Ergänzung von Bevacizumab zur FTD/TPI-Bhandlung bei Darmkrebs
Bei der Behandlung von metastasierendem
Dickdarmkrebs gilt noch immer die Verabreichung von Trifluridin/Tipiracil (FTD/TPI) als Standard für eine Spätlinientherapie. In aktuellen Studien wird nun die Ergänzung dieser Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Bevacizumab untersucht, um so deren Wirksamkeit weiter zu optimieren. Doch kann diese neue Kombinationstherapie auch ein vermutetes Problem der Standard FTD/TPI-Therapie – geringere Wirksamkeit bei Vorhandensein einer als KRAS G12 bezeichnete Mutation – vermindern? Ein Team aus 5 österreichischen klinischen und akademischen Zentren unter Beteiligung der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems) hat sich nun genau dieser Frage angenommen – und ermutigende Antworten gefunden (1).
KRAS G12: Häufigste Mutation beim metastasierenden Dickdarmkrebs
Tatsächlich ist KRAS G12 die bei weitem häufigste Mutation des metastasierenden Dickdarmkrebses, und eine FTD/TPI-Therapie, die unabhängig von dieser Mutation wirkt, könnte neue Behandlungsoptionen für zahlreiche Betroffene schaffen. Nun hat das österreichische Team Daten von 123 Patient:innen zu deren Behandlungsregime, Therapieerfolg und Mutationsstatus der RAS-Gene erhoben. Über 100 der Betroffenen wurden dabei zuvor mit FTD/TPI plus Bevacizumab behandelt.
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FTD/TPI + Bevacizumab: Wirksamkeit unabhängig vom Mutationsstatus
Zu den Ergebnissen meint PD Dr. Hossein Taghizadeh, PhD, MSc von der Arbeitsgruppe Gastrointestinale Onkologie an der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 1 des Universitätsklinikums St. Pölten, einem der Lehr- und Forschungsstandorte der KL Krems: „Kurz gesagt – unsere Ergebnisse liefern solide Hinweise, dass die Kombination mit Bevacizumab die Wirksamkeit der FTD/TPI-Behandlung unabhängig vom Mutationsstatus von RAS entfaltet – und das auch bei Vorkommen von KRAS G12. Damit würde der großen Anzahl Betroffener mit dieser Mutation tatsächlich eine bessere Behandlungsoption offenstehen.“
Kein signifikanter OS-Unterschied zwischen KRAS-Wildtyp und KRAS G12 Mutation
Im Detail ergab die Auswertung, dass der Median des Gesamtüberlebens (OS) bei Betroffenen mit der Wildtypform von RAS bei 9,63 Monaten lag, während die Gruppe der Betroffenen mit RAS-Mutationen ein OS von 8,78 Monaten aufwies. Dieser Unterschied ist statistisch nicht signifikant. „Wir haben dann auch noch das Gesamtüberleben von Betroffenen mit ausschließlich der KRAS G12 Mutation mit jenem von allen anderen Patient:innen – also denen, die andere RAS-Mutationen oder das Gen in Wildtypform trugen – verglichen,“ führt PD Dr. Taghizadeh, PhD, MSc weitere Details der Studie aus. „Dabei zeigte sich auch hier, dass das Gesamtüberleben sich statistisch nicht unterschied. Ein klarer Hinweis darauf, dass die Ergänzung von FTD/TPI mit Bevacizumab auch bei Tumoren mit RAS-Mutationen, insbesondere KRAS G12, eine Verbesserung in der Behandlung ermöglichen kann.“
Gemeinsam gelang dem Team mit der nun publizierten Studie ein international beachtetes Ergebnis, das von hoher Bedeutung für die Therapie des metastasierten Kolorektalkarzinoms ist. Neben der KL Krems waren an dieser Studie in Österreich das Ordensklinikum und die Johannes Kepler Universität in Linz, die Medizinische Universität Graz sowie die Landeskrankenhäuser Wiener Neustadt und Rohrbach beteiligt.