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Medizin

DKK 2024: Deutsche Krebshilfe stellt Förderschwerpunkt „Präklinische Wirkstoffentwicklung“ vor

DKK 2024: Deutsche Krebshilfe stellt Förderschwerpunkt „Präklinische Wirkstoffentwicklung“ vor
© mojo_cp - stock.adobe.com
Aus dem Forschungslabor ans Krankenbett – bis ein Krebserkrankter mit einem neuen Medikament behandelt werden kann, durchläuft es eine Reihe von vorklinischen Tests, um zu gewährleisten, dass es wirksam und gleichzeitig sicher ist. Diese Studien sind sowohl zeit- als auch kostenintensiv. Daher ist die Erforschung neuer Wirkstoffe bei seltenen und schwer therapierbaren Krebserkrankungen für die pharmazeutische Industrie oftmals nicht rentabel. Diese Lücke will die Deutsche Krebshilfe nun angehen. Auf dem 36. Deutschen Krebskongress 2024 stellte sie ihren neuen Förder- und Forschungsschwerpunkt „Präklinische Wirkstoffentwicklung“ vor, mit dem sie 3 umfänglich angelegte Projekte zur Entwicklung neuartiger Krebstherapeutika mit insgesamt 20 Millionen Euro für 5 Jahre fördert.
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Entschlüsselung der molekularen Mechanismen als Basis für die Entwicklung neuer zielgerichteter Krebsmedikamente

Die universitäre Grundlagenforschung arbeitet mit Hochdruck an der Entschlüsselung der molekularen Mechanismen, die Krebszellen von gesunden Zellen unterscheiden. Dieses Wissen ist die Basis, um neue, zielgerichtete Krebsmedikamente zu entwickeln und in klinischen Studien zu testen. Hier setzt der neue Förderschwerpunkt der Deutschen Krebshilfe, insbesondere im Hinblick auf seltene Tumorerkrankungen, an. Prof. Dr. Stefan Knapp vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt am Main – einer der Projektleiter – erklärt hierzu: „Die Entwicklung und Erprobung neuer Wirkstoffe ist schlicht und ergreifend teuer und zeitaufwändig. Die Industrie forscht nur zögerlich an innovativen Behandlungsmöglichkeiten für seltene Tumorerkrankungen. Die universitäre Forschung ist in dieser Hinsicht unabhängiger. Doch hier fehlen oftmals die Strukturen, um die Entwicklung neuer Medikamente von der Idee bis hin zur klinischen Studie durchzuführen.“ Der neue Förderschwerpunkt der Deutschen Krebshilfe biete universitären Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern daher eine einzigartige Möglichkeit, Wegbereiter für Krebsmedikamente zu sein, deren Entwicklung für Pharmafirmen nicht lukrativ genug ist.  

Im Fokus: Immuntherapien und Small Molecules

Das neue Förderprogramm fokussiert sich auf die Entwicklung von Wirkstoffen, die im Rahmen von Immuntherapien eingesetzt werden können, sowie sog. niedermolekularer Wirkstoffe. Diese können aufgrund ihrer sehr geringen Größe direkt in kranke Zellen eindringen und dort wirken. Während Immuntherapien erst seit wenigen Jahren für die Krebstherapie zugelassen sind, sind niedermolekulare Wirkstoffe per se nicht neu im Arzneimittelschrank. Doch die stetig wachsenden Erkenntnisse über molekulare Steuerungsprozesse in Tumorzellen liefern neue, vielversprechende Angriffspunkte für Medikamente. Mit diesem Wissen entwickeln die Forschungsteams in den geförderten Projekten Wirkstoffe für Tumoren, die aufgrund von Resistenzen auf bisher gängige Therapeutika nicht ansprechen. Zudem soll die zielgenaue Wirkung der neu entwickelten Arzneimittel die Nebenwirkungen der Therapie reduzieren.

