. B. bei Krebsarten, die gegen eine Behandlung resistent sind
Die Entscheidung darüber ob eine Immuntherapie eingesetzt wird, wird patientenindividuell getroffen.

Welche Nebenwirkungen hat eine Immuntherapie?

Die Immuntherapie kann Nebenwirkungen verursachen, von denen viele auftreten, wenn das Immunsystem, das zur Bekämpfung des Krebses hochgefahren wurde, auch gegen gesunde Körperzellen und gesundes Gewebe vorgeht. Menschen haben unterschiedliche Nebenwirkungen, abhängig davon wie gesund sie vor der Behandlung waren, welche Art von Krebs sie haben, wie weit er fortgeschritten ist, welche Art von Krebsimmuntherapie durchgeführt wird und wie hoch die Dosis ist. Nebenwirkungen können zu jedem Zeitpunkt während und nach der Behandlung auftreten. Einige Nebenwirkungen treten bei allen Arten der Immuntherapie auf.

So kann es beispielsweise zu Hautreaktionen an der Einstichstelle kommen, die Folgendes umfassen:
 
  • Schmerzen
  • Schwellung
  • Wundsein
  • Rötung
  • Juckreiz
  • Ausschlag
Typisch sind außerdem Grippesymptome wie:
 
  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Abgeschlagenheit
  • Schwindelgefühl
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Muskel- oder Gelenkschmerzen
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Atemprobleme
  • Niedriger oder hoher Blutdruck
     
     

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Andere Nebenwirkungen können sein:
 
  • Schwellungen und Gewichtszunahme durch Flüssigkeitseinlagerungen
  • Herzklopfen
  • Verstopfung der Nebenhöhlen
  • Diarrhö (Durchfall)
  • Risiko einer Infektion
  • Entzündung von Organen
Einige Arten der Krebsimmuntherapie können schwere oder sogar tödliche allergische und entzündungsbedingte Reaktionen hervorrufen. Diese Reaktionen sind jedoch selten. Je nach Art der Immuntherapie, können verschiedene Nebenwirkungen auftreten.

Wie erfolgreich ist eine Immuntherapie?

Die Immunonkologie kann wirken, wenn andere Behandlungen nicht anschlagen. Manche Krebsarten (z. B. Hautkrebs) sprechen nicht gut auf Bestrahlung oder Chemotherapie an, beginnen aber nach einer Immungtherapie zu verschwinden. Sie kann dazu beitragen, dass andere Krebsbehandlungen besser anschlagen. Andere Therapien, wie z. B. eine  klassische Chemotherapie, können besser wirken, wenn auch eine Immuntherapie verabreicht wird. Sie verursacht weniger Nebenwirkungen als andere Behandlungen. Das liegt daran, dass sie nur auf das körpereigene Abwehrsystem und nicht auf alle Zellen im Körper abzielt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs zurückkehrt, ist geringer. Wurde eine Immuntherapie verabreicht, lernt das Immunsystem, Krebszellen zu bekämpfen, falls sie jemals wiederkommen. Dies wird als Immungedächtnis bezeichnet und hilft Betroffenen, länger krebsfrei zu bleiben.
 
 

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Welche Risiken hat eine Immuntherapie?

Die Immuntherapie ist ein vielversprechendes Mittel zur Krebsbehandlung. Dennoch kann sie einige Probleme verursachen.
 
  • Reaktion an der Einstichstelle: Die Stelle, an der das Medikament in den Körper gelangt, könnte schmerzen, jucken, anschwellen, rot oder wund werden.
  • verschiedene Nebenwirkungen
  • Schädigung von Organen und Systemen: Einige dieser Medikamente können das Immunsystem dazu veranlassen, Organe wie Herz, Leber, Lunge, Nieren oder Darm anzugreifen.
  • Es ist keine schnelle Lösung. In manchen Fällen dauert es länger, bis eine Krebsimmuntherapie wirkt als andere Behandlungen.
  • Sie wirkt nicht bei jedem. Gegenwärtig wirkt die Immunonkologie bei weniger als der Hälfte der Patientinnen und Patienten, bei der sie eingesetzt wird. Viele Menschen haben nur ein teilweises Ansprechen. Das bedeutet, dass der Tumor zwar aufhört zu wachsen oder kleiner wird, aber nicht verschwindet. Die Ärztinnen und Ärzte sind sich noch nicht sicher, warum die Immuntherapie nur einigen Menschen hilft.
  • Der Körper könnte sich an die Behandlung gewöhnen. Mit der Zeit kann die Immuntherapie aufhören, auf die Krebszellen zu wirken. Das bedeutet, dass der Tumor wieder zu wachsen beginnen könnte, auch wenn die Krebsimmuntherapie anfangs wirkt.

Redaktion journalmed.de

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