Journal Onkologie
ZNS-Tumoren
Inhaltsverzeichnis

Was sind die Ursachen des Medulloblastoms und welche Therapien sind aktuell? Erfahren Sie hier auf Journalhäma.de alles Wichtige.

Medulloblastom: Definition und Bedeutung

Das Medulloblastom ist ein hochgradig bösartiger, embryonaler Hirntumor, der vorwiegend im Kleinhirn auftritt und häufig bei Kindern diagnostiziert wird. Es ist gekennzeichnet durch seine hohe Tendenz zur Infiltration und Metastasierung entlang der Liquorwege, was zu einer komplexen klinischen Präsentation und Therapie führt.

Epidemiologie des Medulloblastoms: Wer ist betroffen?

Medulloblastome treten am häufigsten im Kindesalter auf, insbesondere bei Kindern unter 10 Jahren, wobei der Häufigkeitsgipfel um das fünfte Lebensjahr liegt. Es besteht eine männliche Prädisposition (1,5:1). In seltenen Fällen können auch Erwachsene betroffen sein, was besondere diagnostische und therapeutische Herausforderungen mit sich bringt.

Ursachen und Ätiologie des Medulloblastoms

Die genauen Ursachen des Medulloblastoms sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch Hinweise auf genetische Mutationen und familiäre Prädispositionen, die das Risiko erhöhen können. Beispielsweise sind Mutationen im SHH- und WNT-Signalweg sowie TP53-Mutationen häufige genetische Aberrationen, die mit der Tumorentstehung assoziiert sind. Auch Tumorprädispositionssyndrome wie das Li-Fraumeni-Syndrom oder das Gorlin-Syndrom sind mit einem erhöhten Risiko verbunden.

Pathogenese: Wie entsteht ein Medulloblastom?

Die Pathogenese des Medulloblastoms umfasst mehrere genetische und molekulare Veränderungen, die zur Entstehung und zum Wachstum des Tumors führen. Zu den Hauptfaktoren zählen aberrante Signalwege, wie der SHH- und WNT-Weg, die die Zellproliferation fördern und die Apoptose hemmen. Diese genetischen Veränderungen führen zu einer unkontrollierten Zellteilung und -ausbreitung, was zu einer aggressiven Tumorbiologie beiträgt.

Klassifikation: Medulloblastom-Subtypen und ihre Unterschiede

Die Klassifikation des Medulloblastoms basiert auf histopathologischen und genetischen Merkmalen. Histologisch werden vier Haupttypen unterschieden: klassisches Medulloblastom, desmoplastisch/noduläres Medulloblastom, großzellig/anaplastisches Medulloblastom und extensiv noduläres Medulloblastom. Genetisch wird das Medulloblastom in vier molekulare Subgruppen eingeteilt: WNT-aktiviert, SHH-aktiviert, Gruppe 3 und Gruppe 4. Jede Subgruppe weist unterschiedliche Prognosen und Therapieansprechen auf, was die molekulare Klassifikation für die Therapieplanung besonders wichtig macht.

Symptome des Medulloblastoms: Anzeichen früh erkennen

Die Symptome eines Medulloblastoms variieren je nach Tumorlage und -größe. Häufige Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Ataxie und andere Gleichgewichtsstörungen. Diese Symptome resultieren meist aus einem erhöhten Hirndruck aufgrund der Tumormasse oder einer durch den Tumor verursachten Hydrozephalus. Bei fortgeschrittener Erkrankung können auch neurologische Ausfälle auftreten.

Diagnostik: Wie wird ein Medulloblastom diagnostiziert?

Die Diagnostik des Medulloblastoms umfasst bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT). Diese Methoden ermöglichen die genaue Lokalisation und Bestimmung der Tumorausdehnung. Zudem ist eine Lumbalpunktion zur Liquoruntersuchung häufig erforderlich, um eine mögliche Metastasierung zu beurteilen. Molekulargenetische Analysen sind ebenfalls Teil des diagnostischen Prozesses, um die spezifische Subgruppe des Tumors zu identifizieren und die Therapie entsprechend anzupassen.

Therapieoptionen beim Medulloblastom: Ein Überblick

Die Therapie des Medulloblastoms ist multimodal und umfasst chirurgische Resektion, Strahlentherapie und Chemotherapie. Die chirurgische Entfernung des Tumors ist der erste Schritt und sollte möglichst vollständig erfolgen, um das Risiko eines Rezidivs zu minimieren. Im Anschluss folgt eine Strahlentherapie, die in Kombination mit Chemotherapie durchgeführt wird, um verbleibende Tumorzellen zu eliminieren und die Rezidivrate zu senken. Bei Patienten unter drei bis fünf Jahren wird versucht, die Strahlentherapie zu vermeiden oder zu verzögern, um Langzeitschäden zu minimieren.

Nachsorge: Was passiert nach der Behandlung?

Die Nachsorge nach der Behandlung eines Medulloblastoms ist entscheidend für die Früherkennung von Rezidiven und die Überwachung möglicher Langzeitfolgen der Therapie. Regelmäßige neurologische Untersuchungen und bildgebende Kontrollen sind erforderlich. Zudem sollten Patienten engmaschig auf endokrinologische, neurokognitive und psychosoziale Folgen überwacht werden, um eine umfassende Rehabilitation zu gewährleisten.

Prognose des Medulloblastoms: Überlebenschancen und Risiken

Die Prognose bei Medulloblastom-Patienten hängt stark von der molekularen Subgruppe, dem Stadium bei Diagnose und dem Ansprechen auf die Therapie ab. Die Überlebensrate bei Standardrisiko-Patienten liegt bei über 80 %, während sie bei Hochrisiko-Patienten zwischen 30 und 60 % variiert. Rezidive treten häufig innerhalb der ersten zwei bis drei Jahre nach der Erstbehandlung auf, was die Bedeutung einer intensiven Nachsorge unterstreicht.

Gibt es eine Prophylaxe gegen Medulloblastome?

Aktuell gibt es keine spezifischen prophylaktischen Maßnahmen zur Verhinderung des Medulloblastoms, da die genauen Ursachen der Tumorentstehung noch nicht vollständig verstanden sind. Patienten mit bekannten Tumorprädispositionssyndromen sollten jedoch engmaschig überwacht werden, um eine frühzeitige Erkennung und Behandlung zu ermöglichen.

FAQ

Was ist ein Medulloblastom?

Ein Medulloblastom ist ein bösartiger Hirntumor, der vorwiegend bei Kindern im Kleinhirn auftritt und eine aggressive Behandlung erfordert.

Welche Symptome verursacht ein Medulloblastom?

Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Gleichgewichtsstörungen aufgrund eines erhöhten Hirndrucks.

Wie wird ein Medulloblastom diagnostiziert?

Zur Diagnose werden bildgebende Verfahren wie MRT und CT eingesetzt. Eine Lumbalpunktion und molekulargenetische Tests ergänzen die Diagnostik.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für ein Medulloblastom?

Die Therapie umfasst eine Kombination aus chirurgischer Entfernung, Strahlentherapie und Chemotherapie, angepasst an das individuelle Risiko des Patienten.

Wie ist die Prognose bei Medulloblastomen?

Die Prognose hängt von der molekularen Subgruppe und dem Ansprechen auf die Behandlung ab; die Überlebensraten variieren je nach Risikogruppe.

Literatur:

  • (1) S1-Leitlinie „Medulloblastom im Kindes- und Jugendalter“ (AWMF-Register Nr. 025/009, Stand: April 2018).