Verringerte Überlebenschance für Krebspatient:innen durch Anorexie
Anorexie, der Verlust des Appetitgefühls, betrifft 40 bis 60% der Krebspatient:innen. Hinzu kommt, dass viele Chemotherapie-Medikamente die ohnehin schon bestehende Appetitlosigkeit verstärken. Als Folge einer Anorexie kann
Unterernährung auftreten, die schwere körperliche Schäden verursachen kann. Dies kann die Toleranz gegenüber einer Chemotherapie indirekt verringern und die Überlebenschancen von Krebspatient:innen negativ beeinflussen. Besonders bei Magen-, Darm- und Lungenkrebs tritt Anorexie häufig auf.
Studie untersucht Olanzapin bei chemotherapiebedingter Anorexie
In einer randomisierten, kontrollierten Studie wurde der Einsatz von Olanzapin bei Krebspatient:innen mit Anorexie untersucht (1). Dabei handelt es sich um ein Neuroleptikum mit antagonistischer Wirkung gegenüber Dopamin- und Serotoninrezeptoren. Das Medikament wird in der psychiatrischen Behandlung, vor allem bei schizophrenen Psychosen oder der Bipolaren Störung, eingesetzt. Eine in diesem Zusammenhang als unerwünscht geltende Nebenwirkung bei der Behandlung mit Olanzapin ist eine häufig starke Gewichtszunahme. Diese Nebenwirkung wurde bereits für die Behandlung von Magersucht (Anorexia nervosa) genutzt. Nun haben Wissenschaftler:innen untersucht, ob das Medikament auch bei chemotherapiebedingter Anorexie eingesetzt werden kann. Für die Studie wurden Patient:innen mit unterschiedlichen Krebserkrankungen randomisiert 1:1 aufgeteilt und erhielten eine Chemotherapie mit entweder Olanzapin oder einem Placebo. Beide Gruppen erhielten außerdem eine
Ernährungsberatung.
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Erschienen am 27.03.2023 • Welche Lebensmittel sollte man bei einer Krebserkrankung essen? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie hier!
Erschienen am 27.03.2023 • Welche Lebensmittel sollte man bei einer Krebserkrankung essen? Antworten auf diese und weitere Fragen...
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Mehr Gewichtszunahme und höhere Lebensqualität in der Olanzapin-Gruppe
Die Zunahme des Appetits wurde mit 2 unterschiedlichen Bewertungssystemen untersucht: Die Patient:innen schätzten auf einer visuellen Analogskala (VAS) ihren Appetit selbst ein, daneben wurden die Symptome in einem speziellen Fragebogen erfragt (Functional Assessment of Chronic Illness Therapy system of Quality-of-Life questionnaires Anorexia Cachexia subscale, FAACT ACS). Insgesamt nahmen 112 Patient:innen an der Untersuchung teil. Die Studie ergab einen höheren Anteil von Patient:innen mit einer Appetitzunahme und einer Gewichtszunahme über 5% in der Olanzapin-Gruppe im Vergleich zur Placebogruppe (1):
- Gewichtszunahme ≥ 5%:
- Olanzapin: 60%
- Placebo: 9%; p < 0,001
- Verbesserung des Appetits nach VAS
- Olanzapin: 43%
- Placebo: 13%; p < 0,001
- Verbesserung des Appetits nach FAACT ACS Werte ≥37:
- Olanzapin: 22%
- Placebo: p = 0,004
Zudem wurde die Lebensqualität und der Ernährungsstatus in der Olanzapin-Gruppe positiver bewertet, während die Chemotoxizität mit dem Neuroleptikum geringer ausfiel (1).
Die Autoren schlussfolgerten, dass die Behandlung mit Olanzapin eine einfache, kostengünstige und gut verträgliche Maßnahme sei, die Appetit und Gewicht bei neu-diagnostizierten Patient:innen unter Chemotherapie deutlich verbessere.
(1) Sandhya L. et al. Randomized Double-Blind Placebo-Controlled Study of Olanzapine for Chemotherapy-Related Anorexia in Patients With Locally Advanced or Metastatic Gastric, Hepatopancreaticobiliary, and Lung Cancer. J Clin Oncol. 2023, Abrufbar unter: https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO.22.01997, Letzter Zugriff: 14.09.2023.