Ein Netzwerk für innovative Wirkstoffentwicklung

Mit ihrem neuen Förderschwerpunkt schafft die Deutsche Krebshilfe zudem ein Netzwerk, von dem auch andere onkologische Arbeitsgruppen in Deutschland profitieren sollen, die Unterstützung bei der Entwicklung von neuen Wirkstoffen gegen Krebs benötigen. Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, sagt: „Wir müssen auch für Patienten mit seltenen Tumorerkrankungen gute Therapiemöglichkeiten haben, an deren Entwicklung die Industrie nicht unbedingt Interesse zeigt. Mit unserem neuen Forschungsschwerpunkt schaffen wir eine Pipeline für die Entwicklung innovativer Wirkstoffe – abseits von wirtschaftlichen Interessen.“
 
 

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Die Deutsche Krebshilfe fördert die Verbundprojekte „CAR Factory“, „THUNDER“ und „TACTIC“

1. Tumorzellen entstehen aus gesunden Zellen und entwickeln dabei Mechanismen, um der Immunantwort zu entgehen. Bei der Chimären Antigenrezeptor-(CAR)-Zell-Therapie werden Immunzellen gentechnisch so verändert, dass sie tumorspezifische Oberflächenmarker erkennen und die erkrankte Zelle zerstören. Diese Therapie ist bisher jedoch nur bei bestimmten Blut- und Lymphdrüsenerkrankungen zugelassen. Dort setzt das Projekt „CAR FACTORY: Eine Hochleistungsplattform zur Entwicklung genetisch optimierter CAR-T- und NK-Zelltherapien gegen Krebs“ an. Das Ziel der Forschenden ist es, CAR-Zellen zu entwickeln, die gegen bisher schwer therapierbare Tumoren eingesetzt werden können, zum Beispiel beim Triple-negativen Brustkrebs. Sprecher des Forschungsverbundes: Professor Dr. Michael Hudecek (Universitätsklinikum Würzburg), Professorin Dr. Evelyn Ulrich (Universitätsklinikum Frankfurt am Main)
2. Fast alle bisher zugelassenen Immuntherapien basieren auf der Nutzung von Antikörpern. Antikörper zirkulieren im Blutsystem und erkennen Krankheitserreger nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Sie markieren diese dann für das Immunsystem, das sie daraufhin zerstört. Bei der Immuntherapie werden sogenannte monoklonale Antikörper eingesetzt, die Tumorzellen markieren und so zu deren Zerstörung beitragen sollen. Aufgrund ihrer Größe sind Antikörper jedoch nicht für die Behandlung aller Tumorarten gleichermaßen geeignet. Forschende des Projekts „Nationales Zentrum für Nanobody Tumor Theranostika (THUNDER)“ entwickeln daher Nanokörper als Wirkstoff in der Krebstherapie. Nanokörper bestehen nur aus einer Untereinheit der Antikörper und sind daher nur etwa ein Zehntel so groß. Dadurch können sie leichter durch das Gewebe wandern und auch schlecht durchblutete Tumoren erreichen. Sprecherin des Forschungsverbundes: Professorin Dr. Katja Weisel (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), Professor Dr. Michael Hölzel (Universitätsklinikum Bonn)
3. Bei Tumorzellen sind viele Mechanismen der normalen Zellfunktion gestört. Sind diese fehlgesteuerten Prozesse bekannt, bieten sie einen möglichen Angriffspunkt für Tumortherapien. In vielen Fällen gibt es aber noch keine passenden Medikamente. Im Rahmen des Kooperationsprojekts „Onkogene Transkription als Zielstruktur für neue Krebstherapien (TACTIC)“ entwickeln Forschende daher Medikamente, die zelluläre Mechanismen regulieren. So sollen genetische Schalter identifiziert und beeinflusst werden, die mit der Entwicklung von Krebs in Verbindung stehen. Dieser Ansatz soll eine präzisere Intervention gegen Krebs ermöglichen. Sprecher des Forschungsverbundes: Professor Dr. Stefan Knapp (Goethe Universität Frankfurt am Main).

Quelle: DKK 2024


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