Hoher Bedarf an verbesserten Behandlungsmöglichkeiten von Glioblastomen
Glioblastome sind die häufigsten und aggressivsten bösartigen Gehirntumore. Durch die operative Entfernung des Tumors und die zusätzliche
Strahlen- und
Chemotherapie lässt sich meist keine vollständige Heilung erreichen. Die Lebenserwartung der Patient:innen ist stark verkürzt und der Bedarf nach besseren Behandlungsmöglichkeiten entsprechend hoch.
Neue Antikörper-Radionuklid-Kombination kann die Lebenserwartung von Glioblastom-Patient:innen verbessern
Eine neue Kombination aus einem Antikörper, der Krebszellen gezielt entdeckt, und einem Radionuklid weckt bei Reinhard Zeidler, Wissenschaftler bei Helmholtz Munich und am LMU Klinikum, Hoffnung: „Wir glauben, dass wir mit diesem Antikörper Glioblastome besser therapieren und die Lebenserwartung von Betroffenen verlängern können“.
Neuer Antikörper ermöglicht präzisen Angriff auf Tumorzellen
Der verheißungsvolle Antikörper ist das Ergebnis aus vielen Jahren Grundlagenforschung. „Ohne ein großes Maß an Ausdauer hätten wir diesen Antikörper nicht bis hierher entwickeln können“, so Zeidler. „Er eignet sich deshalb so gut für die Krebstherapie, weil er Tumorzellen wesentlich präziser von gesunden Zellen unterscheiden kann als etwa eine Chemotherapie. Eine Behandlung verspricht deshalb deutlich weniger Nebenwirkungen.“
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Erschienen am 20.01.2023 • Forschende haben ein Modell zur besseren Vorhersagbarkeit des Wachstum von Glioblastoma multiforme Tumoren entwickelt. Mehr dazu lesen Sie hier!
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Die Antikörper-Radionuklid-Kombination wird in einer klinischen Studie untersucht
Kombiniert mit einem
Radionuklid, das die gezielt anvisierten Krebszellen mit seiner Strahlung zerstört, geht der neue Wirkstoffkandidat in eine klinische Studie durchgeführt vom Universitätsklinikum Münster und geleitet von Prof. Walter Stummer. „Unser Ziel ist es, verbleibende Krebszellen, die mit der klassischen Behandlung nicht entfernt oder zerstört werden konnten, endgültig zu eliminieren“, erklärt Zeidler. So soll das Medikament ein erneutes Wachstum des Tumors verhindern oder zumindest zeitlich verzögern.
Strahlung des Radionuklids führt zur Zerstörung der Krebszellen
Der Antikörper bindet spezifisch an das Enzym Carboanhydrase XII, das im Gehirn ausschließlich auf Krebszellen vorkommt – vermutlich, weil es von großer Bedeutung für deren schnelles Wachstum ist. Gekoppelt an Lutetium-177, einen radioaktiven Strahler, hat der Antikörper einen doppelten Effekt: Zum einen hemmt es das Enzym, zum anderen dirigiert er das Lutetium-177 spezifisch an die Tumorzellen, die durch die Standardtherapien nicht eliminiert werden konnten und die den Ursprung eines neuen Tumors bilden. Die beim radioaktiven Zerfall von Lutetium-177 freigesetzte Strahlung zerstört die Tumorzellen in der unmittelbaren Umgebung.
Studienstart zur Antikörper-Radionuklid-Kombination in deutschen Kliniken
Neben dem Universitätsklinikum Münster bieten die Unikliniken in Essen, Köln und Würzburg Behandlungen im Rahmen dieser klinischen Studie an. Die Patient:innenrekrutierung für die Studie läuft derzeit.