Sonntag, 30. Juni 2024
Navigation öffnen
Anzeige:
Wefra Programatic
 
Medizin

HER2+ Mammakarzinom: Kann auf eine Chemotherapie verzichtet werden?

HER2+ Mammakarzinom: Kann auf eine Chemotherapie verzichtet werden?
© Mark Kostich – stock.adobe.com
Chemotherapien sind für Brustkrebs-Patient:innen häufig sehr belastend. Eine neue Studie zeigt nun, dass darauf deutlich öfter verzichtet werden kann, wenn der Erfolg einer vorgeschalteten Antikörpertherapie mittels PET/CT-Bildgebung kontrolliert wird (1). Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) plädiert dafür, die PET/CT-Diagnostik in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen aufzunehmen.
Anzeige:
Wefra Programatic
 

PHERGain-Studie: HER2-Blockade mit Trastuzumab und Pertuzumab mittels PET/CT-Diagnostik kontrolliert

An der PHERGain-Studie nahmen insgesamt 356 Brustkrebs-Patientinnen teil. Alle Frauen hatten einen neu diagnostizierten, in einem frühen Stadium befindlichen Brustkrebs, der positiv auf den Oberflächenrezeptor HER2 getestet worden war. Bei den Patientinnen wurde eine duale HER2-Blockade mit Trastuzumab und Pertuzumab durchgeführt. Die Forscher:innen verglichen PET/CT-Aufnahmen von vor Beginn der Antikörpertherapie mit Aufnahmen, die nach den ersten zwei Therapiezyklen angefertigt worden waren. Für die nuklearmedizinische Bildgebung wurde den Patientinnen intravenös 18F-Fluordesoxyglukose verabreicht.
Bei denjenigen Patientinnen, die gut auf die Antikörpertherapie angesprochen hatten, wurde auch im weiteren Verlauf auf eine Chemotherapie verzichtet. Das war bei 80% der Teilnehmerinnen der Fall. Die anderen 20% der Patientinnen, bei denen der Tumor im PET/CT nicht um mindestens 40% an Zuckerumsatz verloren hatte, wurden fortan zusätzlich auch chemotherapeutisch mit Docetaxel und Carboplatin behandelt. In beiden Gruppen wurde der Rest-Tumor nach weiteren 6 medikamentösen Therapiezyklen operativ entfernt – ebenso wie bei einer 3. Gruppe, die von Anfang an mit einer Kombination von Antikörpern und Chemotherapie behandelt worden war. Frauen, deren Tumor komplett verschwunden war, wurden weiterhin Chemotherapie-frei behandelt, wohingegen Frauen, bei denen noch Tumorgewebe nachweisbar war, eine ergänzende Chemotherapie erhielten.

Kein Nachteil durch kontrollierten Verzicht auf Chemotherapie bei HER2+ Brustkrebs

Im Verlauf der Studie zeigte sich, dass der kontrollierte Verzicht auf die Chemotherapie für die Patientinnen keine Nachteile mit sich brachte: Die 3-Jahres-Überlebensrate der Patientinnen, die von vornherein chemotherapeutisch behandelt wurden, war identisch mit der Überlebensrate derjenigen Patientinnen, bei denen zunächst der PET/CT-Scan abgewartet und dann individuell über eine Chemotherapie entschieden worden war; das erkrankungsfreie Überleben war sowohl in der Gruppe mit PET/CT-gesteuerter Therapiereduktion als auch in der Gruppe mit der bisherigen Standard-Chemotherapie exzellent.

Patientinnen, die auf eine Chemotherapie verzichteten, hatten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen

Zu höhergradigen Beschwerden kam es bei 62% der Patientinnen in der Chemotherapie-Gruppe, gegenüber nur 33% in der PET/CT-gestützten Gruppe. Unter Nebenwirkungen, die als schwerwiegend eingestuft wurden, litten 28 bzw. 14%. Bei den Patientinnen, die mithilfe der PET/CT-Bildgebung ganz auf eine Chemotherapie verzichten konnten blieben schwerwiegende Nebenwirkungen weitgehend aus.

BDN: PET/CT-Diagnostik bei Brustkrebs sollte in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen werden

„Diese wichtige Studie weist somit den Weg zu einer schonenderen, auf die Bedürfnisse der jeweiligen Patientin abgestimmten Krebstherapie“, resümiert der BDN-Vorsitzende Prof. Dr. Detlef Moka die Ergebnisse. „Wir gehen davon aus, dass die PET/CT-Diagnostik bei Brustkrebs zügig in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen und damit allen betroffenen Frauen zugänglich gemacht wird“.
 
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

HR+/HER2- eBC: Möglichst präzise Risikoabschätzung für optimale Therapie essenziell

Erschienen am 28.02.2024Welche Risikofaktoren für die Therapie des HR+/HER2- eBC wichtig sind und welche neuen Optionen es für die Therapie gibt, erfahren Sie hier!

Erschienen am 28.02.2024Welche Risikofaktoren für die Therapie des HR+/HER2- eBC wichtig sind und welche neuen Optionen es für die...

© LStockStudio – stock.adobe.com

Quelle: Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V.

Literatur:

(1) Pérez-García J. M. et al. 3-year invasive disease-free survival with chemotherapy de-escalation using an ¹⁸F-FDG-PET-based, pathological complete response-adapted strategy in HER2-positive early breast cancer (PHERGain): a randomised, open-label, phase 2 trial, Lancet 2024, abrufbar unter: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(24)00054-0/abstract, letzter Zugriff: 17.05.2024.


Sie können folgenden Inhalt einem Kollegen empfehlen:

"HER2+ Mammakarzinom: Kann auf eine Chemotherapie verzichtet werden?"

Bitte tragen Sie auch die Absenderdaten vollständig ein, damit Sie der Empfänger erkennen kann.

Die mit (*) gekennzeichneten Angaben müssen eingetragen werden!

Die Verwendung Ihrer Daten für den Newsletter können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft gegenüber der MedtriX GmbH - Geschäftsbereich rs media widersprechen ohne dass Kosten entstehen. Nutzen Sie hierfür etwaige Abmeldelinks im Newsletter oder schreiben Sie eine E-Mail an: rgb-info[at]medtrix.group.