Fortschritte bei der Verwaltungsdigitalisierung nicht ausreichend
Vor 2 Jahren ist in Deutschland der erste Corona-Fall aufgetreten – und trotzdem ist in Sachen Digitalisierung von Gesundheitsämtern, Verwaltungen und Schulen nach Ansicht der überwiegenden Mehrheit der Menschen in Deutschland zu wenig passiert. 78,6% der Befragten einer aktuellen repräsentativen Civey-Umfrage (19./20.1.22) sehen keine oder nur geringe Fortschritte bei der Verwaltungsdigitalisierung, 8,1% sind der Meinung, die Lage habe sich sogar im Laufe der Pandemie verschlechtert. Lediglich 6,8% der Menschen erkennen Fortschritte.
Die aktuelle massive Corona-Welle überfordert noch immer viele Gesundheitsämter, die nach wie vor auf Faxgeräte zur Informationsübertragung setzen. So berichtet die Berliner Zeitung (BZ) am 17.1.2022 über die Arbeit des Gesundheitsamtes in Spandau: „Im Zentrum: Ein riesiges Faxgerät, auf dem Corona-Meldungen eingehen, die dann per Hand in den Computer übertragen werden müssen …“. Die Kollegen im Gesundheitsamt Marzahn-Hellersdorf konnten seit dem 10. Januar 2022 keine Corona-Zahlen mehr an das Robert Koch Institut (RKI) und das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) melden. Die entsprechende Datenbank versagte angesichts der rasant anwachsenden Daten den Dienst. An vielen Orten in Deutschland ist die Nachverfolgung von Infektionsketten durch die Gesundheitsämter zusammengebrochen.
Entscheidungen von Politik und Behörden werden teilweise noch immer im Blindflug getroffen, weil auch 2 Jahre nach Beginn der Pandemie eine nebulöse Datenlage herrscht. Nicht nur regelmäßig nach den Wochenenden, sondern vor allem am Jahreswechsel, an dem sich die Omicron-Variante des Virus‘ besonders schnell ausbreitete, fehlten und fehlen verlässliche Daten über die Infektionslage. Gesundheitsverantwortliche kritisieren zudem, dass zwar zwischenzeitlich Daten über Corona-Patienten in Intensivbehandlung erfasst würden, jedoch nicht über die Corona-Patienten, die mit weniger schweren Symptomen in den allgemeinen Abteilungen der Krankenhäuser behandelt werden. Sie klagen, dass man die schlechte Datenlage mittlerweile als unveränderlich hinnähme.
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Erschienen am 20.12.2021 • Entwicklungen und Potenziale der Digitalisierung der Gesundheitsforschung in der neuen Legislaturperiode stehen im Mittelpunkt des Nationalen Digital Health Symposiums 2021.
Erschienen am 20.12.2021 • Entwicklungen und Potenziale der Digitalisierung der Gesundheitsforschung in der neuen Legislaturperiode...
Die Autoren des Buches „Deutschlands digitales Desaster“ Henrik Tesch und Hartwig von Sass erklären dazu: „In den vergangenen zwei Jahres ist versäumt worden, die Digitalisierung der Verwaltung, vor allem der Gesundheitsverwaltung, professionell und konsequent voranzutreiben. Die fehlende zentrale Steuerung aller an der Bekämpfung der Pandemie beteiligten Institutionen und Akteure bleibt die Ursache für fehlenden digitalen Fortschritt und kostet jeden Tag Menschenleben.“Quelle:
TESCH Politische Kommunikation