Diagnose mit Hilfe des Liquors – unabhängig von einer OP
Eine der Förderungen fließt in das Forschungsvorhaben SOUP (Scanning the liquids of paediatric brain tumour patients to personalize treatment). Darin geht es um die Entwicklung eines zuverlässigen molekularen, minimal-invasiven Tests für Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen, der eine genaue Untersuchung des Krebses unabhängig von einer Operation ermöglicht. Das internationale Forscherteam, an dem insgesamt 14 Zentren in 7 Ländern beteiligt sind, analysiert dafür Erbgut-Fragmente aus dem Nervenwasser. Das Projekt wird von FKC mit 1.998.000 Euro finanziert.
„Wir haben uns in meiner Arbeitsgruppe schon lange damit beschäftigt, die Diagnostik von Hirntumoren mithilfe des Liquors durchzuführen. Nun ist es uns gelungen, winzigste Mengen freier DNA nachzuweisen und zu analysieren“, so Prof. Ulrich Schüller, der am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg die Arbeitsgruppe Entwicklungsneurobiologie und Pädiatrische Neuroonkologie leitet. Der entscheidende Schritt nach vorne gelang durch die sogenannte Nanopore-Sequenzierung. Mit diesem Verfahren konnten an zellfreier DNA aus dem Gehirnwasser (Liquor) der Patient:innen charakteristische Tumorsignaturen nachgewiesen werden. Die DNA stammt aus zugrunde gegangenen Tumorzellen im Gehirn. Wenn sie absterben, gelangt ihre Erbsubstanz in den Liquor.
Neuen Medikamenten gegen Hirntumoren auf der Spur
Die zweite Förderung fließt in das Projekt EUROPE (Exploring unknown relapse origins in paediatric Ependymoma). Es konzentriert sich auf die dritthäufigste Art bösartiger Hirntumoren im Kindesalter,
Ependymome. Kommt es bei ihnen zu einem Rückfall, sind die Überlebenschancen für die betroffenen Kinder bislang gering. Die wissenschaftliche Koordination des Projektes liegt bei David Ghasemi, Arzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Wissenschaftler am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg in der AG Schüller sowie am „Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ). Im Rahmen von EUROPE sollen Untersuchungen von Tumormaterial die zellulären Mechanismen bei Rückfällen aufdecken und neue Schwachstellen in der Tumorbiologie identifiziert werden. „Wir sind überzeugt, dass die Entwicklung neuer, wirksamer Medikamente gegen das Ependymom nur gelingen kann, wenn wir die biologischen Grundlagen dieser komplexen Tumorart wirklich verstehen. Dazu wollen wir mit EUROPE einen entscheidenden Beitrag leisten", so David Ghasemi. EUROPE wird mit 878.000 Euro gefördert; an dem Projekt sind 4 Zentren aus Deutschland und den Niederlanden beteiligt.
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KI-gestützte Krebsdiagnose für Kinder und Jugendliche mit Hirntumoren
Erschienen am 23.03.2023 • Ein KI-basiertes Verfahren kann die Diagnose von Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen verbessern. Mehr dazu lesen Sie hier!
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Nationale sowie internationale Forschungszusammenarbeit von großer Bedeutung
Wiebke Cramer, Geschäftsführerin des Forschungsinstituts Kinderkrebs-Zentrum Hamburg, unterstreicht die Bedeutung der Förderungen im Rahmen von nationaler und internationaler Forschungszusammenarbeit: „Die Fallzahlen bei kindlichen Krebserkrankungen sind sehr gering. Gleichzeitig sind sie die Patienten, die möglichweise die meisten Lebensjahre verlieren oder am längsten mit
Spätfolgen der Therapie leben müssen. Deshalb ist Unterstützung für die Kinderkrebsforschung so wichtig. Wir freuen uns sehr, die Forschung in starker Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen vorantreiben zu können.“
Förderung länderübergreifender Studien und Projekte
„Fight Kids Cancer“ ist ein europäisches Programm, das von gemeinnützigen Einrichtungen getragen wird, die sich für die Bekämpfung von Krebs im Kindesalter und für die Unterstützung betroffener Familien einsetzen. Gefördert werden länderübergreifende frühe klinische Studien und kliniknahe Forschungsprojekte, die das Potenzial haben, die Situation krebskranker Kinder nachhaltig zu verbessern. Dafür haben sich 5 Förderorganisationen zusammengeschlossen, wobei Imagine for Margo (Frankreich), KickCancer (Belgien), Fondatioun Kriibskrank Kanner (Luxemburg), CRIS (Spanien) und Kika (die Niederlande) die Spendengelder aus Benefizaktionen wie beispielsweise Wohltätigkeitsläufen erhalten.